Cover des Buches Free (ISBN: 9783813503906)
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Rezension zu Free von David Lama

Tausend Seillängen bis zu Hans Saler

von wandablue vor 10 Jahren

Rezension

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wandabluevor 10 Jahren
„Ein Abenteuer [wird] durch die Anwesenheit von Kameraleuten und einem Hubschrauber emotional verändert“, kritisiert Hanspeter Eisendle das Vorhaben des Sportkletterers David Lama, seinen besonderen alpinistischen Freikletterversuch am patagonischen Cerro Torre mithilfe des Mediateams „Red Bull“ zu vermarkten.

Eine Diskussion über angebrachtes, ethisches Verhalten am Berg entbrennt. Was spricht dagegen, alles technisch Machbare auch zu verwirklichen? Wer trägt die Verantwortung für das Agieren der beiden Parteien „Film und Sport“? David Lama ist nach anfänglichem Widerstand bereit, begangene Fehler einzusehen und Gesamtverantwortung für sein Projekt zu übernehmen. Überhaupt ist die Besteigung im Freestyle am echten Berg viel herausfordernder als er gedacht hat, das Wetter ist, was es immer ist, Wetter! und unbeeinflussbar, so verbringt er drei Sommer hinter einander in Patagonien, in denen er ständig hinzu lernt, über sich, über den Berg, über die Wahl des besten Partners und über das Projekt. Und er gibt nicht auf, so dass das Unternehmen dank seiner Hartnäckigkeit schliesslich gelingt. David und sein Kamerad Peter Ortner sind überglücklich: Es ist geschafft.

David Lamas Buch weist wesentliche Schwächen im sprachlichen Bereich auf. Auch wenn der Bericht authentisch bleiben soll, braucht es keinen derartigen Einsatz an Fäkalsprache, auch der Gebrauch österreichischen Slangs ist übertrieben; ein Wechsel der Erzählperspektive, auch dreimal in einem kurzen Abschnitt, ist Usus. Slang und Fachvokabular tanzen nicht nur einen verworrenen Reigen, auch offensichtliche Grammatikfehler werden nicht berichtigt. Andererseits schimmert immer wieder Davids kantiger Humor durch.

Von Davids phantastischen persönlichen Eindrücken am Berg ist kaum etwas zu lesen. Für die grandiose Schönheit der Berggipfel, der Schneefelder, der Gletscher, des Lichtspiels in verschiedenen Stunden des Tages und der Nacht, für das in jeder Hinsicht umwerfende Erleben der Höhenwelt findet David nur schwer Worte. Er ist kein Mann der Worte, formuliert er einmal sinngemäss, sondern ein Mann der Tat. David Lama geht es um Leistung und Information, nicht um Erzählung. Dennoch hat das Buch Zug. Und das ist dem Bergsport selbst geschuldet.

Fazit: Obwohl sprachlich durchaus fragwürdig, ist „Free“ immer noch ein Bergbuch, begleitet von einigen einmaligen Fotos. Und wer selber dem Berg frönt, für den ist es allemal spannend, einem Meister des Fachs beim Ausüben des Handwerks über die Schulter zu schauen. Doch das nüchterne und karge „Free“ ist tausend Seillängen von Hans Salers genialem und wunderschönen „Zwischen Licht und Schatten“ entfernt!

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