Rezension zu "The First Men in the Moon" von H. G. Wells
Hier besuchen nicht Marsmenschen die Erde, sondern Menschen den Mond - und stellen fest, dass er von seltsamen Mondmenschen und allerlei Getier und Pflanzen besiedelt ist. Man mag darüber aus heutiger Sicht schmunzeln, ebenso wie über die im Krieg der Welten aufgestellten Thesen über die Lebensbedingungen auf dem Mars. Dass es heute trotzdem noch lesenswert erscheint, zeigt eben die Qualität der Prosa Wells.
Die Reise zum Mond gelingt mit Hilfe eines neu erfundenen Materials, dass die Schwerkraft überwindet, was bei einem ersten Test prompt zu einer Katastrophe führt. Wie immer malt Wells sein Szenario äußerst detailgenau und realistisch aus, deswegen wirken seine Ideen auch nicht schlicht albern, sondern man vergisst beim Lesen zwischendurch, dass es - aus heutiger Sicht zumindest - eben einfach nicht möglich ist. Einer seiner erzählerischen Tricks und ein konstantes Stilmittel ist dabei der Icherzähler, der er auch hier wieder verwendet und damit die Vorstellung eines Tatsachenberichts heraufbeschwört.
Und auch hier wieder geht es nicht einfach um das Ausmalen eines phantasievollen Szenarios, sondern um menschliche Konflikte, hier zwischen dem exzentrischen und gänzlich uneigennützigen Erfinders Cavor und dem Begleiter und Icherzähler Bedford, der wesentlich handfestere Gründe für seine Mitarbeit an dem Projekt hat, nämlich die Lösung seiner finanziellen Probleme und gar unendlichen Reichtum. Außerdem werden wie im Krieg der Welten Grundfragen der menschlichen Existenz angesprochen, hier in dem Dialog zwischen dem am Ende bei den Mondmenschen bleibenden Cavor und dem "Großen Lunar", dem Herrscher über die Mondmenschen.
Wieder vermeidet Wells auch den Eindruck einer bloßen Phantasy-Geschichte, hier indem er dem Icherzähler einen Ton mitgibt, der zwischen Ironie, Sarkasmus und Nüchternheit liegt. Und spannend ist die Geschichte außerdem noch. Was will man mehr??