David Richo

 4 Sterne bei 8 Bewertungen

Lebenslauf

David Richo gehört in den USA zu den populärsten Psychotherapeuten und Trainern. Er lehrt unter anderem regelmäßig am Esalen Institute, am renommierten New York Open Center und am Spirit Rock Meditation Center. Er schrieb mehrere Bestseller. Richo lebt in Kalifornien, wechselweise in San Francisco und Santa Barbara.

Quelle: Verlag / vlb

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Meine Entdeckung des Monats ist David Richos "How to be an Adult in Relationships", erschienen im Jahr 2002. Der Autor ist ein spirituell Suchender, war zunächst auf dem Weg, katholischer Priester zu werden, entschied sich dann aber im letzten Moment gegen den Zölibat, heiratete eine Jugendliebe und wurde Familienvater. Später wandte er sich dem Zen-Buddhismus zu. Dies sieht man dem Buch auch an; die christlich-katholische Prägung ist dennoch durchweg darin spürbar.


Richos Buch verkauft sich als "How-To"-Buch, also als Anleitung, ist aber vielmehr meditativer Natur. Es ist kreisförmig aufgebaut, in neun etwa gleich lange Kapitel, an deren Ende eine Praxisanleitung steht. Dieser refrainartige Aufbau erinnert an das Rosenkranzgebet. Die Kapitel gliedern sich wiederum zu drei grösseren Abschnitten. Der erste handelt vom Elternhaus, der zweite von Beziehungskonflikten, der dritte von der Kunst des Heilens. Hier wird die Quintessenz geglückter zwischenmenschlicher Beziehungen auf drei Punkte kondensiert: die Bedeutung von Intimität, die Wichtigkeit des Commitment und worin die Seelenverwandtschaft besteht. Abgerundet wird das Buch durch ein paar Merksätze zum Umgang mit der Trauer.


Schon an diesem Aufbau zeigt sich, dass das Buch über keinen soliden Theorierahmen verfügt. Vielmehr geht es darum, die Leserschaft zu achtsamen Beziehungen zu ermutigen.


Der erste Teil, der den Versäumnissen des Elternhauses gewidmet ist, greift hier und da Zitate von Jung, Winnicott und auch der griechischen Mythologie auf. Meine Chefin würde sagen, das ist wie im Supermarkt: ein bisschen hiervon, ein bisschen davon, je nachdem, was gerade passt. Der Einkaufswagen - um im Bild zu bleiben - in den diese Ideenfetzen gelegt werden, ist die Achtsamkeit, das Sein im Hier und Jetzt, ohne Ablenkung durch traumatische Flashbacks oder unrealistische Zukunftsprojektionen.


Die Überschrift dieses ersten Teils, "The Home we Leave" ist wohl nicht zufällig im Präsens verfasst. Das Lesen soll gleichzeitig ein Akt des Loslassens sein. Man stellt sich in diesem Kapitel den Verfehlungen der Herkunftsfamilie, um sich dann im zweiten Teil des Buches ganz auf die Irrungen und Wirrungen zwischenmenschlicher Beziehungen einzulassen. Ohne Loslassen ist kein Einlassen möglich, so ein Mantra des Buches. Denn die erlittenen Traumata - hier ist Richo sehr nah beim grossen Arzt, Gabor Maté - sind in der Physis gespeichert. Wir tragen sie mit uns herum, weil jedes Trauma den Körper verändert. Die Psyche sollte bei der Heilung des Körpers nicht ausgespart werden bzw. Heilung ist, wenn schon, nur als Heilung von Körper und Geist denkbar. Es ist also wichtig, bei wiederkehrenden Bauchschmerzen nicht einfach eine Tablette einzuwerfen, sondern sich zu fragen, wann diese Schmerzen zuerst aufgetreten sind. Wer war dabei? In welcher Situation? Und dann gilt es, den Zusammenhang zu erkennen.


Dem auf Systematik erpichten Leser wird sich nicht ganz erschliessen, warum ausgerechnet an dieser Stelle die sogenannten fünf As stehen, die dem Individuum zu einem gesteigerten Gegenwartsbewusstsein verhelfen sollen. Denn der Autor kommt an späterer Stelle nochmal darauf zu sprechen. Man fragt sich, warum Attention, Acceptance, Appreciation, Affection und Allowing, die fünf As eben, nicht als Methode vorangestellt und durch die Beziehungskonflikte hindurch buchstabiert werden, im Sinne deren besserer Handhabung.


Doch gerade solche Erwartungshaltungen führen vom Text weg, dessen Anliegen die vollständige Gegenwärtigkeit ist. Um sich ganz einzulassen, gilt es den Wunsch nach methodischer Stringenz und Systematik von vornherein zu verabschieden; er steht auf der Seite des Egos und ist den beziehungs- und lebensfördernden fünf As somit entgegengesetzt.


