Cover des Buches Kanakenblues (ISBN: 9783865324542)
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Rezension zu Kanakenblues von David Gray

Hartes Leben, harte Kommissare!

von Buchundmoor vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein realitätsnaher Krimi, mitreissend und spannend bis zur letzten Seite!

Rezension

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Buchundmoorvor 9 Jahren
Da ich schon David Gray`s Werke gelesen habe, die er als Selfpublisher herausgebracht hat, war ich sehr gespannt, wie dieser Krimi von ihm ist.
Um es vorweg zu nehmen, er hat mich nicht enttäuscht, im Gegenteil, hier ist ihm etwas ganz Besonderes gelungen!
Beim Titel geht's schon los. Liest mein Vorurteilbelastetes Gehirn denselben, denke ich an das Gejammer über unser schlechtes Land.
Jedoch, je weiter sich die Story entwickelt, um so mehr passt der Titel und eröffnet mir den Blues.
Hamburg, wo die Reeperbahn immer ein Thema ist und eine Vielfalt der Kulturen, auch krimineller Kulturen, aufeinander trifft.
Ein Kommissar, Lewis Boyle, der so ganz anders ist, als wir es gewohnt sind.
Sein bester Freund, eine Kiezgrösse, was der Freundschaft keinen Abbruch tut.
David Gray zeichnet mir ein genaues Bild der Machtstrukturen, der Beamtenmacht ebenso wie der Verbrechermacht.
Boyle, der versucht, seine Ehre und sein Gewissen in diesem perfiden Spiel ais Macht und Korruption zu behalten und dabei trotzdem seine Schäfchen ins Trockene bringen möchte.
Raffiniert spannt Gray seinen Bogen um Boyle und bringt ihn von einem Gewissenskonflikt in den Nächsten.
Auch die Figur seines Antagonisten zeichnet er sorgfältig. Appeliert an mein moralisches Gewissen, schildert mit notwendiger Deutlichkeit, das auch er keine Wahl hat.
Die Sprache in diesem Krimi ist hart und brutal, so wie die Story eben auch. Kein geschöntes, intellektuelles Deutsch, sondern die Sprache der Straße.
Dies verleiht dem Werk eine sehr authentische Note, ist das Leben und die Handlung eben auch brutal und ehrlich.
Die Spannung bezieht sich elementar auf die Frage, wer hier eigentlich Gut und wer Böse ist.
Die Grenzwertigkeit der eigenen Gedanken und das es oft keine einfache Lösung gibt, wenn Gerechtigkeit gefordert wird!
Obwohl Gray hier einen ureigenen Stil entwickelt, wurde ich beim lesen an Bukowski und Frank Göhre erinnert. Nicht ganz so fixiert wie Bukowski und nicht so depressiv wie Göhre.
Zur Handlung an sich, möchte ich wie immer, gar nicht so viel verraten.
Sie zeigt aber deutlich, was in einem Rechtsstaat an Korruption möglich ist.
Das eben auch Beamte nicht zwangsläufig die Guten sind und wie verloren jemand hier in unserem Land sein kann, wenn er sich auf die Gerechtigkeit eines Rechtsstaates verlässt!
Es war von der ersten bis zur letzten Seite spannend und Gänsehaut pur.
Es schwirren mir auch nach dem lesen immer wieder Szenen und Gedanken dazu durch den Kopf.
Und auch Boyle, mit seinen blauen Augen, der geradezu blauäugig in einige Fallen tappt, geht mir nicht aus dem Kopf.
Ich habe jetzt auch den " Ausländerblues".
Ich habe mit Boyle gelitten, mit Teddy gelacht und mit Youmas gefühlt! Und alle anderen gehasst!

Empfehle ich uneingeschränkt!!
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