Alles rund um das Thema 1. und 2. Weltkrieg interessiert mich ja immens. Zeitzeugenberichte, fiktives mit realem Hintergrund (oder umgekehrt), altbekanntes und neue Informationen aus Nischen, die ich meist nur über Zufall entdecken.
So habe ich mich riesig gefreut als Autor David Zwick anfragte, ob ich sein Buch lesen möchte und habe direkt ja gesagt.
Kindheitserinnerungen und alle damit verbundenen Emotionen und Erlebnisse, auch wenn sie schmerzhaft sind oder sein können, haben eine ungemeinen Reiz auf mich. Dabei brauche ich gar keine expliziten Darstellungen der Gewalt oder unnötige Details, es ist eher die Suche nach denen, die eben diese Kriege und alle damit verbundenen Folgen überlebten und noch mehr die Gewissheit, dass viele nicht nur tatenlos zusahen, sondern denen beistanden, die der Willkür ausgesetzt waren.
Im Buch erzählt Ludwig, ein alter Mann mittlerweile, seine Geschichte selbst. Durch die Ich-Form kommt das nochmals authentischer rüber, als würde es eine vollkommen fremde Person erzählen. Ludwig schweift weit zurück, lässt seine Familie und seine Kindheit Revue passieren. Es geht schnell, vom 1. bis zum 2. Weltkrieg und genauso schnell erfährt man viel über seine Freunde und welche Menschen aus seinem Umfeld sterben, im Krieg bleiben oder diesen mit nach Hause bringen. Auch wenn es von den Zeiten her immer wieder Sprünge gab, konnte ich der Geschichte sehr gut folgen.
Die Freundschaft der Kinder, in diesen Zeiten, hat etwas besonderes und wird durch den Schwur nochmals hervorgehoben. Bereits zu dem Zeitpunkt war ich sehr neugierig darauf, wie sich die kommenden Zeiten auf diese Freundschaft auswirken würde.
Es hatte etwas magisches an sich und ich mochte diese Bande.
Was mich allerdings sehr störte, war der teils emotionslose Erzählstil. Hier wäre bei der Unmengen an Erzählungen etwas weniger mehr gewesen, wenn statt dessen Tiefe hineingeflossen wäre. Das Tempo ist enorm und ich habe mich selbst dabei erwischt immer schneller zu lesen und dabei ganze Passagen eher zu überfliegen, als bewusst wahrzunehmen. Es gibt immer wieder Sätze, die mir unter die Haut gingen, da sie von der Gestaltung und der Aussagekraft ganz besonders sind. Leider gehen viele davon unter in der Flut des Erzählens. Absätze würden der Geschichte Raum geben, um mal einzuatmen und das gelesene wirken zu lassen. Das Buch hat mich durchaus etwas gehetzt und doch mochte ich Ludwig und was er zu sagen hatte.
Die eingebundene Geschichte um die verschwundenen Kinder hätte das Buch gar nicht gebraucht, denn schon die damaligen Zeiten, das Verhalten der Menschen, das Leid, die Not und diese besondere Freundschaft hätten vollkommen ausgereicht.
Als sehr positiv sehe ich die Gestaltung von Cover und Innenseiten. Die 4 Kinder prägen das ganze Buch und die Kapitelüberschriften haben einen leicht kindlichen, aber eleganten Stil. Es ist mehr als nur eine Abenteuergeschichte, es geht um den Krieg und damit auch um den Tot. Aber es wird nichts verherrlicht, sondern kurz und prägnant dargestellt.Fließend erfährt man alles was Ludwig erlebt hat und wegen dem alten Mann hatte ich zum Schluss hin sogar einen Kloß im Hals.
Rezension verfasst von © Kerstin