Meine Meinung:
Alberts schreibt flüssig und ansprechend. Cover, Titel und Klappentext sind sehr schön, aber etwas irreführend. Ich hatte eine Liebesgeschichte mit dramatischen Elementen erwartet. Beides kommt in der Geschichte vor, wird mit zunehmendem Verlauf aber von vorhersehbarer Erotik verdrängt. Aber eins nach dem anderen:
Anna und Brett kennen sich ein Leben lang, haben ihre Kindheit miteinander verbracht. Deshalb weiß Anna, dass Brett lügt, als er vorgibt, glücklich zu sein. Er ist ein einsamer und gebrochener Mann mit furchtbarer Vergangenheit, der sich das Bisschen Zuneigung, das er zum Leben braucht, von irgendwelchen Frauen holt, die ihm nichts weiter bedeuten. Denn eigentlich war da immer nur Anna. Anna, vor der er genauso geflüchtet ist, wie vor seinen Pflegeeltern und den Erinnerungen, die er an sein Zuhause aus der Kindheit hat. Denn er hat ihrem Bruder, seinem besten Freund, einen Blutschwur geleistet, dass er Anna niemals anfassen würde. Als er nun für Chris' Hochzeit zurückkehrt, wird seine Entschlossenheit auf die Probe gestellt.
Die dramatischen Elemente sind sehr interessant. Da Anna und Brett sich schon so lange kennen und eine gemeinsame, wenn auch unschuldige, Vergangenheit miteinander haben, erfährt man sehr viel von ihnen als Individuen und über ihre Beziehung zueinander. Sie waren Freunde, fast Familie. Und obwohl Anna schon immer eine Schwäche für Brett zu haben schien, entdeckt er nun ganz neue Gefühle für sie, die ihn verunsichern.
Das Fundament wäre perfekt gewesen für eine klassische Liebesgeschichte.
Leider entwickelt sich die Geschichte aber zu einem Erotikroman, dessen Sprache und Charaktere mit zunehmendem Verlauf immer plumper werden. Annas vier Brüder werden auf herrische Arschlöcher reduziert, deren einziges Ziel es ist, Brett von Anna fern zu halten. Andere Männer scheinen ihnen hingegen absolut egal. Ist ihnen der als Kind geleistete Blutschwur wirklich wichtiger als das Glück ihrer Schwester und ihres Freundes? Warum sind sie überhaupt mit Brett befreundet, wenn sie so wenig von ihm halten?
Leider entwickelt auch Brett dominante und repressive Züge, die über eine gesunde Form von Eifersucht hinausgehen. Er diktiert Anna immer häufiger, was sie zu tun und zu lassen hat, was ihn mir immer unsympathischer machte - Vergangenheit hin oder her.
Anna mochte ich ganz gern. Weil sie einem Leid tut und weil sie tatsächlich stark genug ist, um gegen das Machtgehabe der Männer in ihrem Umfeld anzukämpfen.
Auch ihren Dad konnte ich ins Herz schließen, weil er der einzige zu sein scheint, der ihre Gefühlswelt durchschaut und der sich nicht aufführt wie ein machthaberischer Teenager.
Insgesamt hätte die Geschichte auf 173 Seiten wesentlich schöner ausgebaut oder um einiges gekürzt werden können.
Wer gerne Erotikromane liest, ist hier gut bedient. Andernfalls lieber zu einer anderen Liebesgeschichte greifen! 2,5 Sterne von mir.