Rezension zu "Der Tänzer der Schatten" von David Dalglish
Der Tänzer der Schatten steht schon sehr sehr lange bei mir im Regal. Irgendwie hat mich das Thema interessiert, aber nicht so sehr, als dass ich sofort loslesen wollte.
Als ich dann endlich mal angefangen hatte, war ich auch direkt etwas enttäuscht. Zunächst einmal geht es häufig gar nicht um Aaron, den Sohn des Oberhaupts der Diebesgilden. Häufig geht es um Kayla, Alyssa, Maynard, den König, die Kulls, und und und. Häufig haben die Figuren auch nur gerade so am äußersten Zipfel etwas miteinander zu tun. Dadurch zerfasert die Geschichte extrem und man kommt unweigerlich durcheinander. Das wird über den Verlauf des Buches auch nicht besser. Nach etwa zwei Dritteln wird eine Figur von einem Priester gerettet und als sich dieser Priester der anderen Figur vorstellt, war mein Kopf mit Fragezeichen gefüllt, ob man diesen Priester als Leser nicht schon einmal anderswo getroffen hat. Anders herum geht es auch und man fragt sich, wer dieser oder jene schon wieder war.
Zwischendurch wird das Buch aber zumindest spannender. Aaron macht eine spezielle Entwicklung durch, die ich sehr spannend fand und auch bis zum Ende hin häufig gut umgesetzt bleibt. Leider kommt das alles sehr spät. Der im Klappentext angesprochene Mord, den er sich weigert zu vollziehen, geschieht erst in der Hälfte des Buches. Bis dahin hatte ich leider viel meines Interesses an der Geschichte verloren. Es kommt viel zu spät und ist viel zu oberflächlich umgesetzt.
Grundsätzlich muss ich dazu eigentlich noch sagen: Was hat eine Diebesgilde eigentlich so viel mit Morden zu tun? Über den Verlauf des Buches wurde mir eines ganz klar: Das sind keine Diebesgilden. Das sind wenn überhaupt Assassinengilden, denn gestohlen wird hier nicht ein einziges Mal etwas, gemordet und abgeschlachtet wird aber auf jeder zweiten Seite. Überhaupt sind diese Leute allesamt grausame, widerliche Menschen, die sich nur an Tod, Verderben und Schandtaten aufgeilen. Es gibt mehrere Szenen, in denen entweder vergewaltigt wird oder es zumindest das Vorhaben war. Zwei dieser Begebenheiten haben mit kleinen Mädchen zu tun, die gerade so ein zweistelliges Alter erreicht haben. Der einen wird kurz darauf kommentarlos die Kehle aufgeschlitzt. Das wird teils komplett kommentarlos stehen gelassen und hat bei mir einen fahlen Beigeschmack hinterlassen. In einer brachialen Fantasywelt solche Schandtaten mit in den Plot aufzunehmen finde ich grundsätzlich nicht schlimm. Aber wenn ein Gegenpol dazu fehlt, finde ich das immer kritisch.
Das Ende steuert auf eine große Konfrontation hin, bei der natürlich auch wieder Blut in Strömen fließt und mehr Leute drauf gehen als bei der Lawine in Mulan. Es wirkte für mich irgendwann sehr uninspiriert, einfach jeden abzumurksen, vor allem, wenn es bei "wichtigen" Charakteren ist. Mancher Tod wird nicht mal gezeigt, die Person wird einfach für tot erklärt und damit hat es sich. Am Ende des Buches gibt es von den anfangs unzähligen Figuren auch nur noch 3 Stück, denen man in einer Fortsetzung folgen könnte, alle anderen sind tot oder aus dem Plot geschrieben worden. Das heißt dann wohl, dass Band 2 wieder so eine Flut an am Ende eigentlich unwichtigen Figuren hat.
Nein, das tu ich mir nicht an. In der Mitte des Buches, als es ein wenig an Fahrt aufgenommen hatte und sich mehr auf zwei, maximal drei Hauptfiguren konzentriert hatte, war ich versöhnlich gestimmt, wollte 3 Sterne geben. Aber je länger ich dann doch weitergelesen habe, war es mir zu durcheinander, zu viel Hin und Her und zu viel Grausamkeit nur um der Grausamkeit willen.