Cover des Buches Trump im Amt (ISBN: 9783711001603)
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Rezension zu Trump im Amt von David Cay Johnston

Unverhohlene Propaganda, stumpfe Teufel-an-der-Wand-Malerei im Stil der 80-ger Jahre des letzten Jh.

von Wedma vor 6 Jahren

Rezension

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Wedmavor 6 Jahren

Meine Begeisterung hält sich leider sehr in Grenzen. Ich habe gehofft, dass es nicht so schlimm wird.


Es ist eine unverhohlene Propaganda, stumpfe Teufel-a-der-Wand-Malerei, dazu noch in grässlichsten Tönen, die man bisher nur über die Oberhäupter der Regierungen anderer Länder zu lesen bekam. (Titel der Originalfassung: "It's even worse than you think")


Oft musste ich mich fragen: Für wie dumm hält der werte Autor bitte seine Leser? Schon allein sein Ansatz, nur das Schlechteste hervorzukramen und nur schwarz zu malen, egal, um welchen Bereich es geht, verrät ihn als einen Propagandisten, der Interessen bestimmter Gruppe vertritt, die mit dem Wohl des Volkes eher wenig am Hut hat.


So eine Herangehensweise macht sein Pamphlet zu einer unglaubwürdigen Schmonzette, egal wie er sich abmüht, überzeugend zu wirken, die v.a. an diejenigen gerichtet ist, die: a) nicht gewohnt sind, selbst und kritisch zu denken; b) wenig gut informiert sind; c) mit einem starken Minderwertigkeitskomplex befallen sind; d) denen es schon länger nicht gut geht, insofern ist der Titel der Originalfassung sehr treffend gewählt: „Es ist gar schlimmer als Sie denken“; e) die ihre Meinung über das Geschehen in den Schriften mit solchen Titeln suchen und nicht imstande sind, diese Pamphlete als das zu erkennen, was sie eigentlich sind: Werkzeuge aus der Mottenkiste der Meinungsmacher, die zu einem sehr bestimmten Zweck eingesetzt werden.


Schon allein die Tatsache, dass es dem werten Autor nicht möglich erschien, sich um einen differenzierteren Ansatz zu bemühen, viel einfacher war es alles in Schwarz zu malen, verrät, was er, und vermutlich auch seine Auftraggeber, vorhatten.


Die Eliten sind „not amused“. Die breite Masse hat den Falschen gewählt. Aber nach der Wahl ist bekanntlich vor der Wahl. So müssten die Wähler so langsam für die nächsten Wahlen entsprechend bearbeitet werden, damit es wenigstens beim nächsten Mal klappt und ein den Eliten genehmer Kandidat ins Weiße Haus einzieht. (Mehr zu Eliten in z.B. „Fassadendemokratie und Tiefer Staat“ von Hrgs. Ulrich Mies, Jens Wernicke.)


So wurde ein main stream treuer Schreiberling angeheuert, der sein Job nur dann als getan betrachten kann, wenn er das erste Jahr des neuen Präsidenten in grässlichsten Tönen verhöhnt und an Trump selbst kein gutes Haar gelassen hat. (Mehr zu wie die sog. Leitmedien funktionieren in: „Lügen die Medien?“ von Jens Wernicke.) Und das bei dem, dass es bekannt ist, dass Trump viel Wert darauf legt, welche Meinung in der Öffentlichkeit über ihn kursiert. Er sollte also noch dazu an der empfindlichsten Stelle getroffen werden. „Raffiniert“.


Schwere Geschütze wurden hier aufgefahren. Und je schwerewiegender die Vorwürfe: Alles war vertreten, von Verrat, denn Trump ist, nach Meinung des werten Autors, ein Werkzeug in den Händen der bösen Russen, wofür er keinerlei ernstzunehmende Beweise vorzuweisen hat, das spielt aber für diesen „Profi“ gar keine Rolle; über die Unzulänglichkeit in Wirtschaftsfragen, seltsam nur, das Trump kein Bettler ist und sein nicht gerade unbedeutendes Imperium aufgebaut hat; bis zu beabsichtigtem Wählerbetrug uvm.


Je schwärzer die Malerei, desto deutlicher fiel das Ganze ins Unglaubwürdige, wenn nicht gesagt Absurde. Dass der werte Autor sich selbst dabei nicht lächerlich vorkam… Aber naja, das Geld seiner Auftraggeber wird ihn schon darüber hinweg getröstet haben.


Die Tatsache, dass Trumps Wahl das Ergebnis der Politik seiner Vorgänger ist, wurde von diesem „hochkarätigen Durchblicker“ geflissentlich übersehen.


Dass auch seine Vorgänger genug Scheußliches getan haben, was weder ihrer Heimat noch vielen anderen Ländern der Welt etwas Gutes gebracht hatte, wovon sie am liebsten nicht in der Zeitung lesen würden, und erst recht nicht in so einem Ton, wie Johnston ihn eingeschlagen hat, wurde hier schlicht unter den Teppich gekehrt. (Mehr dazu z.B. in „Illegale Kriege“ von Daniel Ganser, „Wer beherrscht die Welt“ von Noam Chomsky, „Die den Sturm ernten“ von Michael Lüders, „Schwarze Flaggen“ von Joby Warrick, „Der Fluch der bösen Tat“ von Peter Scholl-Latour, etc.)


Die früheren Präsidenten und ihre Minister wurden hier nur positiv erwähnt, quasi als Kontrast zum „bösen Bub“ Trump. Und nur über Trump im Amt wurde bisher in solchen Tönen und so abwertend berichtet.


Das demonstriert v.a. eins: Derjenige, der den Eliten schmerzhaft genug auf die Füße getreten ist, wird quasi für vogelfrei erklärt. Der bekommt so ein Pamphlet zusammengedichtet, das dann auf die internationale Öffentlichkeit losgelassen wird.


Von solchen „Meisterwerken“ habe ich schon einige gelesen. Sie sind nicht schwer zu erkennen. Dämonisierung und Schwarzmalerei sind da oft die erste Priorität, um bestimmte Person in der Öffentlichkeit im schlimmsten Licht darzustellen. Einen differenzierten Ansatz sucht man in solchen Schriften oft vergeblich.


Propaganda ist ein Machtinstrument. Wirkt aber nur, wenn man nicht imstande ist, diese als solche zu erkennen. (Mehr dazu z. B: in „Propaganda als Machtinstrument“ von A. Bleyer, „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon, etc.)


So gesehen, soll Trump doch stolz darauf sein. Wenn jmd es nicht für nötig gehalten hätte, so etwas über ihn anzufertigen, dann wäre er schlicht nicht wichtig genug. Nun wurde er in die „Hall of Fame“ aufgenommen.


Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin bestimmt kein Trump Fan. Aber dieses unverhohlene bashing, so eine plumpe Meinungsmache wie dieses Propagandapamphlet hier, diese Respektlosigkeit ggü den Lesern, dieses antizipierte Bild von denjenigen, auf die dieses Stück einwirken und von denen es ernstgenommen werden soll, ist schon eklatant und veranlasst mich dazu, diese Zeilen zu schreiben. Das ist definitiv nicht die Möglichkeit.


Fazit: 1 Stern finde ich angemessen. Man kann seine Zeit mit besseren Büchern verbringen.

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