Rezension zu Die Reise des Guy Nicholas Green von Diana Feuerbach
Tiefgründiger und anspruchsvoller als erwartet
von anushka
Rezension
anushkavor 10 Jahren
Guy Nicholas Green ist nicht mehr der Jüngste, als er als völlig abgerissener Backpacker im Hostel in Odessa ankommt. Der ehemalige Mitarbeiter nicht-staatlicher Entwicklungshilfeprojekte flieht vor seinenr eigenen Vergangenheit und seinen Handlungen und Odessa ist eigentlich nur eine Zwischenstation auf seinem Weg nach Indien. Doch da Guy keinerlei Geld mehr hat und seine Mutter sich weigert, ihm die Raten seines vorzeitigen Erbes in die Ukraine zu schicken, ist Guy auf die Großzügigkeit des Hostelbesitzers und der anderen Gäste angewiesen. Und so kommt es, dass er Einblicke in die Heiratsvermittlungsindustrie der osteuropäischen Länder gewinnt und schließlich Jamie kennenlernt, der in Odessa nach seiner Internetliebe aus einer solchen Vermittlung sucht.
Dieser Debütroman ist überraschend tiegründig und vom Schreibstil her eher anspruchsvoll. Das Thema ist ernst, auch wenn es ein paar Klischees bedient, jedoch zunehmend auch hinter die Fassade schaut. Guys "Mitbewohner" sind ausnahmslos alle nach Odessa gereist um eine junge und hübsche Braut zu finden. Es versteht sich, dass sie selbst eher weniger ansprechend sind, was das Äußere betrifft. Und so führt die Autorin ein Thema vor Augen, bei dem es zum einen um Kriminalität geht, zum anderen aber auch um teils verachtende Menschenbilder und moderne Prostitution, obwohl sie dies - und das finde ich sehr gelungen - niemals vordergründig anprangert oder die Moralkeule herausholt. Guy ist dabei oft nur Beobachter und ist für den Leser die Möglichkeit, nah an den Figuren dran zu sein, erst zum Ende der nur rund 220 Seiten ist er selbst mit involviert.
Meine Kritikpunkte am Buch und der Geschichte sind eher kosmetischer Natur: der Klappentext macht nicht ganz deutlich, was den Leser erwartet und eine seichte Unterhaltungsgeschichte ist genauso möglich wie die gesellschaftskritische anspruchsvolle Geschichte, die letztlich dahintersteckt. Auch das Cover lässt sich nicht klar einordnen, macht nach dem Lesen aber Sinn. Schade fand ich auch, dass der Titel zwar eine Reise suggeriert, letztlich die Handlung aber ausschließlich in Odessa spielt und Guys Reisen eher in Randbemerkungen thematisert werden. Hier hätte ich mir etwas mehr erwartet. Insgesamt war dieser Debütroman aber gelungen und empfehlenswert.
Dieser Debütroman ist überraschend tiegründig und vom Schreibstil her eher anspruchsvoll. Das Thema ist ernst, auch wenn es ein paar Klischees bedient, jedoch zunehmend auch hinter die Fassade schaut. Guys "Mitbewohner" sind ausnahmslos alle nach Odessa gereist um eine junge und hübsche Braut zu finden. Es versteht sich, dass sie selbst eher weniger ansprechend sind, was das Äußere betrifft. Und so führt die Autorin ein Thema vor Augen, bei dem es zum einen um Kriminalität geht, zum anderen aber auch um teils verachtende Menschenbilder und moderne Prostitution, obwohl sie dies - und das finde ich sehr gelungen - niemals vordergründig anprangert oder die Moralkeule herausholt. Guy ist dabei oft nur Beobachter und ist für den Leser die Möglichkeit, nah an den Figuren dran zu sein, erst zum Ende der nur rund 220 Seiten ist er selbst mit involviert.
Meine Kritikpunkte am Buch und der Geschichte sind eher kosmetischer Natur: der Klappentext macht nicht ganz deutlich, was den Leser erwartet und eine seichte Unterhaltungsgeschichte ist genauso möglich wie die gesellschaftskritische anspruchsvolle Geschichte, die letztlich dahintersteckt. Auch das Cover lässt sich nicht klar einordnen, macht nach dem Lesen aber Sinn. Schade fand ich auch, dass der Titel zwar eine Reise suggeriert, letztlich die Handlung aber ausschließlich in Odessa spielt und Guys Reisen eher in Randbemerkungen thematisert werden. Hier hätte ich mir etwas mehr erwartet. Insgesamt war dieser Debütroman aber gelungen und empfehlenswert.