Ich habe selten ein Buch gelesen, das dermaßen erdrückend war. Ohne Zweifel, Daphne Merkins Buch ist überaus lesenswert, gut geschrieben, an keiner Stelle langweilig oder weitschweifend. Und dennoch ist man froh, wenn man es geschafft hat, denn von der ersten Seite an fühlte ich mich vom Schicksal, der Lebensumstände und der mit jedem Wort zum Ausdruck gebrachten Niedergeschlagenheit umhüllt, gequält, erdrückt. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass es so umfassend und bereits ab der ersten Seite geschafft hat, die Melancholie (oder Lebensmüdigkeit) der Autorin in Worte zu fassen, dies greifbar werden zu lassen und den Leser mit "hineinzuziehen". Die persönlichen - familiären - Umstände sind belastend, auch für mich als Leser und sind in ihrer Radikalität dennoch nichts Außergewöhnliches, kann doch fast jeder ähnliche Charaktere in seiner eigenen Familie oder bei Freunden/Bekannten beobachten. Das Buch zeigt auch, wie multifaktoriell eine Depression sein kann; wie viele Umstände zusammenkommen können, die möglicherweise der Grund für diese psychische Konstitution sind - oder auch nicht, denn die Autorin erkennt zutreffend, dass neben einer Kindesmisshandlung auch Genetik und/oder Umweltfaktoren eine Rolle spielen können, damit sich solch eine Erkrankung ausprägt.
Mit einer Empfehlung tue ich mich schwer. Nicht weil das Buch "schlecht" ist, sondern weil es den Leser in einen so negativen Sog zieht. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man sich entschließt, der Autorin folgen zu wollen in ihre tiefbedrückende Welt, die zwischen Suizid und immerwährender Hoffnung auf Anerkennung und Liebe ihrer Mutter oszilliert.