Die Städterin Daniela Nuber möchte mal aus ihrem Bürojob ausbrechen, sich eine Auszeit nehmen und auf einer Alm als Sennerin die Sommermonate verbringen. Sie bewirbt sich auf einem Onlineportal, kommt in die engere Auswahl, besucht die Bauersleute in Tirol und nimmt den Job an. Leider ist das alles kein Zuckerschlecken. Die Autorin wird die erste Zeit angelernt, dann muß sie alleine für die Kühe sorgen, Melken, die Milch zum Abtransport bereit halten. Es gibt keinen Strom, der Ofen muß mit Holz beheizt werden, nicht immer strahlt die Sonne und beim kalten Regenwetter muß die Arbeit auch gemacht werden. In wirklich unbeschönigter Weise erzählt Daniela Nuber von ihrem Alltag auf der Alm. Ausgebüchste Kühe müssen eingefangen werden, Krankheiten behandelt werden. Sie lernt Kräuter und dessen Heilwirkung kennen. Erfährt die Hilfsbereitschaft der Sennerinnen von den anderen Almen. Am Ende dieses Sommers fällt ihr der Abschied schwer. Das Buch wird von den vielen wunderschönen Fotos aufgelockert. Beim Betrachten der grandiosen Naturaufnahmen möchte man selbst auf der Bank vor der Hütte sitzen. Ein Buch, das uns den Alltag einer Sennerin näher bringt, man erfährt sehr viel über Kühe und Kälber, ein Sehnsuchtsort, wo die Technik noch nicht Einzug gehalten hat.
Daniela Nuber
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Mein Almsommer
Neue Rezensionen zu Daniela Nuber
Ein Buch wie ein Sog - auch wenn der Titel etwas Rosamunde Pilcher-mäßig anmutet und ich mich sehr überwinden musste, das geschenkte Buch anzulesen, konnte ich es dann nicht mehr weglegen und schmökerte den Reise-/Tier-/Aussteiger-Erfahrungsbericht an einem langen Abend durch.
Daniela Nuber hat es einfach gemacht: Job gekündigt, Sennerin für einen Sommer geworben, dafür gibt es eigene Online-Bewerbungsportale, wer hätte das gedacht. Wie dem auch sei, Sie verbringt fortan mehrere Monate (Juni bis August) zunächst unter bäuerlicher Unterweisung, dann allein und mit Hilfe der Sennerinnen der Nachbarhöfe auf der Alm - und wir sind hautnah dabei. Es geht um kranke Katzen und kalbende Kühe, um die Meisen der Einheimischen (und davon haben Tiroler eine Menge zu bieten), um Sonnenaufgänge am Vordach der Welt, die Tücken der Natur und das unbeschreibliche Gefühl, im Starkregen knietief in der Scheiße zu stehen, wortwörtlich. Ein Tolles Buch, das Lust macht auf mehr, gut lektoriert und stimmungsvoll bebildert - leider fehlen von sehr sehr eindrücklich beschriebenen Ereignissen die zu erwartenden, herbeigesehnten Fotos, aber nun - auf der Alm hat man eben nicht immer die Digicam dabei.
Einziger aber recht großer Wermutstropfen: die Autorin schneidet kurze Auseinandersetzungen mit der Lebensmittelindustrie und deren Methoden immer mal wieder an, führt sie aber nie zu Ende, ganz so, als ginge es ihr eben tatsächlich nur um ihre eigene Erfahrung, nicht aber um die der Lebewesen, die sie, wie sie betont so sehr liebt und achtet. Da werden eben die kleinen Stierkälbchen "mit vielen anderen Stierkälbchen auf einem großen Transport nach Italien gefahren, wo sie gepäppelt werden, bis sie das doppelte wiegen" --- Und man fasst sich an den Kopf. Gemästet wären die, Daniela, nach langen qualvollen Stunden im Viehtransporter. Wie man drei Monate täglich um fünf Uhr früh "seine" Kühe zur Weide führen kann und dann noch solche Sätze schreiben, wird sich mir nicht erschließen. Nichts desto weniger, abgesehen von zwei derartigen sehr sehr kurzen Aussetzern ein enorm lesenswertes Buch.