David B

 4,3 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Die heilige Krankheit, Kapitän Scharlach und weiteren Büchern.

Alle Bücher von David B

Cover des Buches Die heilige Krankheit (ISBN: 9783037310076)

Die heilige Krankheit

 (4)
Erschienen am 01.10.2006
Cover des Buches Auf dunklen Wegen (ISBN: 9783939080411)

Auf dunklen Wegen

 (0)
Erschienen am 05.04.2010
Cover des Buches Kapitän Scharlach (ISBN: 9783939080428)

Kapitän Scharlach

 (0)
Erschienen am 05.04.2010

Neue Rezensionen zu David B

Cover des Buches Die heilige Krankheit (ISBN: 9783037310076)
D

Rezension zu "Die heilige Krankheit" von David B

Die heilige Krankheit: Epilepsie
DeepThoughtvor 6 Jahren

Erstveröffentlichung: 1996-1998
Rezension basiert auf der Übersetzung von Kai Wilksen für den Edition Moderne Verlag, 2007

Inhalt

Pierre-François, sein zwei Jahre älterer Bruder Jean-Christophe und ihre kleine Schwester Florence wachsen in den 60er Jahren im französischen Orléans auf. Pierre-François ist ein fantasiebegabtes Kind, das durch die Erzählungen seiner Eltern eine Vorliebe für blutrünstige Schlachtenbilder entwickelt, die er regelmäßig niederzeichnet. Als im Alter von 7 Jahren bei Jean-Christophe Epilepsie diagnostiziert wird, bildet dies den Ausgangspunkt für die verschiedensten Erfahrungen sowohl mit Vertretern der Schulmedizin als auch der Alternativmedizin. Vor allem von der Makrobiotik verspricht sich die Familie eine Besserung der Krankheit, sodass sie sich ganz dieser Lebensweise unterwirft und auch zeitweise in Kommunen lebt, in der diese praktiziert wird. Tatsächlich gehen die Anfälle zurück und bleiben irgendwann aus, sodass Jean-Christophe vorübergehend als geheilt gilt. Dennoch beschließen die Eltern in Anbetracht der offenen Ablehnung durch die Nachbarn umzuziehen. Die Familie lebt fortan auf einem abgeschiedenen Grundstück außerhalb der Stadt, wodurch sie sich sozial isoliert. Die Behandlung schlägt jedoch fehl, und auch in den Menschen in den Kommunen reagieren auf die Epilepsie mit Unverständnis, sodass die Familie diese verlässt. Schließlich sehen sich die Eltern gezwungen, Jean-Christophe in ein Zentrum zu geben, sodass er, so rückblickende Sichtweise Pierre-François`, fortan zu einem Leben als Behinderter verurteilt ist. 

Die negativen Erfahrungen mit Ärzten und Psychologen im Zusammenhang mit der Behandlung der Epilepsie hatten, bleiben nicht ohne Wirkung bei dem Rest der Familie. Als die Mutter versucht, den Tod ihres Vaters zu überwinden, wendet sie sich an Esoteriker, Astrologen, an eine Hellseherin und Magnetiseurin sowie Mitglieder der Schwedenborgianischen Kirche. All diese Einflüsse stürzen die Familie und alle ihre Mitglieder in eine tiefe Krise.
Daneben treten Episoden aus dem Leben der Großelterngeneration, sodass sich das Bild einer Familie ergibt, die sich in einem permanenten Kampf mit sich selbst und der Umwelt befindet.

Beschreibungen


David B. schafft bereits durch die durchgehende schwarz-weiße Farbgestaltung düstere und bedrohliche Bilder, die eher an der Erzeugung von Stimmungen als an der Wiedergabe der Realität interessiert sind.

Die Zeichnungen rücken die tatsächlichen Geschehnisse und auftretenden Personen häufig zugunsten symbolhafter Elemente an den Rand. Es wird eine Welt geschildert, wie sie sich der Pierre-Francois im Handlungszeitraum von 1964 bis 1970 im Alter von 5 bis 11 Jahren imaginiert. Er erschafft sich Geisterfreunde, stellt sich die Krieger seiner Geschichten vor und später seinen toten Großvater.
Zentrales Wiederkehrendes Motiv ist eine drachenähnliche Kreatur, welches die Epilepsie versinnbildlicht und quasi ein weiteres Familienmitglied wird. Medizinischen Erklärungen, Philosophien und historischen Zusammenhänge werden ebenfalls visualisiert.

Anmerkungen

Pierre-François Beauchard lautet der wahre Vorname des Autors, der sich für seine Comic-Karriere das Pseudonym David B. zulegte und der hier eine autobiographische Geschichte vorgelegt hat. Es kommt auch immer wieder zu Brechungen der Erzählung, als etwa seine Mutter an einer Stelle der Handlung die Darstellung der Familiengeschichte unterbricht, da sie nicht möchte, dass ihre Mutter auf eine bestimmte Weise dargestellt wird. Allerdings zeichnet David B. das entsprechende Gespräch, sodass der Leser erfährt, was die Mutter nicht veröffentlicht haben möchte.