Um das Ego dreht sich, wenn auch eher implizit und beiläufig, der zweite Teil des Buches. Hier werden die Stolpersteine aufgedröselt, die bei der Partnerwahl über die Verliebtheitsphase bis zur Überwindung des Ego einem nährenden Miteinander im Wege stehen. Auch da: ein Praxiskapitel am Ende jedes Abschnitts, in dem aber nun doch ein gewisses Streben nach Systematik durchscheint.


So wird der gesunde Konflikt dem stressigen Dramatisieren listen- und stichwortartig gegenübergestellt. Genauso die Art und Weise, wie ein introvertierter und ein extrovertierter Mensch die fünf As jeweils umsetzen mögen. Die bestimmt gut gemeinte tabellarische Aufstellung wirkt schon beim Lesen allzu starr und daher verwirrend. Man weiss nicht so recht, ob man die Liste nach der Art einer Litanei herunterlesen oder sie sich als Nachschlagewerk im Hinterkopf behalten soll, womit das Buch aber seine präsentische Wirkung einbüssen würde.


Der dritte Buchteil versteht sich als Zusammenfassung, aber auch wieder nicht im wissenschaftlichen Sinn. In einer Zusammenfassung sollte nichts mehr eingeführt werden; sie dient einzig und allein der Pointierung des bereits Gesagten. Hier aber kommt plötzlich das Commitment zur Sprache und wird als essentiell für ein achtsames Leben mithilfe der fünf As bezeichnet. Das Commitment ist für den Autor zwischen dem Aushalten und dem Geniessen angesiedelt. Im Commitment ist der Partner oder Freund auch in schwierigen Zeiten da. Dies ist aber nicht mit dem Aushalten gleichzusetzen, da in diesem eine Grenzverletzung stattfindet. Besteht eine Beziehung nur noch im Aushalten, gilt es, sie zu beenden bzw. für die eigenen Grenzen einzustehen.


Ganz zum Schluss kommt noch ein Anhang zum Thema Trauerbewältigung. In acht Schritten erläutert der Autor einen achtsamen Umgang mit der Trauer, auch wieder durch stichwortartige, listenförmige Praxishinweise angereichert. Der Kreis zum Buchanfang schliesst sich im Begriff des Re-Parenting. Darin geht es um die Selbstverantwortung, erst recht, wenn die eigenen Eltern ihrer Rolle nicht gerecht geworden sind. Auch wird das Ziehen einer Lebenslinie erwähnt, in der man sich die zurückgelegte und die verbleibende Lebenszeit vor Augen führt, im Hinblick auf ihre aktive Gestaltung.


Letzteres - die Lebenslinie - ist ein Element der existenziellen Psychotherapie bei Irvin Yalom. Yaloms entscheidende Neuerung war die aktive Rolle des Therapeuten, im Gegensatz zum stillschweigenden Freudschen Analytiker, der in keinerlei Interaktion mit dem Klienten tritt. Richos Buch schöpft aus diesem Ansatz durch die Einführung autobiographischer Passagen und Sätze in Ich-Form. Es liest sich stellenweise wie ein Brief und dann wiederum wie ein Tagebuch. Es motiviert dadurch zur Erstellung eines eigenen, ganz persönlichen, Leitfadens, fordert gar dazu heraus.


Alles in allem ein lesenswertes Buch, das dazu einlädt, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Der Autor erklärt nicht; er führt einfach ins Feld. Und der Leser wird auch nicht zum kritischen Nachdenken angestachelt. Es geht hier nicht um Wissensvermittlung. Denn das Problem des postmodernen Menschen ist nicht der Mangel an Wissen, sondern dass er sein eigenes Wissen nicht glaubt. Diese Lücke möchte dieses Buch wohl schliessen. Es scheint uns zu sagen: Glaube, dass das Ego dir schadet und glaube auch, dass es sinnvoll ist, von ihm abzulassen. Dieser Schritt zum Glauben dürfte Überwindung kosten. Doch dazu sind Bücher da - um uns aus der Komfortzone herauszuholen.


Cover des Buches Wie man sich der Liebe öffnet und sie bedingungslos verschenkt (ISBN: 9783864102288)
reading_every_times avatar

Rezension zu "Wie man sich der Liebe öffnet und sie bedingungslos verschenkt" von David Richo

Hilfreiche Tipps, die sich aber schnell wiederholen
reading_every_timevor 3 Jahren

