Cover des Buches Oscar (ISBN: 9783426274705)
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Rezension zu Oscar von David Dosa

Rezension zu "Oscar" von David Dosa

von LEXI vor 13 Jahren

Kurzmeinung: Beeindruckend!

Rezension

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LEXIvor 13 Jahren
Dr. David Dosa berichtet von Einzelschicksalen aus seinem Alltag als Facharzt für Geriatrie im „Steere House Nursing and Rehabilitation Centre“ in Providence, Rhode Island - ein Pflegeheim für Alzheimerpatienten, die sich bereits in einem späten Stadium ihrer Erkrankung befinden. Dr. Dosa hat mit Erlaubnis seiner Patienten bzw. deren Angehörigen einige solcher Schicksale zu einem Roman verwoben, in dem er uns diese Krankheit in beeindruckender Art und Weise nahe bringt. Die Tatsache, dass in diesem Pflegeheim nicht nur Patienten, sondern auch Katzen wohnen, bildet den „Aufhänger“ dieser zu Herzen gehenden Geschichte. Der Kater Oscar wird verstärkt dabei beobachtet, sich immer dann, wenn ein Patient im Sterben liegt, schnurstracks ins Zimmer zu begeben, sich eng an den Patienten zu kuscheln und bei ihm zu bleiben, ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten. Pflegepersonal als auch Angehörige nehmen dies mit Erstaunen, Rührung und Freude zur Kenntnis und empfinden es als tröstlich, eine an den sterbenden geliebten Angehörigen geschmiegte und schnurrende Katze im Krankenbett vorzufinden. Meiner Meinung nach hat Dr. Dosa das unerklärliche Verhalten dieses Katers als grandiosen Einstieg in ein sehr ernstes Thema benutzt und nicht nur die ersten Anzeichen und den Verlauf dieser schrecklichen Krankheit beschrieben, sondern auch die Gefühle der Erkrankten selber und deren Angehöriger. Er beschreibt, wie sich die Erkrankung auf die Lebensweise auswirkt, wo kleine Dinge des Alltags mehr und mehr zu unüberwindlichen Hürden werden und berichtet von den nicht unwesentlichen Problemen bürokratischer Art. Er beschreibt aber auch die unsagbar schwere Aufgabe der Angehörigen, einen geliebten Menschen los zu lassen und ihn letztendlich an diese Krankheit zu verlieren. Durch das Beleuchten der Perspektive seitens Pflegepersonals, seitens Angehöriger und seitens Patienten wird Dr. Dosa den vielen Aspekten von Alzheimer mehr als gerecht. Er verzichtet jedoch auf lange medizinische Erläuterungen, die für den interessierten Laien verwirrend und langatmig wirken und für betroffene Angehörige eine Wiederholung unzähliger Gespräche mit Ärzten bedeuten würden. Auf diese Weise ist es ihm gelungen, in Romanform von einer Krankheit zu berichten, an denen derzeit in Amerika etwa fünf Millionen Menschen und in Deutschland 700.000 Menschen leiden. Weitere Hunderttausende leiden an anderen Formen der Demenz … *** Der Autor versteht es geschickt, durch die Geschichte seines Katers Oscar die tragischen Einzelschicksale ein wenig aufzulockern. Er erzählt nicht nur von dramatischen Szenen am Krankenbett, sondern auch von liebevollen Gesprächen und positiven Erlebnissen. Nicht zuletzt weckt er die Neugier des Lesers auf das Rätsel um diesen Kater, der stets zu wissen scheint, wann die Stunde gekommen ist, in der ein Patient aus dieser Welt scheidet. *** Dr. Dosa zeichnet seine Patienten liebevoll, mit viel Emotion und lässt sie lebendig und sympathisch erscheinen. Er legt großes Augenmerk auf das Gefühlsleben seiner Protagonisten und bindet den Leser in die jeweiligen Lebensgeschichten ein. Katzen spielen ebenfalls eine Rolle in diesem Buch und jedes einzelne Kapitel wird mit einem Zitat über diese Spezies eingeleitet. *** Es handelt sich hierbei um eine broschierte Weltbild-Ausgabe mit schönem, aber irre führendem Cover. Allein beim Anblick des Titelfotos, einer Mischlingskatze, deren Name in großen Lettern als Titel angeführt ist, verleitet zum Schluss, dass es sich hierbei um ein belletristisches Tierbuch handelt, eine Geschichte über Katzen. Dass es jedoch bedeutend mehr ist, geht auch aus dem Klappentext nicht so recht hervor. Dies erschließt sich dem Leser erst während der Lektüre des Buches. *** Fazit: Meiner Meinung nach ist „Oscar“ ein sehr berührendes Buch über die schreckliche Geisel „Alzheimer“, das nicht mit trockenen Fakten aufwartet, sondern so viele Aspekte wie möglich beleuchtet. Es befürwortet Achtung, Menschlichkeit, Emotionen und zeigt, wie man als Erkrankter auch unter solch schweren Umständen respektvoll und unter Wahrung der Menschenwürde begleitet werden kann. Es verschweigt dabei aber nicht die Schattenseiten – den Kummer, die Verzweiflung, die emotionalen Kraftakte und letztendlich die finanziellen und bürokratischen Mittel, die mit dem Umgang mit Alzheimer einhergehen. Ein einzigartiges Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte.
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