Rezension zu "„Freunde sind wir ja eigentlich nicht“" von David Österle
Der Autor David Österle ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Theorie der Biographie in Wien. Sein Forschungsschwerpunkt: Literatur der Jahrhundertwende, Kulturtheorie und Geschichte der Biographie.
Mit diesem Buch nimmt er uns mit in die Literaturszene zu dieser Zeit, ein kultureller Umschwung in vielen Bereichen steht an, Künstler, Architekten, Komponisten und auch Sigmund Freud erleben einen Höhenflug – zu einer Zeit als die Donaumonarchie bereits den Bach runter ging.
Der Schwerpunkt des Buches liegt im literarischen Umbruch, dem Aufstreben des „Jungen Wien“: Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten, Richard Beer-Hofmann und Hermann Bahr.
Sie treffen sich anfangs im Café Griensteidl, später im Café Central, bis sie immer mehr in private Räumlichkeiten abtauchen, um Gesprächen zu frönen, Zeitungen zu lesen, zu diskutieren, Inspirationen zu holen oder auch das ein oder andere Glas zu trinken. „Freunde sind wir ja eigentlich nicht“ – zumindest im herkömmlichen Sinne, nur literarische Freunde, doch Konfliktpotential gibt es genug.
Um sich voll und ganz der Schriftstellerei widmen zu können, tauchen die Fünf in die Sommerfrische ab, versuchen in ungewohnter Umgebung sich ihrer Berufung zu widmen. Allzu oft werden sie jedoch abgelenkt – von der schönen Landschaft oder auch von schönen Frauen.
In dieser Gruppenbiographie finden sich viele Auszüge aus Tagebüchern, Briefen oder auch den Werken dieses Literaturkreises. Viele Fotos ergänzen perfekt.
Das Buch widmet sich einem interessanten Thema, doch der Schreibstil Österles ist gewöhnungsbedürftig – sehr sachlich und ohne Emotionen gibt er seine Recherchen wieder.
Für diesen literarischen Ausflug gibt es von mir 4 Sterne.