Der neue Roman von Defne Seidel lädt alleine durch sein ansprechendes Cover zum Lesen ein. Der Klappentext macht neugierig auf den Inhalt. Die junge Ela hat türkische Wurzeln und soll im Rahmen der Abiturarbeiten einen Aufsatz über die Migrantengeschichte ihrer eigenen Familiengeschichte schreiben. Bisher hat sie sich darüber wenig Gedanken gemacht, da sie in Berlin geboren wurde und schon ihre Großmutter Türkan vor vielen Jahrzehnten nach Deutschland gekommen ist. Diese befindet sich im Augenblick auf einer längeren Reise durch die Türkei und kann daher nicht viel zur Aufklärung beitragen, genauso wenig, wie auch Elas Vater, der schon lange von ihrer Mutter getrennt in der Türkei lebt. Der Titel des Romans bezieht sich auf die Straße, in der Ela aufgewachsen ist und in der vor jedem Haus ein Jasmin Strauch in Kübeln den Weg säumt. Ela liebt den Geruch des blühenden Jasmins und verbindet ihn stets mit dem Gefühl "Zuhause". Ihre krebskranke Mutter ist vermutlich die Einzige, die Licht ins Dunkle bringen kann, denn je tiefer Ela in die eigene Vergangenheit eintaucht, desto mehr Fragen werfen sich auf. Der Autorin ist es wieder einmal gelungen, mich in den Bann zu ziehen. Ihre feine, leichte Schreibweise wirkt stellenweise sehr autobiografisch und berührt. Im Nebenstrang zeigt Seidel die Unterdrückung der türkischen Frauen und schildert die Unruhen dieser Zeit.
"Das Leben ist eine lange Reise und wir sind nur die Passagiere", lautet ein Satz im Roman. Wir wissen oft so wenig über uns selbst und die eigene Vergangenheit. Sollte man sie ruhen lassen oder ist es nicht doch besser, sich mit ihr zu konfrontieren?
Fazit: Ein wunderbares Buch!