Desmond Seward

 2,5 Sterne bei 2 Bewertungen

Alle Bücher von Desmond Seward

Cover des Buches Bourbon Kings of France (ISBN: 9780094600805)

Bourbon Kings of France

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Erschienen am 05.04.1976
Cover des Buches A Brief History of the Wars of the Roses (ISBN: 0786720662)

A Brief History of the Wars of the Roses

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Erschienen am 06.09.2007
Cover des Buches The Hundred Years War (ISBN: 0140283617)

The Hundred Years War

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Erschienen am 01.08.1999

Neue Rezensionen zu Desmond Seward

Cover des Buches First Bourbon: Henri IV of France and Navarre (ISBN: 9780094572607)
A

Rezension zu "First Bourbon: Henri IV of France and Navarre" von Desmond Seward

Der französischste aller französischen Könige
Andreas_Oberendervor 4 Jahren

Desmond Seward (geb. 1935) gehört zu den bekanntesten und produktivsten Vertretern eines Genres, das man in Großbritannien "popular history" nennt. Im Lauf seiner langen Tätigkeit als Autor hat Seward mehr als 20 Biographien und Sachbücher veröffentlicht, die sich an historisch interessierte Laien richten. Bemerkenswert ist die thematische Bandbreite: Unter Sewards Werken finden sich Bücher über den Hundertjährigen Krieg und die Rosenkriege ebenso wie Biographien über Marie Antoinette, Metternich und Kaiserin Eugénie. Eine solche Vielseitigkeit ist nur möglich, wenn man sich als Autor auf die Rezeption der Sekundärliteratur beschränkt und veröffentlichte Quellen verwendet. Archivrecherchen und die Arbeit mit unveröffentlichten Quellen wären zu aufwendig und in Anbetracht des Zielpublikums auch gar nicht notwendig.

Zu Sewards frühen Büchern gehört eine Biographie Heinrichs IV. von Frankreich (1553-1610), des ersten Bourbonen auf dem französischen Thron. Die Biographie ist zuerst 1971 erschienen und wurde 2013 neu aufgelegt. Da ein Vorwort fehlt, bleibt unklar, was den Autor und den Verlag dazu bewogen hat, ein so altes Buch neu aufzulegen, noch dazu ohne jede inhaltliche Überarbeitung und ohne aktualisierte Bibliographie. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass ein populärwissenschaftliches Buch nach vier Jahrzehnten eine Neuauflage erfährt. Die Forschung zur französischen Geschichte des 16. und frühen 17. Jahrhunderts ist seit 1971 nicht stehengeblieben. Sewards Buch spiegelt den Forschungsstand der späten 1960er Jahre wider. Das sollte jeder bedenken, der es heute zur Hand nimmt.

Was Heinrichs Persönlichkeit, Werdegang und Herrschaft betrifft, so spielt Seward viele bekannte Motive und Themen durch: Südfranzösisches Temperament; Charme, Jovialität und Volksnähe; Genussmenschentum und unstillbare sinnliche Gier; Kindheit und Jugend vor dem Hintergrund der konfessionellen Konflikte zwischen Katholiken und Hugenotten; mehrfache Religionswechsel; langer Kampf um die Anerkennung als König nach dem Aussterben des Hauses Valois; Wiederaufbau Frankreichs nach fast 40 Jahren Bürgerkrieg. Sewards Darstellung ist farbig, schwungvoll, kurzweilig und anekdotenreich, bewegt sich aber durchweg an der Oberfläche. Über Heinrichs Mätressenwirtschaft erfährt man mehr als über seine Herrschaft. Mehr Ernsthaftigkeit und Tiefgang hätten nicht geschadet. Der Text fällt mit 200 Seiten recht schlank aus. Das dramatische und ereignisreiche Leben Heinrichs IV. hätte durchaus mehr Raum verdient.

Man merkt dem Buch an, dass es vor langer Zeit geschrieben wurde, für ein gut gebildetes Publikum, das längst nicht mehr existiert. Der Text ist mit zahllosen Anspielungen auf Personen oder literarische Werke gespickt, die viele heutige Leser nicht verstehen dürften, vor allem wenn ihnen solides Vorwissen zur Geschichte Frankreichs im Zeitalter der Religionskriege fehlt. Seward streut immer wieder französische Zitate ein, die fast ausnahmslos unübersetzt bleiben. Dem Text hätte eine behutsame sprachliche Modernisierung nicht geschadet, denn Sewards Vokabular wirkt bisweilen preziös und altertümlich. Begriffe wie "catamite", "farthingale" oder "poltroon" sind in heutigen Englischwörterbüchern nicht mehr zu finden. Das Layout des Buches lässt zu wünschen übrig. Die Kapitel 4 bis 8 beginnen nicht auf den Seiten, die im Inhaltsverzeichnis angegeben sind. Es fehlt ein Register.

