Cover des Buches Letztendlich geht es nur um dich (ISBN: 9783841422408)
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Rezension zu Letztendlich geht es nur um dich von David Levithan

Letztendlich ist es die gleiche Geschichte, aber die ist gut

von Cattie vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Auch wenn es wirklich nur die gleiche Geschichte aus Rhiannons Sicht ist, hat mich das Buch trotzem gefesselt.

Rezension

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Cattievor 8 Jahren
"Letztendlich sind wir dem Universum egal" ist eines meiner Lieblingsbücher. Dementsprechend war ich sehr gespannt, als ich von der geplanten Fortsetzung hörte. Dass diese allersdings "nur" die Geschichte aus Rhiannons Sicht erzählen sollte, fand ich anfangs ein wenig merkwürdig und enttäuschend. Letztendlich hat mich "Letztendlich geht es nur um dich" aber doch positiv überrascht.

Zuerst einmal, viele neue Eindrücke bekommen wir nicht. Die Geschichte beginnt und endet zum gleichen Zeitpunkt wie auch schon der Vorgänger. Viele Szenen überschneiden sich, erzählen die gleichen Geschehnisse, nur aus Rhiannons und nicht As Perspektive. Einige Aspeke werden natürlich ausführlicher beleutet, da A in diese nie einen Einblick erhalten hat. Die Situation bei Rhiannon zu Hause, zum Beispiel, oder die Beziehungen zu ihren Freunden und ihrem Freund Justin. Oder wie sie wirklich über A und die gemeinsame Beziehung denkt.
Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich sehr enttäuscht bin. Zum Einen wusste, worauf ich mich einlassen, und zum anderen ist es schon eine Weile her ist, dass ich As Sicht gelesen habe und mir ist somit vieles nicht mehr ganz im Gedächtnis geblieben.
Mit dem Lesen kamen alle diese Aspekte jedoch wieder.
Levithans Schreibstil ist nach wie vor eindringlich und fesselnd, sodass es mich persönlich nicht groß gestört hat, quasi die gleiche Geschichte noch einmal zu lesen. Ich kann aber verstehen, dass einige sie daher als langweilig und uninteressant emfinden, vor allem da die neuen Informationen, die wir bekommen, nicht sonderlich ausschlaggebend sind und lediglich dazu führen, Rhiannon ein wenig abzurunden.

Den Charme des Vorgängers machen natürlich As Perspektive und besondere Situation aus. Jeden Tag in einem neuen Körper, in einem neuen Leben aufwachen und sich diesen Umständen anpassen zu müssen. Als Leser haben wir auch jeden Tag eine neue Person, wenn auch nur indirekt, kennengelernt. Rhiannon ist hieran nicht gebunden. Sie lebt ein ganz normales Teenager-Leben, dass viel zu sehr durch Routine bestimmt ist und sie in einen Trott hat verfallen lassen, aus dem sie auch nicht wirklich rauskommen möchte. Ihr Freund Justin bestimmt ihr Leben und ihn zu verlassen, darüber denkt sie nicht nach. Rhiannon hat Angst vor Veränderungen und das wird einem als Leser schnell bewusst. Ihr Verhalten hat sie mir nach und nach immer ein wenig unsympathischer erscheinen lassen. Lediglich für Kelsea hat sie wirklich EInsatz gezeigt und ist aktiv geworden.
Ich mache ihr keinen Vorwurf, für sie ist die Situation, in der sie auch auf einmal befindet, sicherlich noch befremdlicher und aussichtsloser als für A. Aber ich habe mich immer gefreut, wenn A aufgetaucht ist, da A diese Stärke ausstrahlt, die "Letztendlich sind wir dem Universum egal" so lesenswert gemacht hat.

Als letzten Punkt würde ich ergen noch Levithans Thematisierung von Sexualität einbringen. A ist weder Junge noch Mädchen. Ich habe festgestellt, dass viele A als "er" bezeichnen. Ob dies an der Tatsache liegt, dass diese Personen sich eine heterosexuelle Beziehung zischen A und Rhiannon vorstellen (oder wünschen), weil wir A zuerst in dem Körper eines Jungen kennenlernen oder aus einem komplett anderen Grund, kann ich nicht sagen. Aber A hat kein eigenes Geschlecht, genauso wenig wie einen eigenen Körper oder eine eigene Familie. A ist zudem bisexuell und fühlt sich zu beiden Geschlechtern hingezogen, egal ob A gerade in einem Jungen- oder einem Mädchenkörper steckt. Selbst sieht A dies nicht als Problem an, aber Rhiannon tut es. Sie fühlt sich zu A immer nur dann körperlich hingezogen, wenn A in einem männlichen Körper steckt. Oberflächlichkeiten sollten in der Beziehung der beiden ja eigentlich keine Rolle spielen, denn Rhiannon liebt A und A ist immer unter dieser Oberfläche, die sie so stark beeinflusst. Wir sollten Rhiannon aber zugestehen, dass sie sich dieser Tatsache bewusst ist, auch wenn sie nicht mit ihr umzugehen weiß (und, mal ehrlich, auch mit der ganzen Situation nicht).

Was Levithan hier zu übermitteln versucht, ist eine wichtige Botschaft, die oft nicht thematisiert wird. Man kann sich nicht aussuchen, wen man attraktiv findet, ob man hetero- oder homosexuell ist oder doch vielleicht eine andere Form von Sexualität hat. Wenn Rhiannon sich nur zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt, dann ist das eine biologische Tatsache, gegen die sie nicht viel unternehmen kann. Anders herum ist es genauso, und das ist ganz natürlich.
Vielleicht können beide Bücher zu ein weniger mehr Toleranz verhelfen. Gerade in der letzten Zeit haben viele Social Media Plattformen eine Art Hierachie in Bezug auf die Sexualität ihrer Mitglieder aufgebaut. Niemand kann steuern, in wen man sich verliebt. Wir haben keinen Einfluss darauf, ob wir uns mehr zu Männern, Frauen oder keinem von beiden hingezogen fühlen. Rhiannon hat sich in jemanden verliebt, der kein festes Geschlecht hat. Sie hat mit dieser Tatsache zu kämpfen und sie hat Fehler gemacht, aber letztendlich kämpft sie für diese Sache und möchte nicht aufgeben. And wir sollten alle versuchen, für diese eine Sache zu kämpfen, auch wenn es uns verschreckt und wir vor den Folgen Angst haben. Wir sollten jeden Tag leben als ob es kein morgen gibt, denn letztendlich sind wir dem Universum egal und wir müssen uns selbst um uns kümmern.

Levithan hat mich wieder einmal dazu gebracht, ein komplettes Buch in einer Sitzung zu lesen. Die Geschichte mag zwar bekannt sein und Rhiannon wird wohl auch nie meine beste Freundin werden, aber der Schreibstil ist fesselnd und A immer noch eine bemerkenswerter Figur. Das geplante 3. Buch der Reihe ist definitiv auf meiner Wunschliste.



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