Die Nacht des Jägers spielt Anfang der 1930er Jahre, in der Zeit der US amerikanischen „großen Depression“ irgendwo am Ohio River. Während eines Gefängnisaufenthalts erfährt der vorgebliche „Wanderprediger“ Harry Powell von seinem zum Tode verurteilten Zellengenossen Ben Harper, dass dieser bei einem Raub 10.000 Dollar erbeutet und das Geld bei seiner Familie versteckt hat. Powell macht sich nach seiner baldigen Haftentlassung an die Witwe Willa Harper und ihre beiden Kinder, John und Pearl, heran, um an das versteckte Geld zu kommen.
Ich kenne bereits die Verfilmung aus dem Jahre 1955, ein schaurig-schöner, faszinierender Film mit einem furchterregenden, großartigen Robert Mitchum in der Rolle des scheinheiligen Predigers und ich finde das Buch fast genauso gut wie den Film. Sehr spannend wird das Duell zwischen dem 10jährigen John und dem Prediger erzählt, über weite Strecken aus der Sicht des Kindes. Denn John ist von Anfang an der einzige, der den Prediger durchschaut. Er ahnt und weiß dann auch sehr bald, warum Powell die junge Witwe Harper umgarnt und schließlich sogar heiratet. Und obwohl er seiner Mutter davon erzählt, fällt sie - genauso wie all ihre Bekannten aus der kleinen Stadt - auf das scheinheilige Getue Powells herein. Die unglaubliche Naivität und Leichtgläubigkeit fast aller Beteiligten dem Prediger gegenüber ist sehr erstaunlich, sie alle fallen auf ihn herein und erkennen nicht seine dunklen Absichten.
Ein ganz wunderbarer Roman, der eine deutsche Neuauflage absolut verdient hätte!