Rezension zu "Der Deich der Witwen" von Denise Affonço
Der Tipp zu diesem Buch kam von der Sendung „Literaturclub“. Den Namen der Tipp-Geberin habe ich mir nicht gemerkt, aber ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie eindringlich diese Frau dem Publikum dieses Buch ans Herz gelegt hat.
Denise Affonço ist fassungslos, als ein angesehener Professor in ihrer neuen Heimat Frankreich ihr seine Meinung über die roten Khmer in Kambodscha kundtut. Einen Völkermord habe es nie gegeben. Das kann sie, eine Überlebende dieser Hölle auf Erden nicht stehen lassen. Sie nimmt all ihre Kraft zusammen und schreibt auf, was sie in den Umerziehungs-Lagern der roten Khmer erlebt hat. Wie sie in den Jahren von 1975 bis 1979 überlebt hat. Von der mörderischen Zwangsarbeit im Urwald Kambodschas, von Krankheit, von Angst und vom Hunger; vor allem vom Hunger, dem auch ihre neunjährige Tochter zum Opfer fällt. Hauptdarsteller in diesem Buch ist eigentlich nicht Denise Affonço selber, sondern es ist der Hunger.
Ihr Sprachstil wechselt zwischen distanziert und leidenschaftlich. Wenn sie von einem erfolgreichen Reis-Diebstahl erzählt, wenn sie von einem unter Lebensgefahr organisierten schwer erkämpften Extrabissen erzählt, ist ganz viel Leidenschaft und ein unbedingter Lebenswille spürbar. In diesen Situationen packt es mich als Leserin ganz direkt und ich merke, wie ich anfange, schneller zu lesen. Ganz im Gegensatz dazu, wenn sie von ihren Angehörigen erzählt. Da scheint alles ganz weit weg und ganz leise zu werden.
Fazit: Ein wichtiges Buch gegen das Vergessen. Unbedingt lesen!