David Constantine

 4,5 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

David Constantine, geb. 1944, ist britischer Autor, Dichter und Übersetzer. Er hat dreißig Jahre lang deutsche Sprache und Literatur in Durham und Oxford gelehrt, und von 2003 bis 2012 mit seiner Frau die Literaturzeitschrift Modern Poetry in Translation herausgegeben. Neben preisgekrönten Lyrik- und Short Story-Bänden und zwei Romanen hat Constantine Übersetzungen aus dem Deutschen veröffentlicht, u. a. von Goethe, Hölderlin, Kleist und Brecht. Constantine lebt in Oxford und Scilly.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von David Constantine

Cover des Buches Wie es ist und war (ISBN: 9783956141980)

Wie es ist und war

 (5)
Erschienen am 20.09.2017
Cover des Buches Etwas für die Geister (ISBN: 9783835301030)

Etwas für die Geister

 (1)
Erschienen am 05.03.2007

Neue Rezensionen zu David Constantine

Cover des Buches Wie es ist und war (ISBN: 9783956141980)
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Rezension zu "Wie es ist und war" von David Constantine

Die Ambivalenz der Dinge
Thomas_Lawallvor 6 Jahren

Stans Nachbarn haben einen alten Kirschbaum gefällt und ihm einen Teil davon überlassen. Seinem Freund Jack, der immer auf der Suche nach gutem Holz zum Schnitzen ist, bringt er ein schönes Stück mit. Dessen Frau Ev ist begeistert und hat sogleich einen Verwendungszweck anzumelden. Einen schönen Leuchtturm kann sie sich vorstellen. Mit einem Blinklicht und "unten herum ein paar Wellen". Schließlich soll es ja echt aussehen. Doch ihr Mann hat längst beschlossen und auch schon angefangen, ein völlig anderes Objekt zu schnitzen. Eine Meerjungfrau ...

Mr. Silverman hält Vorträge und ist erfolgreich in einem nicht näher beschriebenen Gewerbe tätig. Er kämpft mit seiner Distanz zu den Menschen und ist auf der Suche nach seiner Seele. Hat er etwa keine mehr? Und was ist mit seinen begeisterten Zuhörern? "War es wirklich niemandem aufgefallen?" Man hat den Eindruck, es könnte eskalieren ... was es am Ende schließlich tut.

Großartig auch die Geschichte rund um einen Mann namens Owen, der nachts eine seltene Pflanze bewacht und gerne ausgefallene Ausflüge unternimmt. Höchstes Glück und Erkenntnis findet er während Übernachtungen in Höhlen. Auch als seine Freundin und Bewunderin Lou ein solches Erlebnis mit ihm teilen darf. Hier zieht der Erzähler alle Register, indem er den archaischen Geräuschen grundsätzliche Bedeutung beimisst. "Aus fernen Zeiten und Räumen" scheint ein unsichtbarer Wasserfall zu erklingen. "Der Klang, den sie hörten, war der Nachhall, in dem noch der erinnerte Schrecken der Schöpfung mitschwang."

Dazu passt die Erkenntnis des Mannes auf jener "Insel", die er in einem Brief notiert. Er ist davon überzeugt und hat sogar Beweise dafür gefunden, "dass im Herzen des Lebens das Grauen lauert". Auch mit Beobachtungen wie dem "Raum hinter ihren Augen", dem "Phänomen des unzureichenden Grundes" oder der Erkenntnis, dass nach "uralten Gesetzen" alles wieder neu beginnt, sobald "das Versehen unserer Existenz korrigiert ist", kann der Autor faszinieren und erschrecken zugleich. 
 
Man mag diese Erzählungen jeweils wie eine vordergründige Geschichte lesen, um zwischen den Zeilen weitere zu entdecken. Es sind jene unaussprechlichen Dinge wie Erinnerungen und Sehnsüchte, die sich mit zunehmendem Alter und der damit verbundenen, oder je nach Sichtweise erzwungenen, Lebenserfahrung mehr oder weniger summieren. Völlig unabhängig davon, ob man will oder nicht.

David Constantine legt feinste Empfindungen frei und nicht selten liegen die Nerven blank. Das, was man verloren geglaubt hat, ist es vielleicht gar nicht. Die erlebte Zeit ist vergangen, man hat sie gelebt. Und doch ist die Erinnerung präsent und lebt mitunter auf, wie jene "Katja im Eis", eine junge Liebe, welche die Zeit nicht überdauerte.

