Rezension zu "Neun Leben" von Danyan Chen
Eine Kindheit in Shanghai zur Zeit der Kulturrevolution
In einem Jugendbuch hat Chen Danyan ihre Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend bis zum Ende der Kulturrevolution niedergeschrieben. Das Buch kann gut auch von Erwachsenen gelesen werden, denn eigentlich erfordert es zumindest ein Basiswissen zur Kulturrevolution, das aber auch im Nachwort geliefert wird. Ich konnte auch nicht mit allen Namen und Fakten etwas anfangen und hätte mir gewünscht, das Nachwort wäre ein Vorwort gewesen.
Die kleine Chinesin, genannt Sansan, lebt mit ihren beiden Brüdern und den Eltern in Shanghai. Als sie sieben und in der ersten Klasse ist, beginnt die Kulturrevolution. Aus Kinderaugen einerseits, aber auch mit einer sehr genauen Auffassungs- und Beobachtungsgabe nimmt sie war, wie die Menschen um sie herum immer weiter 'verfallen', ihren Lebensmut verlieren, sich auch äußerlich verändern und sich z.T. sogar das Leben nehmen oder verschleppt oder gedemütigt werden. Mal sind es die einen, mal die anderen - Angst haben alle. Es wird denunziert, durchsucht, zerstört, erniedrigt.
Insgesamt ist das Buch sehr packend, da es am Beispiel der kleinen Sansan und ihrer Umgebung die Schrecken der Kulturrevolution exemplarisch, aber sehr gut nachvollziehbar beschreibt. Es werden dabei alle Seiten beleuchtet, denn viele Menschen waren ja auch sehr begeistert dabei, oft, bis es sie selbst auch traf.
Am Schluss plätschert das Buch etwas dahin, es kommt ohne Höhepunkt aus, und auch der Schluss hat wenig Nachwirkung. Aber es ist eben keine reine Fiktion, sondern mehr oder weniger ein Tatsachenbericht aus der Sicht eines Kindes.
Ich finde 'Neun Leben' unbedingt lesenswert für alle, die sich für die Kulturrevolution interessieren. Es hat einige Schwächen, aber es verdient trotzdem 5 Sterne aus meiner Sicht. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, wie Jugendliche dieses Buch lesen und verstehen würden.