Mit dieser Kritik ist nicht gesagt, dass das Buch gar keinen Wert hätte. Seward arbeitet die bedeutenden historischen Verdienste Heinrichs IV. heraus: Der König gab Frankreich Frieden und Stabilität zurück. Heinrich IV. war kein Erneuerer oder Reformer, sondern stellte die "gute alte Ordnung" wieder her. Dies und sein Pragmatismus in Religionsfragen machten ihn für lange Zeit zum populärsten französischen König. Heute steht Heinrich IV. im Schatten seines Enkels, Ludwigs XIV. Den Unterschied zwischen Großvater und Enkel bringt Seward elegant auf den Punkt: Der Sonnenkönig verkörpere Frankreich, Heinrich IV. hingegen die Franzosen - mit all ihren Tugenden und Lastern. Oder um es in den Worten der Madame de Staël auszudrücken, die Seward zitiert: "Er war der französischste aller französischen Könige." 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im April 2014 auf Amazon gepostet)

Cover des Buches Bourbon Kings of France (ISBN: 9780094600805)
A

Rezension zu "Bourbon Kings of France" von Desmond Seward

Könige und Mätressen. Eine altmodische Geschichte der Bourbonen
Andreas_Oberendervor 4 Jahren

Zweihundert Jahre lang, von 1589 bis 1789, herrschten die Bourbonen nahezu unumschränkt über Frankreich. Zu den fünf Königen, die in diesem Zeitraum regierten, gehören einige der faszinierendsten Monarchen der französischen Geschichte, allen voran Ludwig XIV. Mit der Bourbonendynastie sind viele wichtige Etappen der Geschichte Frankreichs verbunden: Die Befriedung des Landes und die Konsolidierung des Königtums nach fast 40 Jahren Religions- und Bürgerkriegen; der Aufstieg zur europäischen Großmacht; schließlich die Systemkrise des späten 18. Jahrhunderts und die Revolution, mit der das Ancien Régime endete. Die Geschichte der Bourbonen ist ein spannendes Thema, und deshalb ist es bedauerlich, dass dieser Dynastie so selten Gesamtdarstellungen gewidmet wurden. Einzelbiographien der Könige sind kein Ersatz für eine Darstellung, die die gesamte Dynastie in den Blick nimmt und ihre historischen Leistungen - sowie Fehlleistungen - herausarbeitet.

Zu den wenigen Werken über die Bourbonen, die außerhalb Frankreichs erschienen sind, zählt das Buch des Briten Desmond Seward. Es ist zuerst 1976 erschienen und wurde 2013 neu aufgelegt, ohne dass klar ist, warum dies geschah. Die Literatur, die Seward seinerzeit benutzt hat, ist inzwischen in großen Teilen veraltet. Heute werden die meisten Herrscher aus dem Haus Bourbon anders beurteilt als noch in den 1960er und 1970er Jahren. Das Buch wurde für die Neuauflage nicht überarbeitet. Selbst auf eine aktualisierte Bibliographie wurde verzichtet. Alle wichtigen und maßgeblichen Biographien der Bourbonenkönige sind nach Sewards Buch erschienen. Das gilt beispielsweise für die bahnbrechende Biographie Ludwigs XV. von Michel Antoine (Paris 1989) und die Biographie Heinrichs IV. von Jean-Pierre Babelon (Paris 1982), die alle älteren Werke übertrifft und ersetzt. Veraltet ist aber nicht nur die von Seward benutzte Sekundärliteratur, sondern auch die Herangehensweise des Autors. Seward reiht einfach nur konventionelle biographische Porträts aneinander. Er bemüht sich nicht darum, dem Leser ein Bild von der Funktionsweise der französischen Monarchie im 17. und 18. Jahrhundert zu vermitteln. Sein Ansatz ist strikt personenbezogen, und das Buch verharrt über weite Strecken auf dem Niveau einer höfischen Klatsch- und Skandalgeschichte.

Neben den fünf Königen, die bis zur Revolution herrschten, widmet Seward auch den wenig bekannten Monarchen der Restaurationszeit (1814/15-1830) jeweils ein Kapitel, Ludwig XVIII. und Karl X. Das Buch endet mit einem Kapitel über den Grafen von Chambord, den Enkel Karls X., der nach dem Ende des Zweiten Kaiserreiches als Thronkandidat im Gespräch war, als in Frankreich über eine Wiedereinführung des Königtums diskutiert wurde. Alle Kapitel kreisen um ein Bündel von Leitmotiven: Persönlichkeit des Monarchen; Kindheit, Jugend und Erziehung; Eheleben und Mätressenwirtschaft (ein Thema, das Seward allzu sehr am Herzen liegt); Mäzenatentum und Bautätigkeit; Jagdleidenschaft; Mitwirkung an den Staatsgeschäften; Einflussnahme auf die Innen- und Außenpolitik. Seward geht es in erster Linie um Unterhaltung, nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Bourbonenkönigen. Über "trockene" Themen wie Struktur und Arbeitsweise des Staatsapparates oder das Finanzwesen wird nur das Allernötigste mitgeteilt.

Seward legt eine Geschwätzigkeit an den Tag, die bisweilen schwer erträglich ist. Er schwelgt in Geschichten über königliche Amouren und höfische Intrigen. Selbst die 365 unehelichen Kinder Augusts des Starken werden aus der Mottenkiste des Historientratsches hervorgezerrt. Irritierend ist die schnippische und mokante Art, in der sich Seward über die Monarchen und verschiedene Personen in ihrem Umfeld äußert. Mit monotoner Regelmäßigkeit taucht das Adjektiv "arm" (poor) auf ("der arme Ludwig", "die arme Königin", "die arme Madame de Pompadour" usw.). Karl X. unternahm 1828 eine Reise ins Elsass und wurde dort von seinen Untertanen bejubelt. Sewards Kommentar: "Fortan glaubte der arme Mann, dass das Volk außerhalb von Paris ihn tatsächlich verehren würde" (S. 289). Nicht erst an dieser Stelle drängt sich die Frage auf, warum und wozu das Buch neu aufgelegt wurde. Deutsche Leser, die sich für die Bourbonen interessieren, sind erfreulicherweise nicht auf Sewards angestaubtes und oberflächliches Buch angewiesen, sondern können mit Gewinn zu Klaus Malettkes Trilogie greifen. Sie mag weniger kurzweilig und unterhaltsam geschrieben sein, bietet aber dafür eine seriöse Darstellung auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im April 2014 auf Amazon gepostet)

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