Rezension zu "Die weiße Giraffe" von Lauren St John
Gleich zu Beginn kommen Martines Eltern bei einem Brand ums Leben. Die 11-jährige muss sich alleine durchschlagen und wird zu ihrer Großmutter nach Südafrika geschickt, die sie scheinbar nur ungern bei sich aufnimmt. In der Schule findet das Mädchen keinen Anschluss und wird vom naheliegenden Wildreservat ferngehalten. Mitten in all dem Unglück begegnet Martine einer weißen Giraffe, um die sich in der Gegend einige Legenden ranken. Die beiden scheinen auf besondere Weise miteinander verbunden zu sein, doch das schöne Tier ist in Gefahr...
"Die weiße Giraffe" ist mein zweites Buch von Lauren StJohn. Auch hier hat mir Atmosphäre besonders gut gefallen, ebenso der bildhafte Schreibstil. Mit vielen Metaphern und einer eher ungewöhnlichen Wortwahl schafft sie es, ein unglaublich zauberhaftes, lebendiges Afrika zu schaffen - und das, obwohl ich (leider) noch nie dort war! Immerhin durfte ich mit diesem Buch zumindest in meiner Vorstellung einmal die unendliche, magische Freiheit Afrikas erleben, mit Martine und der Giraffe an Wasserlöchern und einzigartigen Bäumen vorbei durchs Reservat ziehen und Vogelschwärmen beim Auffliegen zusehen.
Die Geschichte ist durch und durch liebevoll und wahnsinnig zart gestaltet, denn Martines Schicksal wird andere Leser*innen sicher ebenso mitnehmen wie mich.
Die Handlung rund um die Legende um das Mädchen und die Giraffe war für mich allerdings recht vorhersehbar und somit nicht wirklich spannend. Es handelt sich um ein Buch, das ihr gerne in die Hand nehmen werdet, um in die Atmosphäre einzutauchen, allerdings nicht so fesselt, dass ihr es nicht mehr weglegen könnt. Zwischendurch habe ich lieber zu anderen Büchern gegriffen, die mich mehr packen konnten.
Zudem war mir Martine, besonders zu Beginn, nicht vollkommen sympathisch, obwohl sie doch ein bewundernswertes, mutiges Mädchen ist. Ihr Schicksal hat mich durchaus getroffen, doch ihre Reaktionen waren oft überspitzt und sie interpretierte zu viel in kleine Geschehnisse hinein. Schon auf der Buchrückseite wird die "seltsam ablehnende" Großmutter erwähnt, die ich aber gleich mochte. Auch sie hat eben ihre Geschichte! Tatsächlich wurde sie zu meiner Lieblingsfigur - ich glaube, das habe ich irgendwie einfach so an mir, dass ich die im Klappentext als unfreundlich dargestellten Charaktere schließlich am meisten mag :))