Rezension
Bilodo ist Briefträger in Montreal. Heimlich öffnet er abends in seiner Wohnung Briefe und liest sie. Besonders angetan hat es ihm der Briefwechsel zwischen Grandpré, einem Literaturprofessor aus seinem Zustellbezirk, und Ségolène, einer Lehrerin von der Karibikinsel Guadeloupe. Die beiden schicken sich mit jedem Brief ein kurzes Gedicht.
Bilodo ist fasziniert von diesen Gedichten und verliebt sich in Ségolène.
Als Grandpré von einem Auto überfahren wird, schlüpft Bilodo in seine Rolle und beantwortet Ségolènes Briefe. Dabei findet er heraus, dass es sich bei den Gedichten um Haikus handelt. Dabei handelt es sich um eine klassische japanische Gedichtform aus drei Zeilen, von denen die erste und dritte aus jeweils fünf und die zweite aus sieben Silben bestehen.
Ein Beispiel aus dem Buch:
So wie das Wasser
den Felsen umspült
verläuft die Zeit in Schleifen
Bilodo übt verbissen Haikus zu schreiben, damit Ségolène nicht auffällt, dass jemand anderes ihre Briefe beantwortet.
Dafür mietet er sogar die Wohnung des verstorbenen Grandpré, die im japanischen Stil eingerichtet ist, um sich atmosphärisch in die japanische Gefühlswelt hinein zu denken.
Wird es Bilodo gelingen, seine große Liebe Ségolène für sich zu gewinnen?
Dies war ein sehr ungewöhnliches Buch. Manchmal konnte ich Bilodos Handlungen nicht so ganz nachvollziehen, aber er konnte mich immerhin mehrmals mit seinen Aktionen überraschen.
Und der Leser erfährt alles, was es über Haikus zu wissen gibt.
Amüsant fand ich die Phase, wo Bilodo versucht, sein erstes Haiku zu schreiben.
Hier ein paar Beispiele:
Die Sonne geht auf
wie ein goldener Käse
lasst uns was essen
oder
Die Sonne versinkt
gähnt auf dem Balkon
und schnarcht an meinem Fenster
Fazit:
Ein ungewöhnliches Buch über eine ungewöhnliche Liebe und eine spezielle japanische Gedichtform.