Der Titel dieser zweiteiligen Graphic Novel verweist auf eine Bezeichnung, die Hippokrates der Epilepsie in seiner Schrift "Über die heilige Krankheit“ gab.

"Geister“ wird mit "Schatten“ fortgesetzt.

Der Band enthält ein gemeinsames Nachwort des damaligen Präsidenten der Schweizerischen Liga gegen Epilepsie sowie des damaligen Ersten Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (2006), daneben eine Liste von Epilepsie-Organisationen im deutschsprachigen Raum samt Kontaktadressen.

Fazit

David B. gelingt es, das Thema Epilepsie für Außenstehende sinnlich erfahrbar zu machen. Gerade durch die ungewohnte Ästhetik wird diese Erkrankung, aber auch das Leben mit anderen, das Leben bestimmenden Erkrankungen überhaupt, verständlich, da sie letztlich wie ein eigenständiger Teil des Lebens wirkt. Darüber hinaus schildert er eindrücklich die psychologischen Folgen, die Erkrankungen auf die Betroffenen und Nahestehende haben.

Allerdings setzen das unbequeme Thema und die starke symbolhafte Gestaltung, die sich nicht immer erschließt, auch die Bereitschaft voraus, sich hierauf einzulassen. Auch wird der Lesefluss durch diverse Exkurse wie etwa den verschiedenen erklärenden Erläuterungen, mitunter gehemmt. Allerdings entsteht so auch ein eindrückliches, erhellendes Zeitporträt, sodass hierin zugleich eine besondere Stärke liegen kann. Für aufmerksame Leser ist dies sicher ein Werk, dass lange nachwirkt.

Cover des Buches Die Heilige Krankheit (ISBN: 9783037310229)
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Rezension zu "Die Heilige Krankheit" von David B.

Zugleich Schilderung eines Krankheitsverlaufs, Familienchronik und Zeitgeschichte
DeepThoughtvor 6 Jahren

Erstveröffentlichung: 1999-2003
Rezension basiert auf der Übersetzung von Kai Wilksen für den Edition Moderne Verlag, 2007

Inhalt


1970: Pierre-François nennt sich mittlerweile David. Er beginnt, sich für phantastische Literatur zu interessieren und eigene Geschichten zu schreiben. Auch seine Eltern sind weiterhin von der Welt der Symbole und der Mystik fasziniert; vor allem die Mutter sieht hierin eine Möglichkeit, die Krankheit von Jean-Christophe, dem Bruder Davids, besiegen zu können. Dieser lebt in einem Behindertenzentrum und besucht die Familie nur noch in den Ferien. Die Beziehung zu der Familie verschlechtert sich immer mehr, bis es zu gewalttätigen Ausbrüchen kommt und Jean-Christophe als Gefahr für die Familienmitglieder erscheint.

Schließlich ziehen die Brüder beide nach Paris: Während Jean-Christophe in einem Behindertenzentrum lebt, beginnt David eine Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung. Ihm wird bewusst, dass er die Belastungen in Zusammenhang mit der Krankheit seines Bruders nicht bewältigen konnte und er deshalb selber psychische Probleme hat. Erst der Kontakt mit einem anderen Epilepsieerkrankten, dessen Leben nicht von der Krankheit dominiert wird, ermöglicht David, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen.

Am Ende findet er auch beruflich Bestätigung und Anerkennung, als ihm ermöglicht wird, eigene Geschichten zu zeichnen, die zum Teil auf seinen Träumen basieren.

Beschreibung

Wurden im ersten Teil viele Seiten von asiatisch inspirierten Motiven inspiriert, die die Krankheit Epilepsie und die Behandlungsmethoden darstellen sollten, tritt diese symbolhafte Gestaltung in der Fortsetzung deutlich zurück. Nunmehr greift David auf einige Figuren zurück, die er aus Fantasie-Romanen entnimmt. Aufgrund seines Reifeprozesses benötigt er sie aber immer weniger.
Stattdessen bildet der Autor einige Träume ab, die er aufgeschrieben hat und die seine Verlorenheit widerspiegeln.

Anmerkungen


In seiner Zeit an der Hochschule fasste David B. den Beschluss, eine Geschichte über die Epilepsie seines Bruders zu zeichnen. Veröffentlicht wurde der erste Teil, als er 40 Jahre alt war.

Fazit

Auch in diesem Teil gelingen dem Autor beklemmende Schilderungen. Dies bezieht sich sowohl auf den Krankheitsverlauf des Bruders und dessen destruktiven Umgang mit der Epilepsie als auch auf die Auswirkungen für die Familie. Daneben beschreibt der vorliegende, abschließende Band eindringlich das Erwachsenwerden und den Reifeprozess des jungen Mannes, der seine eigenen Dämonen erkennen und bekämpfen muss und schließlich auch künstlerisch seine eigene Stimmung findet. Ob die Abbildung seiner Träume den Handlungsfluss eher stören oder eine interessante Ergänzung sind, welche die psychologische Entwicklung David B.s spiegeln, muss die einzelne Leserin bzw. der einzelne Leser selbst bestimmen.

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