Allerdings gibt es auch Geschichten wie "Charis", die sich einem unmittelbaren Zugang verweigern. Wer keine Lust verspürt, den intellektuellen Rätseln Folge zu leisten, alles in Frage zu stellen oder zu zerreden, setzt halt einfach zum Sprung an. Überspringen darf man auch Ausrutscher wie "zerstäubte Pisse", die sich auf die allgegenwärtige Musik auf einem Flughafen bezieht.

Ein Hauch von Tragik liegt in der Luft, aber trotz allem Unbill schafft es der Autor mitunter, seine komplexen Erwägungen in einem, zumindest angedeuteten, hellen, hoffnungsvollen Licht erscheinen zu lassen. Der Weg zur Verzweiflung und zum Scheitern ist jedoch in aller Regel nicht weit. Die Ambivalenz der Dinge bleibt, trotz positiver Schwingungen. Selten als wegweisender Rettungsring. Eher öfter als Scheitern. Eben so wie es ist und war.

Cover des Buches Wie es ist und war (ISBN: 9783956141980)
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Rezension zu "Wie es ist und war" von David Constantine

*+* David Constantine: "Wie es ist und war" *+*
Irvevor 7 Jahren

Die Inhaltsangabe des Verlags ist so treffend, dass ich sie zur Einstimmung auf diesen wunderbaren Erzählband verwende, anstatt – so wie sonst – eigene Worte dafür zu finden.
„David Constantines Erzählungen sind einmalig: Zutiefst poetische, mal zarte, mal aufwühlende Bilder und eine klare, scharfe Beobachtung der archaischen Kräfte, die im Menschen und in der Natur wirken, zeugen von seinem untrüglichen Gespür für die Schönheit und Sonderbarkeit der Welt.

Der Körper einer Frau, seit Jahrzehnten im Eis konserviert, bricht aus der Vergangenheit in die schon fünfzig Jahre währende Ehe der Mercers ein und bringt sie ins Wanken. Dem erfolgreichen Investmentberater Mr Silverman kommt seine Seele abhanden, aber niemand stört sich daran. Lou findet bei Owen Zugang zu der verblüffenden Schönheit der Natur, jenseits der ausgetretenen Pfade einer gewöhnlichen Liebesbeziehung.

Die Atmosphäre dieser Erzählungen nimmt sofort von uns Besitz. Der Alltag ist den Menschen bedrohlich geworden, sie sind isoliert, belastet von unausgeprochenen Bürden, und suchen Halt im Ungewissen. Was genau es ist, dem sie um jeden Preis ausweichen oder nachjagen wollen, bleibt meist ungesehen, in weiter Ferne – wie der konservierte Körper der Frau aus »In einem anderen Land«, der im schmelzenden Eis eines Schweizer Gletschers darauf wartet, entdeckt zu werden. Die Landschaft und die Natur aber bergen Möglichkeiten der Erlösung, Orte der Zuflucht und kleine Schätze, die Trost spenden können – wie das Stück Treibholz, das ein Strandgutsammler auswählt, um daraus seine Idee von Perfektion zu schnitzen.

Diese siebzehn ausgewählten Short Stories aus mehr als zwei Jahrzehnten zeigen, warum David Constantine als »vielleicht bester zeitgenössischer Autor dieses Genres« (The Reader) gesehen wird. Ihre verzaubernde, eindringliche Sprache ist zugleich aufrüttelnd und »stark genug, um zu helfen« (Giorgos Seferis).“

Jede einzelne Erzählung ist einmalig, sowohl was den Inhalt, die Umsetzung, die Zeichnung der Charaktere als auch die sich daraus ergebende gesamte Stimmung betrifft. Manche Geschichten respektive einige ihrer Phasen muten surreal an in ihrer Atmosphäre oder dem Verhältnis der Figuren untereinander. (Die Rezension ist meinem Bücherblog entnommen.) Auch wenn das Innere einiger von ihnen nur langsam aber zielsicher nach außen gekehrt wird, vermag dies den Leser gelegentlich zu überraschen. Wir sind mehr, als wir zeigen, manchmal mehr, als wir selbst wissen, und die Umstände spülen gelegentlich – so wie eine starke Flut eine Überraschung an Treibgut mit sich bringt– eine andere Ausgangslage an den Strand des Lebens. Was daraus werden kann, zeigt der Autor in seinen siebzehn einzigartigen Erzählungen.

