Cover des Buches Rebecca (ISBN: 9783596902750)
Rodrik-Andersens avatar
Rezension zu Rebecca von Daphne Maurier

Durchhaltevermögen wird mit starkem Finale belohnt

von Rodrik-Andersen vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Durchhaltevermögen wird mit starkem Finale belohnt.

Rezension

Rodrik-Andersens avatar
Rodrik-Andersenvor 6 Jahren

In Monte Carlo lernt die namenlose Protagonistin, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, den englischen Aristokraten Maxim de Winter kennen. Die beiden heiraten und kehren auf seinen Herrensitz Manderley zurück. Dort muss sie sich mit Maxims erster Ehefrau Rebecca auseinandersetzen, die trotz ihres Todes allgegenwärtig ist und von einigen Bediensteten immer noch verehrt wird.

Ich weiß nicht mehr genau, wo und wie ich über dieses Buch gestolpert bin. War es in einem Vlog oder in einem Blog? Auf jeden Fall ist mir die Erwähnung nachhaltig im Gedächtnis geblieben, weshalb ich mir den Roman auf meine Liste zu lesender Titel gesetzt habe.

Die Geschichte beginnt mit einer Art Vorschau: Die ersten beiden Kapitel schildern, wie es der Protagonistin in der Gegenwart ergeht, bevor die eigentliche Erzählung einsetzt – ein ungewöhnlicher Auftakt, wie mir scheint. Offen gestanden habe ich diese Einleitung am Ende des Buches schon nicht mehr im Kopf gehabt. Dort wird das Verhalten und Auftreten der Protagonistin jedenfalls gleich auf den Punkt gebracht. Auf Seite 17 heißt es:

„Und Selbstvertrauen ist eine Eigenschaft, die ich sehr schätze, obwohl ich sie erst ziemlich spät im Leben erworben habe. (…) Ich unterscheide mich sehr von jenem Ich, das zum ersten Mal nach Manderley fuhr, eifrig und hoffnungsfroh, gehemmt durch sein verzweifelt linkisches Wesen und von dem glühenden Wunsch erfüllt zu gefallen.“

Ich finde es immer grenzwertig, wenn die Hauptperson keinen Namen trägt. In diesem Fall passt dieser Kunstgriff ausnahmsweise, da es sich bei der Erzählerin tatsächlich um eine junge Frau handelt, die langweilig, absolut unbedarft, willensschwach und eindimensional ist. Von Anfang an fügt sie sich allem und jedem, ist also ein Niemand: Sie agiert nicht, sondern reagiert nur auf Impulse von außen. Das wirkt sich unmittelbar auf die ersten zwei Drittel des Romans aus, die sich sehr langatmig gestalten. Deshalb wollte bei mir auch keine richtige Spannung aufkommen. Die Versuchung war groß, das Buch vorzeitig abzubrechen.

Zum Glück bin ich aber drangeblieben. Der Wendepunkt kam in Kapitel 19 und leitete den furiosen Schlussteil ein, der für die Langeweile der vorherigen Abschnitte zu entschädigen wusste. Selbst die Protagonistin kommt dann aus sich heraus und fängt endlich an, sich einzubringen und zu kämpfen. Gewiss werde ich hier nichts zu den Geschehnissen verraten, weil eben genau die darauffolgenden Entwicklungen diesen Roman lesenswert machen.

Fazit: Ein langer Atem wird schlussendlich mit einem großen Finale belohnt. Trotzdem handelt es sich bei „Rebecca“ um kein Buch, das mich begeistern konnte. Das liegt vor allem an der passiven Hauptperson, die aber vermutlich das antiquierte Frauenbild der damaligen Zeit (späte 1930er Jahre) akkurat widerspiegelt, was gleichermaßen interessant wie befremdlich ist. Aus heutiger Sicht hätte es dem Roman gutgetan, wenn die Geschehnisse auf dem Herrensitz Manderley gestrafft und früher der Endspurt eingeleitet worden wäre. Trotzdem handelt es sich um einen Klassiker, der sich zu Recht auch heute noch großer Beliebtheit erfreut.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks