David Armitage

 4 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Bürgerkrieg.

Lebenslauf

David Armitage, geboren 1965 in Stockport, England, studierte an den Universitäten von Cambridge und Princeton. Seit 2007 lehrt er als Geschichtsprofessor an der Harvard University, wo er schwerpunktmäßig zu Ideen- und Globalgeschichte forscht und publiziert. Gastprofessuren führten ihn nach Paris, Oxford, Berlin und Seoul. Armitage ist Honorary Professor der Universitäten Cambridge und Sydney.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von David Armitage

Cover des Buches Bürgerkrieg (ISBN: 9783608962161)

Bürgerkrieg

 (3)
Erschienen am 25.08.2018

Neue Rezensionen zu David Armitage

Cover des Buches Bürgerkrieg (ISBN: 9783608962161)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Bürgerkrieg" von David Armitage

Was den Bürgerkrieg so gefährlich macht ...
Bellis-Perennisvor 5 Jahren

In mehreren sehr informativen Kapiteln erfahren wir einiges über den Begriff „Bürgerkrieg“ 

Was ist Bürgerkrieg eigentlich und wer hat ihn „erfunden“? 

Bürgerkrieg wird jedenfalls als Gegenteil zum „Angriffskrieg“ gegen andere Territorien verstanden.

Der Autor unterscheidet Konflikte innerhalb eines Staatsgebildes u.a. zwischen Aufstand, Revolution, Erbfolgekrieg und Bürgerkrieg. Allerdings sind die Grenzen fließend. 

Wichtigstes Merkmal eines Bürgerkriegs ist, dass es sich hier um einen innerstaatlichen Konflikt handelt. Die Menschen leben seit langer Zeit Seite an Seite, sprechen in den meisten Fällen dieselbe Sprache und, sind manchmal miteinander verwandt. Genau das ist das Perfide am Bürgerkrieg, dass die Fronten auch innerhalb von Familien liegen. An Grausamkeiten steht ein Bürgerkrieg einem Expansionskrieg um nichts nach. Der Bürgerkrieg spaltet das Land. Es gibt keinen „gemeinsamen“ Feind, sondern „nur“ jeder gegen jeden.  

Erfunden haben ihn die Römer: z.B. Marius gegen Sulla, Caesar gegen Pompeius. Hier handelt es sich um Machtkämpfe zwischen Gleichrangigen - Cives gegen Cives.  

Bürgerkriege können nur von jenen geführt werden, die Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft sind.“ (Römische Sichtweise) 

Der Kampf gegen die Sklaven-Armee des Spartakus‘ ist die Niederschlagung eines Aufstandes. 

Die Französische Revolution ist ein klassisches Beispiel dafür, dass eine Revolution, ursprünglich gegen die Herrscher gerichtet, dann zum Bürgerkrieg wird und anschließend zu einem Expansionskrieg wird, der ganz Europa überzieht. 

Doch diese Definition des Bürgerkrieges hat so seine Tücken. Wie verhält es sich beim langjährigen Kampf zwischen dem Haus Lancaster und York in England?  

Was ist mit dem Unabhängigkeitskrieg der britischen Kolonien in Amerika, die sie gegen das Mutterland erheben? Klassischer Bürgerkrieg oder nicht? 

Der Sezessionskrieg zwischen Süd- und Nordstaaten wird immer wieder als „amerikanischer Bürgerkrieg“ bezeichnet, doch ist er das wirklich? 

Ein klassischer Bürgerkrieg tobte in den 1990er Jahren am Balkan, als Jugoslawien zerfällt.

Sehr interessant, weil häufig nicht hinlänglich bekannt, ist, dass für innerstaatliche Konflikte die Regeln der „Genfer Konvention“ nicht galten.

Bürgerkrieg heißt auch oft, dass sich Außenstehende nicht einmischen soll(t)en. Wenn man aber den Blick auf Afghanistan, Syrien oder die Konflikte in Afrika richtet, so gibt es hier sehr wohl Einmischung von außen. Geld- und/oder Waffenlieferungen, militärische Berater etc. sichern Staaten wie den USA oder Russland ihren Einfluss in der Region.