Auf deren einzelne Inhalte möchte ich gar nicht eingehen. Es sei aber gesagt, dass ihnen sowohl große Vielfalt als auch wunderbare Tiefe innewohnt. Der Stil des Autors ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Er schreibt zwar nicht „ohne Punkt und Komma“, dafür aber ohne Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. Auch hält er sich nicht großartig mit langen, hinhaltenden Beschreibungen auf, sondern fällt direkt „mit der Tür ins Haus“. Als Leser fühlte ich mich jedes Mal wie ein stiller Beobachter, der zufällig von bestimmten Situationen der Beteiligten angezogen wird und sich ihrem Bann nicht entziehen kann, sodass er zwangsläufig das Geschehen weiter verfolgen muss.

Die Länge der einzelnen Erzählungen ist angenehm, sie sind auch jeweils in sich abgeschlossen. So muss man das Buch nicht zwangsläufig chronologisch lesen und kann auch problemlos – so habe ich es getan – Pausen einlegen, um den einzelnen Erzählungen großzügigen Raum zur Entfaltung zu geben.
Ungewöhnliche Geschichten mit ungewöhnlichem Stil ergeben ein ungewohntes Lesevergnügen – sehr empfehlenswert!

Autor
David Constantine, geb. 1944, ist britischer Autor, Dichter und Übersetzer. Er hat dreißig Jahre lang deutsche Sprache und Literatur in Durham und Oxford gelehrt, und von 2003 bis 2012 mit seiner Frau die Literaturzeitschrift Modern Poetry in Translation herausgegeben. Neben preisgekrönten Lyrik- und Short Story-Bänden und zwei Romanen hat Constantine Übersetzungen aus dem Deutschen veröffentlicht, u. a. von Goethe, Hölderlin, Kleist und Brecht. Constantine lebt in Oxford und Scilly.
Quelle: Verlag Antje Kunstmann

Cover des Buches Wie es ist und war (ISBN: 9783956141980)
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Rezension zu "Wie es ist und war" von David Constantine

Wie es ist und war
Wurm200vor 7 Jahren

David Constantine
Wie es ist und war
Kunstmann

Autor: David Constantine, geb. 1944, ist britischer Autor, Dichter und Übersetzer. Er hat dreißig Jahre lang deutsche Sprache und Literatur in Durham und Oxford gelehrt, und von 2003 bis 2012 mit seiner Frau die Literaturzeitschrift Modern Poetry in Translation herausgegeben. Neben preisgekrönten Lyrik- und Short Story-Bänden und zwei Romanen hat Constantine Übersetzungen aus dem Deutschen veröffentlicht, u. a. von Goethe, Hölderlin, Kleist und Brecht. Constantine lebt in Oxford und Scilly. (Quelle:Kunstmann)

Anmerkung: Da in diesem Buch 17 verschiedene Geschichten erzählt werden, werde ich an dieser Stelle nicht wie üblich eine kleine Inhaltsangabe schreiben.

Das Buch besteht aus insgesamt 17 mehr oder weniger lange Erzählungen, die keine Kapitel, jedoch aber Absätze besitzen (einzige Ausnahme ist hier eine Erzählung kurz vor dem Ende, diese hat zwei Kapitel). Die Absätze sind stets mit einem “~” voneinander getrennt. Die Titel der Erzählungen sind immer sehr gut gewählt, sodass der Leser diesen in jeder der Erzählungen wiederfindet. Der Titel einer jeder Erzählung steht nicht nur zu Beginn einer neuen Erzählung, sondern zusätzlich auch noch auf der unteren linken Seite, der rechten Buchseite. So weiß man als Leser stets, wo man sich gerade im Buch befindet. Neben diesem Titel befinden sich auch die Seitenzahlen und das nicht wie üblich auf jeder Seite einzeln angegeben, sondern beide Seitenzahlen stehen nebeneinander mit einem “/” voneinander getrennt. Auch wenn die stetige Angabe des Titels die Möglichkeit schafft, auch nach längeren Pausen wieder ins Buch zu finden, so sollten große Pausen nach Möglichkeit ausgelassen werden. Die Geschichten sind nämlich nicht immer sofort zu verstehen und erfordern teilweise ein konzentriertes Lesen. Die Länge der einzelnen Erzählungen ist aber recht gut gewählt, sodass man schnell zum Ende einer Erzählung kommen kann. Dabei sollte man jedoch nicht einfach so durchs Buch hasten, sondern jede der Erzählungen auch auf sich wirken lassen. Die Erzählungen selbst beinhalten dabei oftmals etwas Trauriges, aber gleichzeitig auch etwas Schönes. Haben dazu oftmals noch die Ferne/Abgeschiedenheit aber auch Schönheit als Thema. Was beim Lesen eventuell zu Verwirrungen führen kann, ist die Tatsache das die Dialoge in dem Buch nicht durch “” gekennzeichnet sind. So muss man immer recht gut aufpassen, wer, was und wann gerade sagt (besonders beim direkten “Schlagabtausch” der Charaktere). Das Buch erfordert es nicht, von vorne bis hinten gelesen zu werden (auch wenn ich es nur empfehlen kann), sondern man kann sich seine gewünschte Erzählung heraussuchen (dank Inhaltsverzeichnis auch sehr leicht zu bewerkstelligen) und allein diese lesen.

Cover: Das Hardcover des Buches ist mit Stoff überzogen und fühlt sich recht gut in den Händen an. Die Farben bestehen allein aus Blau und weiß. Auf der Vorderseite sehen wir einen weißen Bereich mit blauen Linien, der aussieht wie ein Fingerabdruck. Der Rest des Covers ist Blau mit horizontalen weißen Linien. In der Mitte befindet sich ein weiß umrandetes Rechteck, das mit blau gefüllt ist, indem sich der Titel des Buches befindet (die Umrandung lässt sich auch leicht mit den Fingern ertasten). Dieser Titel hebt sich durch seine weiße Farbe sehr gut ab. Die Innenseite des Covers ist ebenfalls blau und besitzen weiße Punkte, wodurch leicht der Eindruck eines mit Sternen behangener Himmel entsteht (dies würde auch recht gut zu den Erzählungen im Buch passen, die oftmals an schönen Orten in der Ferne/Einsamkeit spielen).

Fazit: Ein Buch, in dem sich beim Lesen alles wieder findet, Ferne, Nähe, Trauer, Kummer, Sorge und mehr. Jeder der Erzählungen ist dabei in sich geschlossen und regt beim Leser selbst, zum Nachdenken an. Jede der 17 Erzählungen ist es dabei wert gelesen zu werden und wird dem Leser sicherlich in den Bann ziehen können. Von mir gibt es 5/5 Sterne.

Klappentext: David Constantines Erzählungen sind einmalig: Zutiefst poetische, mal zarte, mal aufwühlende Bilder und eine klare, scharfe Beobachtung der archaischen Kräfte, die im Menschen und in der Natur wirken, zeugen von seinem untrüglichen Gespür für die Schönheit und Sonderbarkeit der Welt. Der Körper einer Frau, seit Jahrzehnten im Eis konserviert, bricht aus der Vergangenheit in die schon fünfzig Jahre währende Ehe der Mercers ein und bringt sie ins Wanken. Dem erfolgreichen Investmentberater Mr Silverman kommt seine Seele abhanden, aber niemand stört sich daran. Lou findet bei Owen Zugang zu der verblüffenden Schönheit der Natur, jenseits der ausgetretenen Pfade einer gewöhnlichen Liebesbeziehung. Die Atmosphäre dieser Erzählungen nimmt sofort von uns Besitz. Der Alltag ist den Menschen bedrohlich geworden, sie sind isoliert, belastet von unausgeprochenen Bürden, und suchen Halt im Ungewissen. Was genau es ist, dem sie um jeden Preis ausweichen oder nachjagen wollen, bleibt meist ungesehen, in weiter Ferne – wie der konservierte Körper der Frau aus »In einem anderen Land«, der im schmelzenden Eis eines Schweizer Gletschers darauf wartet, entdeckt zu werden. Die Landschaft und die Natur aber bergen Möglichkeiten der Erlösung, Orte der Zuflucht und kleine Schätze, die Trost spenden können – wie das Stück Treibholz, das ein Strandgutsammler auswählt, um daraus seine Idee von Perfektion zu schnitzen. Diese siebzehn ausgewählten Short Stories aus mehr als zwei Jahrzehnten zeigen, warum David Constantine als »vielleicht bester zeitgenössischer Autor dieses Genres« (The Reader) gesehen wird. Ihre verzaubernde, eindringliche Sprache ist zugleich aufrüttelnd und »stark genug, um zu helfen« (Giorgos Seferis). (Quelle: Kunstmann)

Autor: David Constantine
Titel: Wie es ist und war
Verlag: Kunstmann
Genre: Erzählungen
Seiten: 320
Preis: 24,00
ISBN: 978-3-95614-198-0

http://wurm200.blogspot.de/

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