Literaturwerkstatt- kreativ / Blog stellt vor:
„Sigrid Ødegårds Reise nach Amerika“ von Derek B. Miller
Sigrid Ødegård ist Chefinspektorin bei der Osloer Polizei und hat während ihres Dienstes aus Notwehr einen Mann erschossen. Da das Geschehene ihr sehr zusetzt nimmt sie Urlaub, um auf dem Bauernhof ihres Vaters zur Ruhe zu kommen.
„Schön, zu Hause zu sein.“ Sie setzt sich gegenüber ihrem Vater hin. "Am liebsten würde ich für immer bleiben.“ “Das ist aber jetzt blöd“, erwidert ihr Vater nach einem großen Schluck Bier. „Das geht nämlich nicht.“ „Wieso nicht ?“ “Weil du morgen nach Amerika musst.
Ihr Vater drückt Sigrid ein Flugticket in die Hand, sie soll ihren Bruder Marcus suchen, der seit vielen Jahren in den USA lebt und verschwunden ist. Und so macht sich Sigrid auf den Weg nach Watertown in New York, um ihren Bruder zu finden. Dort angekommen nimmt sie Kontakt zur hiesigen Polizei auf und trifft auf den sehr eigenwilligen Sheriff Irving Wylie, genannt Irv. Ein Mann der Cowboystiefel trägt und einen Abschluss in Theologie hat.
Allerdings sucht auch Sheriff Irv Sigrids Bruder, denn Marcus Freundin Lydia Jones ist zwei Wochen zuvor auf noch ungeklärte Weise verstorben. Das Prekäre an dem Fall ist, das Lydia eine "Schwarze" war und kurze Zeit zuvor ihr siebenjähriger Neffe von einem weißen Polizisten beim Spielen erschossen wurde. Der Polizist wurde frei gesprochen. Seitdem brodelt es in der schwarzen Bevölkerung und Sheriff Irv Wylie muss schnellstmöglich den Fall zu einem Ende bringen, damit es zu keinen weiteren Unruhen kommt.
Obwohl die beiden sich nicht ganz über den Weg trauen, raufen sich Sigrid und Irv nach einigen Anlaufschwierigkeiten zusammen und beschließen Marcus gemeinsam zu suchen.
Fazit:
Mit seinem Debütroman „Ein seltsamer Ort zum Sterben“ konnte Derek B. Miller bereits literarisch auf sich aufmerksam machen. Nun knüpft der Autor mit „Sigrid Ødegårds Reise nach Amerika“ an seinen Erfolg an und lässt Chefinspektorin Sigrid Ødegård, die im ersten Roman eher eine kleinere Rolle hatte, zu einer der Schlüsselfiguren werden. Es ist nicht notwendig das erste Buch von Miller zuerst zu lesen, denn es sind abgeschlossene Handlungen und somit kommt es zu keinen Verständnisproblemen.
Der Autor präsentiert sich als facettenreicher Erzähler, der komplexe Themen anspricht und kulturelle Unterschiede bei der Betrachtung von Amerika und Europa darbietet. Zudem besitzt er einen sehr schönen humorvollen Erzählstil.
„Sie traut uns nicht.““Wieso nicht?“ „Ich glaube es liegt an den Cowboystiefeln“.Frank blickt sich auf die Füße.“Aber ich trage Hush Puppies.“ „Hush Puppies kennt sie vielleicht nicht. Sie kommt aus einen fernen Land, jenseits des großen Wassers.“
Besonders gut gefallen haben mir die verbalen Auseinandersetzungen zwischen Sheriff Irving Wylie und Siegrid Ødegård, die oft philosophische Ansätze haben und mich zum Schmunzeln, Nachdenken und Philosophieren brachten. Auch sind Sigrid und Irv wahrlich toll und liebevoll kreierte Hauptfiguren mit Ecken und Kanten, die ich mir auch hervorragend in einer Verfilmung vorstellen könnte.
Auch wenn in diesem Buch von einer Toten gesprochen wird und möglicherweise auch von Mord, ist dies jedoch kein Krimi, sondern hervorragende und anspruchsvolle Gegenwartsliteratur. Wer einen klassischen Krimi erwartet liegt hier falsch.
Ein tolles Buch von Derek B. Miller – meine absolute Leseempfehlung !!!
https://literaturwerkstattkreativblog.wordpress.com/2018/10/03/sigrid-odegards-reise-nach-amerika/
Besten Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.