Cover des Buches Justice (ISBN: 9783522200554)
Rezension zu Justice von David Fermer

Rezension zu "Justice" von David Fermer

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 14 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 14 Jahren
Im Dezember 2009 haben sich noch einige Bücher zwischen meine Jahreshighlights geschoben, so auch "Justice" von David Fermer. Der Jugend-Thriller spielt in der Gegenwart in Kapstadt. Die Apartheid ist seit 1994 zumindest gesetzlich abgeschafft, doch die Stadt wird von einem Serienmörder, den die Presse Apartheid-Mörder nennt, in Atem gehalten. Der Unbekannte tötete bereits zehn Menschen, auf deren Leichen man Namenslisten fand. Die Namen gehören ausschließlich Opfern der Verbrechen zu Zeiten der Rassentrennung. Der Mörder scheint auf einem Rachefeldzug zu sein. Der Teenager Milan, ein weißer Junge der gesellschaftlichen Oberschicht Kapstadts, lebt hier mit seinen Eltern. Eines Tages trifft er zu Hause überraschend auf ein unbekanntes Mädchen. Zeni ist die Tochter der Putzfrau und vertritt die kranke Mutter. Milan ist von dem hübschen farbigen Mädchen fasziniert und bemüht sich sehr um sie. Anfangs steht ihre unterschiedliche Herkunft zwischen ihnen, doch schon bald treffen sie sich regelmäßig und Milan lernt auch Zenis Familie kennen, die nach der Umsiedlung aus dem District Six in Khayelitsha, dem drittgrößten Township Südafrikas leben. Zenis Vater, ein Polizist, starb schon vor ihrer Geburt bei einem dienstlichen Einsatz. Milan berührt das Schicksal von Zenis Familie und er macht sich viele Gedanken über die Apartheid, ihre Befürworter und ihre Opfer. Als er durch Zufall erfährt, dass sein Großvater in der Vergangenheit für das Arpartheids-Regime tätig war, schämt er sich für seine Familie und hat große Angst, Zeni deshalb zu verlieren. Das Thema beschäftigt ihn immer intensiver und unverhofft kommt er plötzlich dem Arpartheid-Mörder auf die Spur. Mit der familiären Vergangenheit konfrontiert, beginnt er mit dem Mörder zu sympathisieren... Mit "Justice" ist David Fermer ein spannender und gleichzeitig informativer Jugend-Thriller gelungen. Man erfährt viel über das alltägliche Leben in Kapstadt, das sehr anschaulich beschrieben wird. Wenn Milan mit seiner Vespa durch die Straßen fährt, hat man als Leser das Gefühl, hautnah dabei zu sein. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich, zwischen Farbigen und Weißen werden deutlich und vermitteln ein gutes Bild von den heutigen Lebensumständen in der drittgrößten Stadt Südafrikas. Ein kurzes Glossar am Ende des Buches beinhaltet außerdem Erklärungen zu den wichtigsten Stichpunkten der Arpartheid. Zusammen mit Milan lernt man die düstere Vergangenheit des Landes kennen und ist ebenso bestürzt und nachdenklich wie der Junge. Fermers klarer Erzählstil verbindet auch diese Passagen geschickt mit der flüssig erzählten Geschichte. Mit der Beziehung zu Zeni werden die Schwierigkeiten verschiedenfarbiger Paare auch in der heutigen Zeit hervorgehoben, die Ängste und Erinnerungen an das Arpartheids-Regime werden durch die Taten des Killers erklärt und ihr Vorhandensein auch in der Gegenwart verdeutlicht. Doch trotz des ernsten Themas fehlt es dem Buch nicht an Spannung. Als Milan die Spur des Arpartheids-Mörders aufnimmt, nimmt das Tempo der Story rasant zu. Einerseits ist man gespannt auf die Aufklärung der Identität des Killers, doch selbst wenn diese offenbart wurde, fiebert man immer noch mit. Denn Milan steckt plötzlich in einem Gefühlsdilemma, dass ihn nicht nur verändert sondern auch in Gefahr bringt. Seine Beziehung zu Zeni steht auf dem Spiel, doch auch seine Glaubwürdigkeit vor sich selbst. Dieses Gefühlschaos hat der Autor ebenfalls besonders gelungen geschildert, sodass man Milan in seiner Verzweiflung sehr nahe kommt. Sein vielschichtiger Charakter haucht der Geschichte Leben ein und man kann nicht anders, als sich von den Geschehnissen mitreißen zu lassen. Aufgrund der teilweise sehr harten Beschreibungen, die sogar mich teilweise ein wenig mitgenommen haben, würde ich dieses Buch entgegen der Verlagsempfehlung für Jugendliche ab 14-15 Jahren empfehlen.
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