Davit Gabunia

 3,9 Sterne bei 13 Bewertungen
Autor von Farben der Nacht.

Lebenslauf

Eine vielversprechende Stimme Georgiens: Der Georgier David Gabunia wurde 1982 in Poti am Schwarzen Meer geboren. Zunächst studierte Gabunia vergleichende Literaturwissenschaft und Gender Studies. Seit 2008 arbeitet er als Dramaturg an der Avantgarde-Bühne „Royal District Theatre“ in der georgischen Hauptstadt Tbilissi. In dieser Funktion begann er unter anderem Shakespeare, Strindberg und zeitgenössische Autoren wie Sarah Kane in das Georgische zu übersetzen und dort einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dafür wurde Gabunia mit dem nationalen georgischen Theaterpreis „Duruji“ ausgezeichnet. Wenig später folgte der wichtigste georgische Literaturpreis für das beste Theaterstück. Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse 2018 mit dem Gastland Georgien erscheint sein Roman „Farben der Nacht“ bei Rowohlt Berlin. Gabunia berichtet darin über das Leben im sommerheißen Tbilissi des Jahres 2012. Der Regierungswechsel steht kurz bevor, und des Protagonisten Suras Ehefrau sucht das Weite. Ob sie es findet? Sura ist zu beschäftigt, seinen neuen Nachbarn unter die Lupe zu nehmen, als dass er sich seinen Nächsten widmen würde. David Gabunia lebt und arbeitet in der georgischen Hauptstadt Tbilissi. Seine Theaterarbeit führt ihn unter anderem an das Badische Staatstheater in Karlsruhe, wo sein Stück „Tiger und Löwe“ Erfolge feiert.

Alle Bücher von Davit Gabunia

Cover des Buches Farben der Nacht (ISBN: 9783499274640)

Farben der Nacht

 (13)
Erschienen am 18.02.2020

Neue Rezensionen zu Davit Gabunia

Cover des Buches Farben der Nacht (ISBN: 9783499274640)
Sabine_Schiffners avatar

Rezension zu "Farben der Nacht" von Davit Gabunia

Der Hitchcock Georgiens
Sabine_Schiffnervor einem Jahr

Das Buch fängt ungewöhnlich an. Man weiss anfangs nicht, worauf es hinausläuft und das ändert sich bis Zum Ende nicht. Es gibt immer wieder neue überraschende Wendungen in diesem sehr ungewöhnlichen Thriller, der durch und durch georgisch ist.Sein Autor schreibt aber nicht nur sehr spannend in der Person seiner verschiedenen Protagonisten, sondern nimmt einige heisse Themen der georgischen Gesellschaft auf: Homosexualität und Scheinheiligkeit und den Beginn der Unruhen im Jahr 2012 wegen des Folterskandals in georgischen Gefängnissen, die große Veränderungen bewirkten. Das alles in einer Ganz tollen lässigen Sprache geschrieben, vorstellbar nicht nur als Buch, sondern auch als Film oder Hörspiel, kongenial von Rachel Gratzfeld übersetzt. Ich war begeistert!

Cover des Buches Farben der Nacht (ISBN: 9783737100410)
renees avatar

Rezension zu "Farben der Nacht" von Davit Gabunia

Aus der Bahn geworfen
reneevor 6 Jahren

Davit Gabunia erzählt in seinem Roman "Farben der Nacht" wie schnell man aus seinem normalen Leben durch äußere Umstände geworfen werden kann. Und dies geschieht in einer äußerst spannenden, den Leser in den Bann ziehenden Art. Die Sprache ist eher normal gehalten, aber der Inhalt hat es in sich, ist echt lesenswert und der Autor definitiv eine Entdeckung. Man merkt dem Roman deutlich eine dramaturgische Erfahrung des Autors an. Die Handlung könnte ebenso auf einer Theaterbühne stattfinden/dargebracht werden.

Der Roman spielt im heißen Sommer 2012 in Georgiens Hauptstadt Tiflis, die Hauptakteure sind Surab, glücklicher Vater zweier Söhne und weniger glücklicher Hausmann, durch plötzliche Arbeitslosigkeit dazu geworden. Er dümpelt etwas in seinem Dasein und sucht nach einem neuen Lebenszweck für sich. Ebenso Hauptakteur, Surabs Ehefrau Lina, hat sich in letzter Zeit Surab gegenüber verändert, ist deutlich zurückgezogener, Surab schiebt das auf seine Situation. Allerdings ist der eigentliche Grund für die Veränderung von Tina eine obsessive Beziehung. Tina steht vor Fragen, die sie sich sicher nie stellen wollte. Denn das Leben tobt. Und auch Surab wird durch eine gewisse Obsession verändert, durch seine Arbeitslosigkeit ist er mit viel Freizeit geschlagen, beginnt in dieser Zeit seinen Nachbarn Schotiko zu beobachten, dessen Liebesleben festzuhalten, kämpft einerseits mit seiner Abscheu, aber andererseits auch mit einer gewissen Anziehung. Dieser Konflikt ist gut dargestellt und zeigt gleichzeitig auch den Kampf des Althergebrachten mit der Moderne. Genauso wird auch eine gewisse Gutbürgerlichkeit zum Thema gemacht, aber als Gegensatz dazu auch Surabs Möglichkeit aus Wissen Profit zu schlagen. 

