Cover des Buches Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität (ISBN: 9783426195635)
GOOMPIs avatar
Rezension zu Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität von Dave Eggers

Rezension zu "Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität" von Dave Eggers

von GOOMPI vor 12 Jahren

Rezension

GOOMPIs avatar
GOOMPIvor 12 Jahren
Im Großen und Ganzen ist dieses Buch, die Autobiografie von Dave Eggers, aber mit fiktiven Einschüben. Dabei dreht sich eigentlich alles um das Dahinscheiden Eggers’ Eltern und die darausfolgende Vormundschaft für seinen jüngsten Bruder. Somit begleitet man Dave und seinen Bruder Christoph (von allen liebevoll Toph genannt), beim erwachsen werden, beim Geld verdienen und anderen alltäglichen Dingen. Zur Zeit lese ich irgendwie nur Bücher, denen ich fünf von fünf Punkten geben würde. Bei dieser Lektüre wahr ich mir manchmal nicht so sicher, ob es nun vier oder fünf Punkte werden würden, da der Roman stellenweise etwas ermüdend ist, dann aber wieder in einem solch großartige Gefühle weckt, dass man nicht umhin kommt, dieses Werk für eine der außergewöhnlichsten Stücke der Literatur zu halten. Zu Recht wurde das Buch für den Pulitzer-Preis 2001 nominiert. Diese Gefühlszustände, die das Buch gelegentlich in einem weckt, kann ich gar nicht so recht erklären. Aber ich denke, dass es mit seinem unvergleichlichem Schreibstil zusammenhängt, da Worte oft eine unerklärliche Wirkung haben können, auch ohne das die Story besonders interessant sein muss. Auch bei Eggers ist die Story von Zeit zu Zeit etwas schleppend. Und dennoch schafft er es, nach weglegen der Literatur, dass das jeweilige Geschehen ins Zerebrum wandert und sich dort auf wundersame Weise weiter entfaltet. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass man beim lesen, das Gefühl hat direkt in die Situation eingebunden zu sein. Eggers schreibt wütend und doch herzzerreißend mit viel Emotionen. Eggers schreibt so, als würde er mit der Person reden, über der er schreibt. Eggers schreibt schonungslos und rückt sich dabei nicht in ein positives Licht. Eggers schreibt so, als würde man eine Tonbandaufnahme von seinen Gedanken, in der jeweiligen Lebenssituation, hören. Eggers gibt sich immer mal wieder Tagträumen hin. In Verbindung mit seiner schönfärberischen, euphemistischen Schreibweise und den ab und zu eingefügten Parenthesen, sind gerade diese Abschnitte sehr amüsant. Wohingegen Sätze wie: “Er ist nicht tot. Er wird nicht leben. Alles ist normal. Normal, normal, normal. Gut, gut. Normal, normal. Okay.”, gelegentlich ein wenig nerven können. Sätze wie: “Wir tragen die Klamotten, die wir immer tragen: Shorts und T-Shirts, nachdem wir - als wir darüber nachdachten, was wir anziehen sollten, und uns einfiel, dass wir nicht darüber nachdenken wollten, was wir anziehen sollten - beschlossen hatten, das zu tragen, was wir getragen hätten, wenn wir nicht darüber nachgedacht hätten, was wir anziehen sollten.”, sind ziemlich spritzig, aber nicht der Grund für den Spaß am Buch. Dieses Buch ist das erste Buch, welches die gleiche Umschlaggestaltung besitzt, wie das englische Pendant, dass ich mein eigen nenne. Also die Version mit dem Himmel und dem roten Vorhang darauf. Mir gefällt dieses Design aber nicht so besonders. Aber der gelbliche Farbschnitt, der den Einband umsäumt, macht das gut verarbeitete Werk zu einem Hingucker. Lediglich ein Lesebändchen fehlt mir noch. Neid macht sich in mir breit, weil Eggers teilweise so schreibt, wie ich es gerne könnte. Wie der Titel propagiert ist es ein herzzerreißendes Buch, und das ist vollkommen zutreffend. Die Sache mit der “umwerfenden Genialität” ist, denke ich, aus einer relativen Sichtweise zu betrachten. Die sehr langen Anmerkungen und Danksagungen am Anfang des Romans, sind schon von einer gewissen Genialität, ebenso die eingebundenen Zeichnungen und Grafiken von Eggers, sind nicht zu verachten. Aber dennoch wird dieses Niveau, nicht über der ganzen Lektüre gehalten. Was aber, glaube ich, auch nicht seine Intention bei diesem Werk war. Der Autor wollte hiermit von seinen Eltern abschied nehmen. Mir ging, beim lesen, komischerweise keine Musik durch den Kopf, was seltsam ist, das Buch sehr emotional, ausdrucksstark und stellenweise pathetisch ist. Eigentlich Eigenschaften mit denen man Musik in Verbindung bringt. Dennoch wähle ich ein passendes Stück aus: “Sea of Love" von Cat Power
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks