Cover des Buches Verfolgung (ISBN: 9783453270992)
Rezension zu Verfolgung von David Lagercrantz

Spannende Geschichte, die leider nur sehr langsam in Fahrt kommt

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Spannende Geschichte, die leider nur seeeehr langsam in Fahrt kommt.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren

*** gekürzte Rezension, Vollständig mit Bildern auf meinem Blog ***

Als Stig Larsson, der Erfinder der großartigen Millenium-Trilogie, 2004 völlig unerwartet an einem Herzinfarkt verstarb, hätte wohl keiner daran gedacht, dass sich ein paar Jahre später ein anderer Autor über Larsons Notizbücher hermachen und daraus zwei weitere Bücher im Blomquist/Salander-Universum, darunter das vorliegende Rezensionsexemplar “Verfolgung”, nach dessen Aufzeichnungen erarbeitet.

Die Wahl fiel damals auf den schwedischen Schriftsteller und Journalisten David Lagercrantz, der sich dann letztendlich der schweren Aufgabe angenommen hat, den von Larsson erdachten Hauptfiguren Mikael Blomquist und Lisbeth Salander erneut Leben einzuhauchen. Leider konnte dessen erstes Werk auf Basis von Larssons Erbe, “Verschwörung” (Millenium IV), nicht an die Erfolge der ursprünglichen Trilogie anknüpfen. Zum einen war der verwendete Schreibstil vollkommen anders, zum anderen konnte Lagercrantz auch nicht annähernd an die spannenden Investigativ-Thriller Millenium I-III anknüpfen. “Verschwörung” wurde dann weithin als kleine Aufwärmübung des Autoren abgehakt.
Mit “Verfolgung” (Millenium V) stöberte Lagercratz nun erneut in den Notizen des schwedischen Bestsellerautoren.

Ich habe mir nun für euch das Hörbuch in einer gekürzten Fassung angehört.

->> Das Hörbuch

Das Hörbuch wurde in der gekürzten Lesung auf zwei MP3-CDs mit 10 Stunden und 40 Minuten Laufzeit gepresst. Die vollständige Lesung dauert 12 Stunden 23 Minuten ist somit 1 Stunde 43 länger, wobei mir persönlich die gekürzte Fassung um Längen ausreicht.

Ausgeliefert werden die beiden MP3-CDs in einem ziemlich hübsch designeten Digipak. Dieses Digipak ist etwas dicker als normal, was wohl den beiden Tonträgern geschuldet ist. Dadurch kann man aber den Hüllen-Rücken sehr gut lesen, was in meinen Augen sonst meistens eher ein Problem dieser Verpackungsform ist. Aber keine Frage, Digipak sieht einfach viel edler aus als die gewöhnlichen Jewel-Case.

Was mir besonders gut gefällt, in der Hülle befindet sich noch ein Booklet mit ein paar interessanten Informationen rund um die Entstehung des Buches, ein paar Worte zu dem leider 2004 verstorbenen Schriftsteller Stieg Larsson, dem Autoren Daid Lagercrantz und dem Sprecher Dietmar Wunder. Schön gemacht.

->> Der Erzähler

Die Hörbücher “Verblendung”, “Verdammnis”, “Vergebung” und “Verschwörung” wurden damals noch von Dietmar Bär erzählt, der dort eine wirklich hervorragende Leistung in den Geschichten um Mikael Blomquist und Lisbeth Salander zeigen durfte.

In “Verfolgung” wurde Bär nun allerdings durch einen meiner Lieblingserzähler ersetzt, Dietmar Wunder durfte mal wieder hinter dem Mikrofon Platz nehmen. Wunder bringt in dieser Position natürlich auch einen (eigentlich) entscheidenden Vorteil mit.

Als 2011 das amerikanische Remake von “Verblendung” mit Daniel Craig in der Hauptrolle über die Kinoleinwand flimmerte, durfte Dietmar Wunder als ständiger Synchronsprecher Craigs bereits Stig Larsson-Luft schnuppern. Laut eigener Aussage hat ihm diese Synchronrolle bei der Aufnahme des Hörbuchs enorm geholfen, da er immer die Schauspieler des Remakes vor Augen hatte und er dadurch die Protagonisten im Hörbuch ähnlich den Darstellern im Film sprechen konnte.

Und das hört man dem Hörbuch natürlich auch deutlich an. Wer das Remake “Verblendung” gesehen hat, hat tatsächlich auch Daniel Craig vor Augen. Allerdings muss ich sagen, ich bin eigentlich kein großer Fan von der Neuinszenierung. Im Fazit gehe ich dann auch ein wenig mehr auf das warum ein.

->> Meine Meinung zum Hörbuch

Ja, warum bin ich jetzt eigentlich kein Fan von der Neuverfilmung von “Verblendung”?

Kurz gesagt, das amerikanische Remake kommt einfach um Meilen nicht an die schwedische Original-Trilogie heran und hat mich eher entäuscht als begeistert. Aber die amerikanisierung von schwedischen Filmen hat in der Vergangenheit schon öfter nicht funktioniert. Ich möchte an dieser Stelle einfach nur an die Neuverfilmung des grandiosen skandinavischen Films “Nightwatch – Nachtwache” (1994) erinnern, die bereits nach drei Jahren (1997) mit “Freeze – Alptraum Nachtwache” eine Neuauflage bekam und das Erbe des großartigen Vorbilds gnadenlos an die Wand fahren lies. Ähnlich verhält es sich mit dem Remake von Verblendung, der zwar einigermaßen gut unterhielt, aber bei weitem nicht an an das handwerklich recht spezielle schwedische Vorbild herankam. Abgesehen war Noomi Rapace als Lisbeth Salander phänomenal.

Von daher finde ich persönlich auch nicht so toll, dass hierfür Daniel Craig … äh ich meine Dietmar Wunder engagiert wurde.
Aber eben nicht, weil ich seine Stimme schlecht finden würde, sondern weil ich eigentlich nicht an die amerikanische Version des Filmes denken möchte.

Allerdings gibt es leider noch ganz andere Probleme bei Lagercrantzs Interpretation von Larssons Notizen, die die Sprecherleistung ziemlich schnell ins Hintertreffen geraten lässt.

Grundsätzliches Problem des Hörbuchs ist die schwer in Gang kommende Handlung.
Lagercrantz erzählt hier zwei verschiedene Handlungsstränge, die sich nur gelegentlich an ein paar Punkten berühren und prinzipiell sogar als jeweils eigenständiges Buch hätten veröffentlicht werden können.
Lisbeth Salander, deren Origin-Geschichte eigentlich in Millenium I bis III zur Genüge beleuchtet und in Millenium IV mit zähen Kaugummi-Informationen erweitert wurde, bekommt auch im aktuellen Band noch zusätzliche Randnotizen, die eher belanglos denn wichtig sind. Aber dafür wird der Hintergrund-Geschichte enorm viel Platz eingeräumt.

Was bemerkenswert ist, Salander ist schon seit dem ersten Band eine extrem gute Hackerin. Im fünften Buch der Saga wird sie allerdings auf ein annähernd gottgleiches Podest gehoben, so dass man ihr ihre Computer-Skills einfach nicht mehr so richtig abnehmen will. Was diesen Punkt angeht, da hat es Lagercrantz meiner Meinung nach eindeutig übertrieben.

Daher ist es auch mehr als gut, wenn man sich hier tatsächlich die gekürzte Hörbuch-Fassung zulegt, dadurch werden diese Platzfresser und Stilisierungen doch noch ein wenig entschärft. Und ein weiterer Vorteil eines beschnittenen Hörbuchs: der am Ende dann doch noch recht spannende Fall rückt so deutlich früher in den Fokus des Hörers.

Langatmige und oberflächliche Dialoge, sowie sehr flache Charaktere und eine über lange Zeit eher unspektakuläre Geschichte schafften es leider nicht, mich bei der Stange zu halten. Oftmals war es für mich wirklich schwer, der Geschichte zu folgen, vor allem weil einfach sehr lange Zeit nicht so richtig etwas passiert und auch die Hauptprotagonisten innerhalb der Geschichte kaum Berührungspunkte haben.

Abschließend fehlt dann eigentlich nur noch die Wertung.
Abzüge gibt es für die Längen, ohne die es wirklich ein hervorragendes Hörbuch hätte werden können. Dietmar Wunder macht auch hier alles richtig, auch wenn ich mich eigentlich lieber nicht an Daniel Craig als Mikael Blomquist erinnern möchte. Wenigstens kommt im späteren Verlauf doch noch ein wenig Spannung auf, aber leider reicht das nicht für mehr als 3 von 5 Couchpiraten.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks