Cover des Buches Gegen einsam (ISBN: 9783854526797)
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Rezension zu Gegen einsam von Daniela Meisel

Rezension zu "Gegen einsam" von Daniela Meisel

von erdbeerliebe. vor 12 Jahren

Rezension

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erdbeerliebe.vor 12 Jahren
Gegen einsam von Daniela Meisel ist im Grunde genommen ein einsames Buch über zwei Außenseiter, die sich nicht so recht zwischen den Sprüchen "Zweisam ist besser als einsam" und "Zweisam einsam" entscheiden können. Manuel ist ein sehr durschnittlicher Mensch - durchschnittlich groß, durchschnittlich begabt, durchschnittlich interessant. Im Mittelpunkt stehen ist ihm ein Fremdwort. Erst als ihm auffällt, dass er auch durchschnittlich so viele Gegenstände eines Menschen seines Alters besitzt ergreift ein Gedanke ihn am Nacken: Er möchte doppelt so viele Dinge besitzen. Maja ist die zweite Protagonistin dieses Buches. Maja, die eigentlich Felicitas heißt, arbeitet in einer Anwaltskanzlei und zwingt sich jeden Tag ins Büro. Ihre einzige richtige Freundin ist eine taubstumme alte Dame, in ihrer Freizeit besichtigt sie WG Zimmer. Im Gegensatz zu Manuel sammelt sie keine Gegenstände, sondern flüchtige menschliche Begegnungen. Als sich Manuel und Maja endlich begegnen machte es zu meiner Überraschung nicht BÄNG - es war absolut nicht wie im Kino - die beiden können sich nicht mal besonders gut leiden. Erst in späteren Treffen wurde ihnen klar wie sehr sie sich gegenseitig (unbewusst) brauchen, ja geradezu unterstützen um sich aus ihrem jetzigen Dasein zu befreien. Der Erzählstil Daniela Meisels Buch ist einfühlsam. Mit einfachen Worten die viel beschreiben, aber nicht zu viel verraten schafft sie es, mich in eine Welt eintauchen zu lassen die gleichzeitig melancholisch als auch gewöhnlich ist. Gegen einsam zeichnet das Portrait zwei normaler Menschen, wie man ihnen schon oft begegnet ist. Es fiel mir leicht mich sowohl in Manuel als auch in Maja hineinzuversetzen. Dennoch gab es an Manuel Züge, die mich zum Nachdenken brachten - die Art, wie er auf andere Menschen und auf Majas Zuneigung reagierte, brachten mich zu der Annahme in ihm einen Asperger (eine milde Form des Autismus) zu vermuten. Immer wieder ertappte ich ihn in Situationen, in denen er soziale Situationen miss- oder fehldeutete und sich in 'sinn'losen Beschäftigungen (wie dem Ersteigern von Gegenständen bei Ebay) vertiefte, bei denen andere Menschen schnell das Interesse verlieren würden. Die Autorin erschafft mit dem Buch Gegen einsam ein Bild der der modernen Gesellschaft unserer Zeit - in einer Welt des Konsums, geprägt von flüchtigen Begegnungen, in der oft die Einsamkeit regiert. Die Menschen finden nur noch wenig Zeit um sich mit mehr als ihrem eigenen Ego zu beschäftigen und wenn sie es doch schaffen, stellen sie meistens hohe Anforderungen an ihr Gegenüber. Dennoch ist Daniela Meisels Buch in seiner Botschaft nicht anklagend oder moralisch - sondern ganz wie das Leben selbst: gewöhnlich und doch eindrucks- und gefühlvoll. Meine Meinung: Gegen einsam ist ein einsames, aber eindrucksvolles Buch, das mit gewöhnlichen Worten viel beschreibt und dennoch sehr realistisch bleibt, sodass man sich selbst ohne Probleme in beiden Hauptfiguren widerfinden kann. Eine Empfehlung für alle, die entweder selbst einsam oder sensibel für Literatur, die 'mit wenig viel' beschreiben kann, sind.
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