Rezension zu "Wie ein Herzschlag auf Asphalt" von Deb Caletti
Annabelle hat mit ihren fast 18 Jahren etwas Furchtbares erleben müssen. Kurz vor ihrem Schulabschluss ist ihre Welt zusammengebrochen.
Die Jugendliche verspürt nur noch das Verlangen aus ihrem Heimatort zu fliehen und setzt kurz entschlossen ohne große Vorbereitung ihren schnell gefassten Plan um, von Seattle nach Washington zu laufen - 4375 Kilometer. Ihre alleinerziehende Mutter, ihr Bruder und ihr Opa Ed können sie von ihrem Vorhaben nicht abhalten, das wissen sie. Also unterstützen sie Annabelle mit Tatkraft und Liebe, und das ist auch dringend nötig, da sich die schlimmen Erinnerungen mit ihr auf den Weg machen.
Was Annabelle widerfahren ist, wird erst im letzten Drittel des Buches aufgelöst. Ich habe es allerdings schon vorher geahnt. Nichtsdestotrotz schafft es die Autorin einen emotional mitzunehmen. Man kann sich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzten, ihre Schmerzen und Tränen und die Anstrengung sich jeden Tag neu zu motivieren nachfühlen. Ganz wunderbar fand ich Opa Ed, der sich entschließt seine Enkelin mit dem Wohnwagen zu begleiten und am Ende eines Lauftages nicht nur Wasser und Essen und eine Schlafkoje für sie bereithält, sondern auch jede Menge emotionale Unterstützung. Familie und Freunde sorgen von zu Hause aus dafür, dass Annabelle in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, und so wird die junge Frau auch von völlig Fremden unterwegs eifrig unterstützt.
Mich hat die Geschichte von Annabelle sehr berührt und nachdenklich gemacht. Den Schreibstil fand ich zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig , aber dann habe ich mich doch recht schnell damit arrangiert.
Eine Triggerwarnung wäre auch angebracht gewesen, aber ansonsten habe ich nichts zu meckern.
Das Buch ist auf jeden Fall zu Recht auf der Nominierungsliste für den deutschen Jugendliteraturpreis 2023 gelandet und ich empfehle es gerne weiter.