Rezension zu "Das Tulpenvirus" von Daniëlle Hermans
Gleich vorweg, ich liebe Tulpen und das Cover, das eine verwelkende Tulpe zeigt, hat mich voll angefixt. Ich habe schon einige historische (Kriminal)Romane zur Tulpenmanie gelesen. Daher wollte ich mir dieses als Thriller bezeichnete Buch nicht entgehen lassen. Vor allem der Titel kann auf zwei Arten interpretiert werden: Zum einen als ansteckende Krankheit, wenn es um Gier geht und zum anderen verursacht(e) ja das Tulpenmosaikvirus, die unverwechselbare Zeichnung der Semper Augustus.
Worum geht’s?
Wie unschwer zu erraten ist - um Tulpen, genauer gesagt um die Semper Augustus, eine rot-weiß geflammte Tulpe, die während der Hochzeit der Tulpenspekulation um 1637 Höchstpreise erzielte. Für eine einzige Zwiebel dieser besonderen Tulpe wurden rund 10.000 Gulden bezahlt und das in einer Zeit, in der das Jahreseinkommen eines Handwerkers 250 Gulden betrug. Die Geschichte der als „Tulpenwahn“ bekannte Spekulationsblase, die im Februar 1637 plötzlich platzt und Abertausende in den Ruin treibt, ist hier sehr gut recherchiert und beschrieben.
Der zweite Handlungsstrang, spielt in der Gegenwart. Mehrere Personen werden grausam ermordet. Zunächst ist das Motiv unklar, kristallisiert sich aber als Jagd nach der angeblich letzten Zwiebel, der als ausgestorben geltenden Tulpensorte, heraus. Wie man weiß, ist das Klonen von Pflanzen oder Lebewesen längst möglich. Doch ist das „Wiederbeleben“ der Semper Augustus das einzige Motiv? Wenn es gelänge, Millionen von geklonten BLumenzwiebel zu erzeugen, verlöre die kostbare Tulpe nicht an Wert, wenn Hinz und Kunz eine solche besäßen?
Meine Meinung:
Es sind schin zahlreiche Bücher über den Tulpenwahn geschrieben worden, historische (Kriminal)Roman und aktuelle Krimis. Dieser hier ist leider in der Umsetzung nicht so toll gelungen. Der historische Teil hat mir ganz gut gefallen, denn er gibt Hinweise auf die politischen Gegebenheiten in Europa. Es tobt der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), der ganze Landstriche Europas verwüstet. Die Herrscher brauchen Geld. Was liegt daher näher, als die Euphorie und die Gier rund um die Tulpen auszunützen und gleichzeitig religiöse Botschaften zu verbreiten?
Der zweite Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt ist für mich persönlich eher unausgegoren. Es scheinen Anleihen an Dan Brown oder James Bond genommen worden zu sein. Eine Schnitzeljagd um eine vertrocknete und verschimmelte Tulpenzwiebel aus dem 17. Jahrhundert sowie sinistre Kräfte, die nach der Weltherrschaft streben, dafür aber jede Menge Geld brauchen. Da kommt die Legende um die Semper Augustus und deren „Wiederauferstehung“ gerade recht. Ähnliches kann man, besser erzählt, schon woanders lesen.
Auch die Charaktere erscheinen ziemlich blass. Keine hat mich so richtig fasziniert. Für mich entbehrlich ist die halb-romantische Nebenhandlung der Dreiecksgeschichte Emma/Alec/Damian, weil sie auf mich ein wenig unterentwickelt wird. Auch die Ermittler von Scotland Yard, Wainwright und Dawn, stolpern irgendwie nur halbherzig durch die Story.
Wer, so wie ich, sich für Tulpen und ihre spannende Geschichte interessiert, wird wohl auf andere Bücher wie Jörg Kastners "Tulpe des Bösen", „In Zeiten des Tulpenwahns“ (Susanne Thomas), „Tulpengold“ (Eva Völler) oder „Tulpenfieber“ von Deborah Moggach zurückgreifen müssen. Wer sich an wunderschönen Fotos erfreuen will, dem seien „Tulpen“ von Jane Eastoe und das gleichnamige Buch von Peter Arnold ermpfohlen.
Fazit:
Es gibt bessere Krimis zum Tulpenwahn, daher kann ich hier leider nur knappe 3 Sterne geben.