Cover des Buches Die tausend Herbste des Jacob de Zoet (ISBN: 9783499255335)
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Rezension zu Die tausend Herbste des Jacob de Zoet von David Mitchell

Das Leben ist kein Hollywood-Film

von MariaAlexandra vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Wunderschöne Geschcihte, mit feinem Pinselstrich kalligraphiert

Rezension

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MariaAlexandravor 7 Jahren
Eine kleiner, holländischer Handelsposten vor der japanischen Küste um 1800. Die Holländer dürfen keinen Fuß auf das Festland setzen, die Zustände auf der Insel sind - nunja - suboptimal und auch die sprachliche und kulturelle Verständigung zwischen Japanern und Holländern ist äußerst schwierig. Und alle sind reichlich zwielichtig, weil alle eigene Interessen verfolgen.
Mitten in diesem Spannungsfeld trifft Jacob de Zoet – der sich fern der Heimat beweisen will, um endlich seine Verlobte heiraten zu können – auf die Hebamme Orito und verliebt sich – was eigentlich überhaupt nicht sein darf. Jacob de Zoet ist dabei nur einer von sehr vielen Protagonisten, die nicht immer heldenhaft sind. Diese Verwehrung des Autors gegen standardisierte Protagonisten ist wirklich bemerkenswert, und so wurde ich immer wieder überrascht.
In diesem Roman stecken so viel Romantik, so viel Hoffnung, so viel Liebe zur Wissenschaft und dieses allgegenwärtige Kämpfen und Scheitern ... Und natürlich wird vor großer Kulisse, die wunderschön mit feinem Pinselstrich kalligraphiert wurde, eine bemerkenswerte Geschichte von Hingabe und Besitzdenken, Verrat und Missbrauch, Tradition und Fortschritt erzählt.

Es gibt spannendere Geschichten, Geschichten, die pointierter sind und Geschichten, die stringenter erzählt sind. Und die meisten davon stinken gegen diesen Roman trotzdem einfach mal ab. Hier geht es nicht um Pointen, sondern um eine adäquate Darstellung - um die Vermittlung eines Lebensgefühls einer vergangenen Epoche, das kein Blockbuster zu leisten vermag. Hier ist man Mäuschen in einer fremden Welt, welche so mitreisend realistisch ist, dass sie keine Deus ex Machina haben DARF. Als Leser wird man darauf zurückgeworfen, dass das Leben eben kein Hollywood-Film ist.
Und genau das und die unglaublich poetische Sprache machen diesen historischen Roman so groß.
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