Die Handlung wird aus den Blickwinkeln der verschiedenen betroffenen Personen erzählt und bekommt dadurch eine ganz eigene Authentizität und eine ganz besondere Dramaturgie. Ein offen gelassenes Ende lässt dem Leser dann eigenen Spielraum zum weiteren Geschehen. Die Zeichnung der Charaktere ist in einer ganz besonderen Emotionalität erfolgt, auch dies empfand ich hier als einen deutlichen Pluspunkt. 

Insgesamt kann ich nur sagen: Tolles Buch.

Cover des Buches Farben der Nacht (ISBN: 9783737100410)
Buecherschmauss avatar

Rezension zu "Farben der Nacht" von Davit Gabunia

Fenster zum Hof
Buecherschmausvor 6 Jahren

Die Frankfurter Buchmesse nähert sich in großen Schritten und mit ihr der Gastlandauftritt von Georgien. Nachdem im letzten Jahr mit Frankreich ein Land von großer Nähe zu Gast war – sowohl geografisch als auch in seinen Beziehungen zu Deutschland und in seiner Kultur -, gilt es 2018 ein vielen Lesern doch relativ unbekanntes Land zu entdecken.
Georgien, das abgesehen von einer kurzen Episode nach der Russischen Revolution allein im Mittelalter nationale Unabhängigkeit besaß, wechselnd von Byzanz, dem Römischen Reich und vor allem Russland beherrscht wurde, verfügt über ein eigenständiges Alphabet, das Mchedruli, und eine reiche literarische Tradition. Dennoch sind relativ wenige Autoren hierzulande bekannt, sieht man einmal von der in Deutschland lebenden und auf Deutsch schreibenden Nino Haratischwili ab. Da gibt es noch viel zu entdecken.
Der 1982 geborene Dramatiker, Übersetzer und Literaturkritiker Davit Gabunia ist mit seinem Debütroman „Farben der Nacht“ eine solche Entdeckung.
Ein Kammerspiel – sechs Personen, zwei Wohnungen, ein Büro, in denen sich die Ereignisse abspielen. Gern wird der Vergleich mit Hitchcocks Klassiker „Das Fenster zum Hof“ bemüht, die Ausgangslage ist eine ähnliche.
Surab, ein arbeitsloser junger Vater, kümmert sich, während seine Frau Tina arbeitet, um die Kindern Gio und Dakuta. Eine eher unbefriedigende Situation, da Surab immer weiter in Lethargie abzurutschen scheint, immer öfter einfach nur mit seinem Kumpel Ika herumhängt oder aus dem Fenster der Tifliser Wohnung starrt. Eines Tages beobachtet er in der Wohnung gegenüber, der schon länger sein Interesse gilt, einen Mord. Vor einiger Zeit ist dort ein junger Mann, Schotiko, eingezogen, der nicht nur einen knallroten Alfa Romeo fährt, sondern auch sonst ein extravagantes Leben zu führen scheint. Surabs Neugier ist geweckt. Und so beobachtet er Tag für Tag die Vorgänge gegenüber, registriert die regelmäßigen Herrenbesuche, beobachtet das Liebesleben Schotikos, macht Fotos. Das ganze wird immer mehr zu einer Obsession, besonders als er entdeckt, dass der nächtliche Besucher, Merab, ein hohes Tier beim Geheimdienst ist. Surabs Beziehung zu Tina gerät dabei immer mehr ins Hintertreffen. Er wundert sich kaum über die vielen Überstunden seiner Frau, ihre Zerstreutheit, ihre abweisende Haltung. Eines Tages verschwindet sie. Und Surab beobachtet in Schotikos Wohnung einen Mord.
Hintergrundrauschen bilden die politischen Vorgänge in diesen wenigen geschilderten Wochen des Spätsommers 2012. Nach der Veröffentlichung von Bildmaterial über Missstände in georgischen Gefängnissen und Folterungen von Häftlingen kam es damals zu massiven Protesten gegen den Präsidenten Micheil Saakaschwili, die zu vorgezogenen Neuwahlen am 1. Oktober 2012 führten.
Diesen Ereignissen, den Fernsehberichten, den Demonstrationen vor der Haustür steht Surab ebenso passiv gegenüber. Genau wie seine eigene Welt gerät auch die Welt vor der Haustür ins Wanken. Zögerlich fragt sich Surab, ob er handeln soll oder nicht, seine Entscheidung erweist sich aber im Falle des beobachteten Mordes als fatal.
Surab, Tina, Merab, Schotiko – sie alle erhalten von Davit Gabunia eine eigene Stimme. Dazu noch die alte Nachbarin Lili und Tinas Arbeitskollege Nuri. Ihre individuellen Tonlagen sind dem Autor sehr gut gelungen. Er schafft so ein spannendes Kammerspiel, das leider zum Ende hin etwas abfällt und sich zu sehr in Tinas Geschichte verstrickt. Ihr rastloses, verzweifeltes Irren durch die Straßen Tiflis hat durchaus seinen eigenen Reiz, lenkt aber doch zu sehr von dem bis dahin stark fokussierten Geschehen ab.
Dennoch: eine spannende Entdeckung und eine Leseempfehlung. Gerade auch zur literarischen Vorbereitung auf das Gastland Georgien.



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