Cover des Buches Letztendlich sind wir dem Universum egal (ISBN: 9783839840610)
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Rezension zu Letztendlich sind wir dem Universum egal von David Levithan

"Letztendlich sind wir dem Universum egal" von David Levithan

von TinaHerr vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Jeden Tag in einem anderen Körper zu stecken - eine faszinierende und gleichzeitig schreckliche Vorstellung!

Rezension

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TinaHerrvor 9 Jahren

Der Klappentext

A hat keine Freunde, keine Familie, kein Zuhause – und keinen eigenen Körper. Er ist nie länger als einen Tag dieselbe Person. Mal männlich, mal weiblich taucht er in die unterschiedlichsten Leben ein. Das ist sein Alltag, etwas anderes kennt er nicht. Doch dann lernt er Rhiannon kennen und verliebt sich unsterblich in sie. Und auf einmal wünscht er sich mehr Kontinuität, als das Universum ihm zugesteht.

Der Held

A ist kein normaler Teenager, denn er besitzt keinen eigenen Körper. Jeden Morgen wacht er im Körper eines anderen Jugendlichen auf, ohne vorher zu wissen, wessen Leben er für den kommenden Tag - und wirklich nur für einen Tag - leben wird. A leiht sich praktisch die "Hülle" eines anderen Jungen oder Mädchen, ohne bei der Auswahl ein Mitspracherecht zu haben. Er verbringt dann einen Tag im Leben eines für ihn Fremden und versucht, die Stunden bis Mitternacht so gut es geht zu gestalten und nicht als "Fremdkörper" aufzufallen. Er respektiert den Alltag des jeweils anderen Teenagers und passt sich dessen Gepflogenheiten an. As Spielraum ist somit unwahrscheinlich eng - er ist ständig gefangen in verschiedenen Körpern, sein Horizont ist jedoch unwahrscheinlich weit, da er sich täglich in einen anderen Menschen hineinversetzen muss.

Erstaunlicherweise hat A sich mit seinem Schicksal abgefunden, nimmt seine - für mich schreckliche - Situation einfach hin und macht das Beste daraus. Ihn stört es überhaupt nicht, dass er weder männlich noch weiblich ist und nicht nur ständig den Körper, sondern auch das Geschlecht wechselt. Besonders glücklich ist er nicht, ihm scheint aber auch nichts zu fehlen. Dies ändert sich, als er Rhiannon trifft und sich sofort in sie verliebt. Von nun an würde er am liebsten jeden Tag mit ihr verbringen - immer im Körper einer anderen Person, doch das ist kaum möglich. A verstößt gegen so manche seiner Regeln, um Rhiannon nah zu sein.

Rhiannon ist für A die ganz große Liebe. Bei mir ist jedoch der Funke dieser Liebesgeschichte beim Zuhören nicht übergesprungen. Meiner Meinung nach ist die Beziehung der beiden zwar von Entschlossenheit und Ausdauer geprägt, nicht aber von Romantik oder "Schmetterlingen im Bauch". Der Autor David Levithan hat die Liebesgeschichte für meinen Geschmack zu sachlich und an manchen Stellen zu langatmig dargestellt.

Der Titel

"Letztendlich sind wir dem Universum egal" hat den Leserpreis 2014 bei Lovely Books in der Kategorie Bester Buchtitel gewonnen. Der Titel ist provakant, regt zum Weiterdenken und zum Hinterfragen an. Letztendlich war es dieser provokante Titel, der mich zum Anhören dieses Hörbuches veranlasst hat. Mir sind dazu direkt verschiedene Fragen in den Kopf geschossen: Wen oder was meint der Autor mit "Universum"? Was bedeutet "egal" in diesem Zusammenhang? Heißt es, dass wir machen können, was wir wollen oder bedeutet es, dass sich niemand um uns kümmert und sich um uns sorgt? Was steckt hinter dieser Aussage - Resignation, Trauer oder eine gewisse Art von Gelassenheit?

Dieser Titel hat mich einfach neugierig gemacht und ich wollte unbedingt wissen, was sich dahinter verbirgt. Alle meine Fragen wurden im Laufe der Handlung nicht beantwortet, ich habe jedoch eine Ahnung davon bekommen, was David Levithan mit dem Titel aussagen möchte.

Der Sprecher

Adam Nümm ist Schauspieler und Sprecher. Seine Stimme ist warm, angenehm und sympathisch. Er liest das Hörbuch abwechslungs- und facettenreich und setzt Betonungen und verschiedene Nuancen gekonnt - und ohne Übertreibungen - ein. Mir ist es sehr leicht gefallen, Adam Nümm zuzuhören, denn ich habe seine Stimme auf Anhieb gemocht und konnte ihm die Rolle von A vollkommen abnehmen.

Die eigene Meinung

Zuerst hatte ich "Letztendlich sind wir dem Universum egal" für einen Fantasy-Roman gehalten, habe dann aber schnell bemerkt, dass es sich eher um ein Jugenddrama handelt, das nur das fantastische Element des "Körperwechseln" beinhaltet. An manchen Stellen wirkt die Handlung wie eine Sozialstudie, was zwar einerseits interessant, andererseits aber ziemlich zäh zu lesen bzw. anzuhören ist. Bei der Liebesgeschichte haben mir der romantische Funke und eine gewisse romantische Spannung gefehlt. Außerdem hat es mich gestört, dass der Autor - durch die Aussagen von A - immer wieder betont hat, dass es keinerlei Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Wesen gibt und dass das Geschlecht überhaupt keine Rolle in unserem Leben und in unserer Entwicklung spielt. Meiner Ansicht nach kann ein Autor sehr wohl eine starke Meinung haben und diese mit Hilfe seiner Charaktere vertreten, sollte dabei jedoch nicht aufdringlich sein.

Sprachlich gesehen hat mir der Roman sehr gut gefallen. David Levithan versteht es, mit Sprache zu spielen und seine Leser damit zu fesseln. Besonders positiv ist mir ein Vergleich aufgefallen, als A die Liebe mit einem Puzzle vergleicht, bei dem nicht alle Teile sofort zusammen- und ineinanderpassen, sondern erst einmal zurecht geschliffen werden müssen.

Die Idee, einen Tag im Körper eines anderen Menschen zu verbringen und dessen Leben für einen Tag zu leben, finde ich faszinierend. Ich würde gerne einmal einen Tag im Leben von einem meiner Freunde oder Verwandten stecken, um ihr Leben und ihren Alltag aus ihrer Perspektive zu sehen. Sicher würde ich dann einige Menschen viel besser verstehen können. Mein ganzes Leben lang von einem Körper zum nächsten zu wechseln, fände ich allerdings ganz furchtbar, traurig und verzweifelnd. Auch wenn ich nicht immer zufrieden mit meinem Körper bin, gehört er doch zu mir und bildet mit meinem Geist und meiner Seele eine Einheit - ein Ganzes, das meine Persönlichkeit ausmacht. :-)

Letztendlich denke ich, dass wir dem Universum, den Menschen, die darin leben und dem, der für das Universum verantwortlich ist, keineswegs egal sind.

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