Elsa hat es vom Wunderkind zur berühmten Konzertpianistin geschafft. Doch dann vermasselt sie in Wien ein großes Klavierkonzert, verlässt die Bühne und ist danach vollständig aus der Bahn geworfen. Als sie auf einem Flohmarkt in Athen eine Frau dabei beobachtet, wie sie zwei mechanische Tanzpferde kauft, lässt sie diese vermeintliche Doppelgängerin nicht mehr los. Elsa folgt ihr, auf den Straßen und in Gedanken, und beginnt auf diese Weise, ihre eigene Identität neu zusammenzusetzen.
Es ist kein anschmiegsames Buch, Deborah Levy lässt es durchaus auf ein wenig Reibung und Irritation ankommen, wenn sie von einer Szene zur nächsten und von einem Satz zum anderen springt. Es gibt Elsa, die auf Bootsausflügen Seeigel jagt und Kinder reicher Eltern das Klavierspiel nahebringt und es gibt Elsa, die in Gedanken mit einer geheimnisvollen Frau spricht, welche ihr aufmerksam zuhört und nachfragt. Wie bin ich, fragt sich Elsa, und hangelt sich dabei an den Zuschreibungen der anderen entlang. Deborah Levy spielt dabei mit Dopplungen, überall finden sich Verbindungen und Echos und immer mehr wird klar: da ist "ein Schmerz, der den Weg in die Gegenwart gefunden hatte" (S. 35). Dass die Pandemie im Hintergrund mitschwingt, löst bei mir zwar immer noch Widerwillen aus, ist aber hier gut eingebunden, denn für Elsa ist Panik ohnehin real. Deborah Levy kreiert aus dieser Suche einen sinnlichen, atmosphärischen, verzauberten Text, der nach und nach eine neue Komposition der Hauptfigur freilegt. Dass der @akiverlag so eine wundervolle Gestaltung für das Buch gefunden hat, ist dabei ein ganz besonderes Highlight - danke für das Rezensionsexemplar!