Cover des Buches Das geheime Leben des Monsieur Pick (ISBN: 9783421047601)
Rezension zu Das geheime Leben des Monsieur Pick von David Foenkinos

„Ein paar Worte können manchmal ein ganzes Leben verändern.“

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
„Ein paar Worte können manchmal ein ganzes Leben verändern“, schreibt Foenkinos und führt den Leser ins bretonische Finistère - dem „Ende der Welt“. Hier lebt der Bibliothekar Jean-Pierre Gourvec, der in seiner Bibliothek von Verlagen abgelehnte Manuskripte aufnimmt. Gescheiterte Schriftsteller pilgern nach Crozon, um sich endgültig von ihren Werken zu trennen - und so häufen sich in der Bibliothek Geschichten an, die kaum jemand gelesen hat. Geschichten, in denen es um große Lieben und kleine Dramen geht, Krimis, Autobiografien, Tagebücher. Doch dieser irgendwie geheimnisvolle Teil der Bibliothek droht langsam in Vergessenheit zu geraten. Bis die junge Pariser Lektorin Delphine Despero auf ein Meisterwerk stößt, welches das Leben vieler Menschen auf den Kopf stellen soll.

Am besten gefiel mir, wie Foenkinos nach und nach neue Charaktere in die Erzählung einführt und manchmal kurz, manchmal länger bei ihnen verweilt, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Dem Leser wird ein kurzer Einblick in das Leben der teils skurrilen Gemeinde gewährt und man verbleibt mit dem Gefühl, dass es hier gemütlich ist - man würde gerne länger bleiben. Denn man spürt auch immer Foenkinos Zuneigung zu seinen Figuren, die sich in seinen liebevoll karikierten Beschreibungen und manchmal persiflierenden, aber wohlwollenden Bemerkungen äußert.

Gestehen muss ich allerdings, dass mir vor allem der Anfang sehr gut gefiel und meine (eigentlich nicht vorhandenen Erwartungen, denn ich habe vorher noch nie etwas von Foenkinos gelesen) übertroffen hat. Ab etwa der Hälfte des Buches hatte ich jedoch das Gefühl, es gäbe ein paar Längen. Die Geschichte in ihrem Ganzen zu kennen entlohnt jedoch die Geduld, wenn dies nicht schon Foenkinos m.E. Recht ungewöhnlicher Schreibstil leistet, der samt Fußnoten und deutlich hervortretender Erzählerstimme sehr leicht und mit feinem Humor ausgestattet, manchmal sogar fast poetisch ist.

Das geheime Leben des Monsieur Pick ist keine anspruchsvolle Literatur - ja, manchmal driftet sie auch in Gemeinplätze ab und manchmal ist Foenkinos Überzeichnung übertrieben -, aber sie ist nichtsdestotrotz charmant, nicht zuletzt durch die gelungene Verflechtung von realen und fiktiven Elementen. Sicherlich trägt es zur Lektüre bei, wenn man sich ein wenig mit französischer Literatur und Popkultur auskennt, aber auch so offenbart sich die interessante Kritik am Literaturbetrieb, der Schriftstellerei und unserer Konsumkultur - und möglicherweise steckt dahinter sogar ein wenig Selbstkritik Foenkinos (auch am selbigen Roman), die man ihm durchaus auch anrechnen kann.

Daher: eine klare Empfehlung an alle, die einen gemütlichen, sprachlich schönen, wenn auch inhaltlich nicht besonders tiefgehenden Roman über die Liebe zum Lesen und die Fähigkeit der Worte zur Veränderung lesen wollen.
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