Das Buch habe ich mit großem Interesse gelesen und habe einige hilfreiche Tipps erhalten. Es beinhaltet eine Vielzahl an Kapiteln zu den unterschiedlichen Formen der Liebe (z.B. Selbstliebe, Partnerliebe, generell Liebe für alle etc.). Da gibt es auf jeden Fall Pluspunkte meinerseits. Schade ist es jedoch, dass sich einige Punkte oft wiederholt haben und mehrfach ausführlich durchgekaut wurden. Das hat meinen Lesefluss gestört. Zudem sind viele der Tipps in meinen Augen selbstverständlich - dazu muss gesagt sein, dass ich mich viel mit Achtsamkeit beschäftige und Kommunikationstheorien und all sowas bereits kenne und verinnerlicht habe. Demnach ist dies eher ein persönlicher Minuspunkt. Ein großes Lob gibt es für die tollen Tabellen, die in jedem Kapitel vertreten waren. Dort gab es schöne best/worst case Szenarien an denen man ablesen kann, welche Verhaltensweise gut und welche toxisch ist. Sehr schön und einfach zu lesen und durch die Gegenüberstellung zum best case Szenario, hatte man direkt eine Verbesserungsoption bei sich. Es gibt im Großen und Ganzen 3/5 Sterne, aber mit einer Empfehlung für alle, die in das Thema der (Selbst-,Nächsten-,Partner-,Freundes-)-Liebe einsteigen wollen.

Cover des Buches Der gute Kern in uns (ISBN: 9783864100420)
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Rezension zu "Der gute Kern in uns" von David Richo

Wie werde ich ein guter Mensch?
olli2308vor 11 Jahren

Der amerikanische Psychotherapeut, spirituelle Lehrer und Autor Dr. David Richo treibt in seiner 40-jährigen therapeutischen Praxis die Frage um: „Was braucht es, um ein wirklich guter Mensch zu sein?“ Herausgekommen sind 36 Antworten, die gleichzeitig ein 36-Schritte-Programm sind, um Integrität und liebende Güte in seinem Leben zu praktizieren. So wird aus Rache und Schadenfreude („Wie du mir, so ich dir“) ein Ausstieg aus dem ewigen Kreislauf des Leidens und eine Hinwendung zu Mitgefühl, Freude und Liebe („Möge das, was du tust, auf transformierende Weise zu dir zurückkehren“).

Inspiriert sind diese 36 freiwilligen Selbstverpflichtungen zu liebender Güte und Integrität vom Buddhismus, dessen Lehre bekanntlich darin besteht, die vier edlen Wahrheiten zu praktizieren. Die erste Wahrheit ist, dass das Leben aus Leid besteht. Die zweite Wahrheit ist, dass das Leid durch die drei Geisteskräfte Gier, Hass und Verblendung verursacht wird. Die dritte Wahrheit ist, dass aus dem Leid Glück wird, wenn wir Gier, Hass und Verblendung vermeiden und die vierte Wahrheit ist, dass wir Glück vermehren, wenn wir den edlen achtfachen Pfad beschreiten, also nach rechter Erkenntnis, rechter Absicht, rechter Rede, rechtem Handeln, rechtem Lebenserwerb, rechter Übung, rechter Achtsamkeit und rechter Meditation streben.

Was sich zunächst einmal sehr anstrengend und illusionär anfühlt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein praktikables, auf den westlichen Menschen zugeschnittenes Selbsthilfe-Programm, dass nicht stundenlanges Meditieren oder Achtsamkeitstraining erfordert, sondern nur wenige Minuten am Tag, um sich täglich daran zu erinnern, im Einklang mit unserer erleuchteten Weisheitsnatur und im Einklang mit Mitgefühl, Integrität und Liebe zu leben. Die gute Nachricht vom praktizierenden Buddhisten David Richo ist, dass wir bereits alles in uns tragen, das wir einen unzerstörbaren guten, göttlichen Kern in uns haben, der durch die Praxis zum Vorschein kommt.

Dabei macht uns David Richo in der sehr ausführlichen und informativen Einleitung zum 36-Schritte-Programm deutlich, dass es zweierlei Einsichten bedarf, um durch Integrität und liebende Güte zu innerem Wachstum zu gelangen: Wir müssen erstens eine generelle innere Entscheidung treffen, einen Treueschwur auf eine Lebensweise leisten, die der Güte und den Werten der Gemeinschaft gegenüber der Befriedigung der eigenen Wünsche den Vorzug gibt, und wir müssen zweitens anerkennen, dass das Universum eine evolutionäre Ausrichtung hat, deren Macht größer ist als die Macht jedes einzelnen Menschen. Diese evolutionäre Ausrichtung des Universums wird in jedem einzelnen Menschen personalisiert, wenn wir uns auf die Arbeit einstimmen, bei der Schaffung einer Welt der liebenden Güte mitzuwirken.

Die freiwilligen Selbstverpflichtungen sind am Ende jedes der 36 Kapitel, die in die sechs Bereiche „Uns selbst wohl tun“, „Unsere Integrität kultivieren“, „Authentisch werden“, „Gemeinschaft mit anderen“, „Die Kunst der Vertrautheit“ und „Über unseren Tellerrand hinaussehen“ unterteilt sind, noch einmal kurz und prägnant zusammengefasst. Im Anhang befindet sich eine noch kürzere Liste mit Verpflichtungen zu „liebender Güte“, sodass es auch dem gestressten Mitteleuropäer leicht fallen dürfte, mehr liebende Güte zu praktizieren.

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