Rezension zu "Nero, der blutige Dichter" von Dezsö Kosztolányi
Das Römische Reich hat eine Menge zu bieten – Kultur, Sagen und Helden. Aber auch tragische Ereignisse überschatteten die Geschichte des Römischen Reiches. Besonders die Jahrhunderte unter der Herrschaft der Kaiser, wie hier in „Nero, der blutige Dichter“, hat ihre Spuren hinterlassen.
Inhalt
Nero wird in eine der mächtigsten Familien des Römischen Reiches hineingeboren, nämlich in die der Kaiserfamilie. Als Sohn einer Nachfahrin des geliebten Augustus und Adoptivsohns des Kaisers Claudius wächst er auf dem Palatin auf. Sein Erzieher ist der Dichter Seneca, der ihm Moral und Werte beibringt. Doch mit der Ermordung des Claudius wird er der neue römische Kaiser. Seine Mutter Agrippina ist ihm dabei eine helfende Stütze. Auch Seneca steht ihm mit Rat zur Seite. Aber bald zeigt sich, dass Nero etwas anderes für sein Leben erstrebt hat. Er wollte Dichter sein.
Daraufhin wandelte er sich. Er schrieb Gedichte und trat in Theater auf. Die Regierung überließ er seiner Mutter. Doch sein Geisteszustand veränderte sich ebenfalls. Er sah überall Verrat und Missgunst. Dies führte dazu, dass er die Grenze überschritt, er wurde zum Mörder. Viele in seiner Umgebung mussten daran glauben – seine Mutter, seine Gattin, sein Lehrer. Aber dies änderte nichts, er verlor sich immer mehr in seinen wirren Gedanken…
Meine Eindrücke
Ich fand diesen Kaiser- und Künstlerroman sehr lesenswert. Hier wird deutlich aufgezeigt, wie schwierig es für jemanden ist, sein Schicksal zu erfüllen. Nero wurde in die falsche Familie zur falschen Zeit geboren. Er wollte nur Künstler sein, seine Mitmenschen mit seinen Gedichten und seinem Gesang erfreuen. Doch er wurde Kaiser und musste diesem gerecht werden. Deszsö Kosztolányi skizziert diesen Weg auf herausragende Weise. Dabei beschönigt er nichts, sondern stellt die Ereignisse und Neros Verhaltensweise realistisch dar. Gleichzeitig gibt er dem Leser einen lebendigen Eindruck von den Gegebenheiten und den Menschen des antiken Roms.
Lohnt sich dieses Buch?
Dezsö Kosztolányi beschreibt hier einen Menschen, der sich in einer Welt voller Intrigen und Lügen zurecht finden muss. Nero ist eher ein Künstler als ein Kaiser. Doch dies führt zu inneren Konflikten, welche am Ende in einer Katastrophe endet. Realistisch und ohne etwas auszulassen skizziert der ungarische Autor das Leben dieses römischen Kaisers vor dem inneren Auge des Lesers.
Ich bin der Meinung, dass es sich lohnt, dieses Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Es ist nicht nur ein Künstlerroman, sondern auch ein Appell an die Menschlichkeit. Getreu dem Motto „Kein Wesen kann mehr leiden als der Mensch“ führt Kosztolányi den Leser in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele und zeigt dabei auf, wie schnell jemand die Grenze zum Mörder überschreiten kann. Unter diesem Deckmantel wirft der Autor somit nämlich durch das Brennglas der Antike einen Blick auf die schrecklichen Ereignisse der Moderne.