Rezension zu "Winterkinder" von Dea Trier Moerch
Die Geburt ist eine Enthüllung, im Guten wie im Bösen. Keine Lüge, keine Heuchelei, keine Verstellung kann vor der gewaltigen Naturkraft bestehen, die eine Geburt ist - selbst in unserer hochzivilisierten Gesellschaft. Die Geburt ist ein Spiegel, der einer Frau ihren eigenen psychischen und physischen Zustand vor Augen führt, die Stärke ihres Millieus oder dessen Schwäche, um nicht zu sagen Verrat."
Dieser kurze Ausschnitt aus dem vorliegenden Buch fasst den Inhalt des zweiten Erzählteils sehr treffend zusammen. Zu Beginn geht es um Schwangerschaften, die leider nicht immer unproblematisch sind und manchmal schon im Vorfeld einen Krankenhausaufenthalt nötig machen. Sehr haben mich die Empfindungen von Frauen bei der Geburt und im Wochenbett und die Solidarität zwischen den Frauen im gleichen Lebensabschnitt beeindruckt.
Auch Jahrzehnte nach dem ersten Erscheinen ist diese Lektüre noch lesenswert. Zwar gibt es heute keine Zehn-Betten-Zimmer mehr, aber die Gefühle der Frauen in dieser besonderen Lebenssituation haben sich nicht verändert. Freude, Angst, Schmerz und Erleichterung sind ebenso plastisch beschrieben, wie der vergleichende Blick aufs eigene und fremde Kind.