Rezension zu "Akilah und die Legende von Bashir" von David Jonathan
Bashir, ist der Junge, der den Krieg in Syrien ausgelöst haben soll, indem er ein Graffiti an eine Wand in Daraa gesprüht hat. Doch dieser Junge ist nur ein Held, ein Mythos. Dennoch begleiten wir Bashir, der auf der gefährlichen Flucht die junge und starke Akilah kennengelernt hat. Gemeinsam begeben sie sich auf den beschwerlichen Weg nach Europa, Akilah immer mit dem großen Wunsch, sich von den Einschränkungen als Frau befreien zu können, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, in Sicherheit, Freiheit und mit der Möglichkeit Bildung zu erhalten.
Ein Thema, das immer noch sehr aktuell ist, wenn wir uns die aktuellen Flüchtlingsströme anschauen. In Romanform, durch Unterstützung von Bashir, einem Mythos und Helden, wird die Flucht einer jungen Frau, Akilah, beschrieben. Der Leser erfährt somit auf informative, realitätsnahe und zum Teil sehr schockierende Weise, von Erlebnissen auf der Flucht. Aber vor allem thematisiert das Buch auch die Frauen, welche unterdrückt werden, weniger Rechte und oft große Schwierigkeiten haben, sich und ihre Rechte durchzusetzen. Das wird in vielen Stellen im Buch und durch unterschiedliche Frauen sichtbar. Ebenso wird das Leben in Parallelwelten thematisiert, unterschiedliche Kulturen, die zum Teil nebeneinander statt miteinander leben.
Das Buch ist aus der Perspektive von Bashir geschrieben, den es ja eigentlich nicht gibt. Seine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle entwickeln im Buch aber das Besondere, da sie einen gewissen Abstand zu den Geschehnissen schaffen und gleichzeitig eine andere Perspektive auf die Flucht und auf Akilah, als flüchtende Frau bieten. Bashir glaubt dabei meist an das Gute, unterstützt als Held seine Mitmenschen, ist aber auch etwas ängstlich und zurückhaltend. Er hinterfragt sehr viel und urteilt nicht vorab über die Menschen. Gleichzeitig wirkt er sehr verloren, ist auf der Suche nach seiner Heimat und seiner Mutter.
Akilah hingegen wirkt als junge Frau aus Syrien schon sehr reif. Sie flüchtet auch, um ihre Rechte als Frau weiter entwickeln und ausleben zu können. Sie traut sich den Menschen an, wirkt anfangs etwas naiv und unbesorgt, ist aber immer auch skeptisch und gibt nicht so viel von sich Preis. Das wirkt sich im Verlauf auch schützend für sie aus. Auf ihrer Flucht zeigen sich die Gefahren, vor allem für junge Frauen, aber auch andere gefährliche Organisationen und Taten, die sich im Hintergrund abspielen. Doch Akilah lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen und folgt ihrem Weg.
Das Buch wird in drei Teile eingeteilt: Der erste Teil “Geburt” beschreibt die Entstehung des Helden Bashir. Der zweite Teil “Flucht” ist die eigentliche Flucht, auf der Bashir Akilah begleitet und gemeinsam mit ihr versucht nach Österreich bzw. Deutschland zu gelangen. Dieser Teil ist der Längste im Buch, da er durch viele unterschiedliche Länder führt. An manchen Stellen hat es sich etwas in die Länge gezogen, jedoch wurde das durch immer wieder neue unterschiedliche Bekanntschaften und Geschehnisse auch sehr anschaulich und interessant gestaltet. Der letzte Teil “Nach Hause” handelt dann vom Ankommen. Der Schreibstil ist ansonsten sehr angenehm zu lesen und aufgrund der Beschreibung aus Sicht des Helden Bashir auch besonders. Ich hatte während der Geschichte auch immer wieder das Gefühl dabei zu sein, z.B. mit im Boot zu sitzen oder durch fremde Städte zu irren. Die Geschehnisse, die Ungewissheit und die Ängste konnte ich mit wahrnehmen.
Ein Buch aus Sicht eines Mythos, der Mut und Hoffnung schenkt, aber auch die Traditionen und Kulturen aus unterschiedlichen Sichtweisen beschreibt. Ebenso verdeutlicht es, welche Gefahren, vor allem jungen Frauen auf der Flucht begegnen können.