Cover des Buches Free (ISBN: 9783813503906)
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Rezension zu Free von David Lama

Rezension zu "Free" von David Lama mit Christian Seiler

von elane_eodain vor 10 Jahren

Rezension

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elane_eodainvor 10 Jahren
>> Dieser Plan besteht darin, etwas zu vollenden, was von den meisten für unmöglich gehalten wird: Ich möchte den Cerro Torre im freien Kletterstil besteigen. <<
(aus "Free" von D. Lama und Ch. Seiler)

INHALT & GEDANKEN: David Lama ist in der Kletterszene als "Wunderkind" bekannt, im Sport- und Wettkampfklettern machte er seinen Altersgenossen schnell was vor. Nachdem er zahlreiche Wettkämpfe gewonnen hat, setzte er sich ein neues Ziel: den Cerro Torre in Patagonien über die Südostkante und die Kompressorroute im freien Stil zu klettern.

Ein gewagtes Projekt für einen Nicht-Alpinisten, gefährliches Terrain an einem sensiblen Berg - und das nicht nur wegen des Schwierigkeitsgrades und den Wetterbedingungen, sondern insbesondere aufgrund der bisherigen alpinen Geschichte des Berges und seiner Bedeutung in der Szene. Schwierigkeiten, Missverständnisse, Diskussionen und Vorwürfe sind somit vorprogrammiert und David Lama muss zunächst noch viel lernen und scheitern, Erfahrungen machen, bevor sein Ziel tatsächlich in greifbare Nähe rückt.

Gemeinsam mit Co-Autor Christian Seiler erzählt David Lama vom Entstehen seiner Projektidee, von der Planung, der ersten Begegnung mit dem Berg und dann auch schon von ersten Schwierigkeiten. Denn David Lama geht das Projekt zunächst reichlich unerfahren und auch unsensibel an, ich würde sogar sagen naiv. Wer in der Kletterszene aktiv ist, hat den Aufschrei vielleicht mitbekommen, die Diskussionen über das begleitende Filmteam des Sponsors und den zurückgelassenen "Müll" ...
David Lama legt diese Erfahrung und die kontroversen Diskussionen sehr detailliert da, stellt seine Sicht der Dinge klar, zitiert aber auch Kritiker. So hat man als Leser das Gefühl, dass man sich ein klareres Bild der Geschehnisse machen kann, auch wenn man natürlich berücksichtigen muss, dass dieses Buch aus Sicht eines direkt Betroffenen/Beteiligten geschrieben ist.

Ich finde es interessant über den Konflikt und auch David Lamas Entwicklung zu lesen, denn ich hatte das damals am Rande mitbekommen, mich aber nicht detailliert damit beschäftigt. Dennoch hätte dieser Teil meiner Meinung nach auch etwas kürzer ausfallen dürfen. Aber insgesamt liest sich das Buch angenehm flüssig und kurzweilig und kann zum Nachdenken über die sog. Kletterethik anregen, was ich sehr wichtig finde, wenn man selbst am Fels aktiv ist.

Etwas genervt haben mich persönlich die ständigen Wiederholungen der Sportklettererfolge David Lamas. Dass er gut ist, weiß ich und darf gerne auch mal gesagt werden, aber hin und wieder hatte ich dann doch das unangenehme Gefühl, dass ihm dieser Erfolg ein wenig zu Kopf gestiegen ist. Außerdem hätte ich die Aufzählung der "abgehakten" Wände und Routen zur Vorbereitung auf die freie Begehung des Cerro Torre nicht gebraucht. Das hätte ich mir entweder wirklich ausführlicher mit konkreten Informationen und eine Beschreibung des Klettererlebnisses oder aber viel kürzer gefasst gewünscht, denn so habe ich das nur überflogen, ohne dass es mir persönlich etwas gebracht hätte.

Am besten fand ich das letzte Kapitel des Buches, der tatsächliche Freikletterversuch, die Beschreibung an der Wand. Das hat die Bewertung des Buches insgesamt für mich wieder etwas herausgerissen, denn genau dafür wollte ich dieses Buch lesen! Es kribbelte in meinen Fingern, ich verlagerte Gewicht mit, setzte den Fuß neu, spürte den Fels ... gut beschrieben, miterlebbar gemacht - das hätte mehr Platz einnehmen dürfen!

FAZIT: Viel Kontroverse, wenig tatsächliches Klettererlebnis - leider. Je nachdem, was man erwartet und sich wünscht, finde ich "Free" ok bis empfehlenswert.

ANMERKUNG: Im Kino kann man sich die Dokumentation zu diesem Abenteuer übrigens ab März 2014 ansehen:
„CERRO TORRE – Nicht den Hauch einer Chance“
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