„Was Bürgerkriege bedrohlicher macht als andere Kriege, ist, dass jeder von uns im eigenen Hause Wache stehen muss.“ (Michel de Montaigne (1533-1592 „Essays“, S. 103) 

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Ein empfehlenswertes Sachbuch für alle Geschichtsinteressierten und jene, die sie für die aktuelle internationale Politik interessieren. Gerne gebe ich 5 Sterne.






















Cover des Buches Bürgerkrieg (ISBN: 9783608962161)
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Rezension zu "Bürgerkrieg" von David Armitage

Nicht nur für Konfliktforscher spannendes Sachbuch
evaczykvor 6 Jahren

Für die meisten der heute lebenden Europäer ist Krieg etwas, was weit weg ist und das sie nicht aus eigener Anschauung kennengelernt haben. Der Erste Weltkrieg liegt 100 Jahre zurück, der Zweite Weltkrieg endete immerhin vor so langer Zeit, dass die meisten, die ihn erlebten, damals Kinder waren. Mit Bürgerkriegen ist das anders - Nordirland, der Bürgerkrieg im damaligen Jugoslawien - das liegt, zumindest für die Generation der vor-Millenials, noch nicht ein Menschenleben zurück.

Und auch viele der Konflikte, die heute Menschen in die Flucht treiben und denen hunderte oder tausende zum Opfer fallen - viele dieser Kriege sind zunächst einmal innerstaatlich, auch wenn zu einem Zeitpunkt global players mit im Spiel waren.

Der Historiker David Armitage hat nun mit seinem Buch "Bürgerkrieg" eine Ideengeschichte dieser Art von Konflikten geschrieben, die  oft besonders grausam, besonders unmenschlich und besonders sinnlos wirken. Denn die Menschen, die gegeneinander kämpfen, sprechen die gleiche Sprache, leben im gleichen Land, teilen eine Geschichte. Bürgerkrieg spaltet eine Gesellschaft in "wir" und "ihr", macht den Nachbar, den Kollegen, zum Feind.

Wer die modernen Konflikte sieht, sei es in Syrien, in Somalia oder im Südsudan, mag das vor allem für ein Phänomen des 20. und 21. Jahrhunderts halten, aber Armitage greift weit in die Geschichte zurück, beschreibt, wie schon im alten Rom der Bürgerkrieg Mittel der Politik war.

Was mir vorher nicht bewusst war: Lange Zeit galten Regeln des Krieges und das, was wir später als Genfer Konventionen kannten, nur für "reguläre" Kriege. Im Bürgerkrieg - in dem zivile Opfer der Natur des Konflikts entsprechend noch deutlich wahrscheinlicher waren und sind - waren diese Schutzregeln nicht verankert. Und auch für die internationale Gemeinschaft bedeutete - und bedeutet - der Status "Bürgerkrieg" nur allzu oft, von einem internen Konflikt, von inneren Angelegenheiten eines Landes zu sprechen, in das sich internationale Staatenorganisationen nicht einzumischen habem.

"Die Wahl der Kategorie hat nicht nur politische, sondern auch moralische Folgen", schreibt Armitage. "Sie kann für zehntausende Menschen eine Frage von Leben und Tod sein, und zwar in der Regel gerade für diejenigen, die am wenigsten über ihr Schicksal bestimmen können." Etwa so wie die Tutsi während des Völkermords in Ruanda, oder die Opfer des Bürgerkriegs in Bosnien, zu deren Symbol das Schicksal der Einwohner von Srebrenica wurde.

Gerade dort, wo Armitage auf die Folgen und Konsequenzen eingeht, die das Etikett "Bürgerkrieg" haben kann, ist dies ein spannendes Sachbuch, das zum Nachdenken anregt und den Blick auf die aktuellen Entwicklungen richtet.  Nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern auch für alle, die sich für internationale Politik interessieren, empfehlenswert.

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