Cover des Buches Kreativität (ISBN: 9783827500182)
M
Rezension zu Kreativität von David Eagleman

Kernkompetenz für die Umsetzung der Intelligenz

von M.Lehmann-Pape vor 6 Jahren

Rezension

M
M.Lehmann-Papevor 6 Jahren
Kernkompetenz für die Umsetzung der Intelligenz

„Leimen sie nie die Bauklötze fest“!

Das ist ein guter Rat, den der Neurowissenschaftler Eagleman und der Musiker und Komponist Brandt dem Leser inmitten des Buches mit auf den Weg geben.

Und damit sind, zunächst (und natürlich dann auch im übertragenen Sinne) tatsächlich Lego-Steine gemeint (was nur eines der vielfachen Dinge ist, an denen die beiden Autoren ihre Inhalte griffig, prägnant und in bester Form beispielhaft verständlich im Buch Illustrieren. Neben zudem vielfachen grafischen, fotografischen Beispielbildern und einer „kreativen“ Buchgestaltung an sich bereits).

Ein Motiv, entliehen aus „Lego-Movie“ und anspielend auf einen Vater, der seinen kleinen Sohn dauerhaft daran hindern will, an seinem Projekt, der riesigen Lego-Stadt im Keller des Hauses, zu spielen. Alle Steine sollen mit unlösbarem Leim miteinander verbunden werden. So dass der Sohn nichts mehr kaputt, nichts mehr in Unordnung bringen kann.

Das eigene Werk „einfrieren wollen“, die unsagbare Mühe des Aufbaus zementieren, das ist die eine Haltung (Vater). Mit den Dingen „spielen“, versetzen, anders bauen, neu bauen, die Struktur der Stadt „flüssig“ lassen, dass ist die andere Haltung (Kind).

Haltungen, die natürlich in diesem Beispiel ein Grundverständnis von Kreativität geben und damit dem Leser in sehr einfacher, spielerischer Form einen Begriff von der inneren Disposition des Menschen selbst geben. Denn letztlich sind beide Wünsche, der zu bewahren und der, neue Wege und Möglichkeiten zu suchen, in jedem Menschen angelegt. Nur eben verschieden stark ausgeprägt, auch je nach Lebensphase.

„Zerstörung ist eben nicht nur zerstörerisch, sondern auch schöpferisch“.

Was genau in jene drei Elemente passt, welche die Autoren als grundlegend für das Leben von Kreativität im Buch setzen und dies fundiert und überzeugend erläutern.

„Biegen. Brechen. Verbinden“.
Aus Impulsen biegsam neues Formen. Aus Bestehendem, sei es auch noch so perfekt, Neues erschaffen (unter Brechen der vorhandenen oder noch getrennte Dinge), Ideen, Gedankengebäude, Beziehungen in neuer, interessanter Weise überhaupt erst einmal hinein verbinden.

Daher sollte man nie Bauklötzchen mit unlösbarem Kleber fest verbinden, denn der Spieltrieb des Menschen zum einen, das Leben selbst aber zum anderen, bilden eher einen ständigen Fluss von Ideen und möglichen Entwicklungen, der erst Kreativität freisetzt und eine ständige Entwicklung der eigenen Person, der Beziehungen, in denen man steht und der „Welt der Dinge“ nicht nur in Gang setzt, sondern gar voraussetzt, damit der Mensch sich frei entfalten kann.

„Die Tradition ist ein Führer, kein Kerkermeister“.
Und da, eine weitere Erkenntnis der Autoren „Kreativität nicht einfach vom Himmel fällt“, braucht es eben Anregungen, Aufgaben, Unordnung, es braucht „Material“, um die Kreativität anzuregen und damit die Intelligenz des Menschen konstruktiv freizusetzen.

„Die Kultur muss uns die Bauklötzchen liefern“.
Aus denen dann, oft weiß man gar nicht wie, schöpferische Kräfte entstehen.
Kunst, Kultur, Musik, Malerei, Literatur, Ideen als Anstöße für kulturelle Veränderungen und neue Entwicklungsfäden, praktische Ideen, Experimente, Laborversuche, wiederum Ideen, aus denen neue Entwicklungsfäden für die technischen Innovationen heraus geboren werden.

Immer aber gilt: Das alles kommt nicht aus dem „Nichts“. Es bedarf in jeder Ausrichtung eine Art schwärenden Nährboden auf Ideenebene und zur Verfügung stehendes Material, das plötzlich in anderer als gewohnter Weisevielleicht genutzt, anders zusammengestellt, anders geformt wird.

Das übrigens, wenn man es recht bedenkt, vollzieht jeder Mensch in seinem Leben.
Meist eher in einem kleineren Rahmen. Aber die Dinge anders sehen zu können, als sie aktuell sind, dran bleiben an dem, was an Denkbarem möglich wäre und sich nicht allzu schnell wieder zurücklehnen zu wollen und ein gewisses „spielerisches Gemüt“ sich im Leben zu bewahren, dass sind jene Grundpfeiler der Kreativität, die beide Autoren nachhaltig und überzeugend betonen und für sie vielfache praktische Beispiele (und Tipps) im Buch vorliegen.

Sehr lesenswert.
Denn klar wird: Eine Ordnung, eine Welt, ein System, einen Rahmen „zementieren“ zu wollen, wird nicht dauerhaft funktionieren. Auch wenn man sich in seinem Ideengebäude und materillen Umfeld noch so wohl fühlt. Dieses Wissen aber wird im Buch reichlich entschädigt durch die vielfachen Motivationen, die eigene Kreativität mit Freude spielen zu lassen. Inklusive der Befriedigung, etwas verändert oder neu geschaffen zu haben.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks