Cover des Buches Der verwundete Himmel. Star Trek (ISBN: 9783453009714)
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Rezension zu Der verwundete Himmel. Star Trek von Diane Duane

Rezension zu "Der verwundete Himmel. Star Trek" von Diane Duane

von Ameise vor 13 Jahren

Rezension

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Ameisevor 13 Jahren
Die Enterprise wird mit dem hochmodernen Inversionsantrieb ausgerüstet, der es möglich macht, im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen Galaxien aufzubrechen. Das erste Ziel des Schiffes ist die Kleine Magellansche Wolke. Während des Fluges mit dem neuen Antrieb macht fast die gesamte Crew die merkwürdige Erfahrung, dass ihre Persönlichkeiten mit denen anderer Crewmitglieder oder sogar mit der Enterprise selbst verschmelzen. Doch das ist nicht das Schlimmste: Innerhalb der Kleinen Magellanschen Wolke scheint die Zeit stillzustehen, die Gesetze der Physik werden außer Kraft gesetzt. Schuld daran ist der Inversionsantrieb... Diane Duanes Romane gehören eindeutig zu den anspruchsvolleren Werken unter den Star Trek-Büchern. Bei "Der verwundete Himmel" wird das bereits beim Lesen des alleresten Abschnitts klar: "Das Problem beim Warten im Weltraum, um ein Raumschiff vorbeikommen zu sehn, liegt daran, daß ein Schiff, wenn es sich im Warp-Antrieb befindet, kaum vorhanden ist. Der Anderraum, in den das Warp-Feld es einbettet, ist eben anders; ein benachbartes, alternatives Universum, in dem die Naturgesetze anders sind, wo das Licht sich viele tausendmal schneller bewegt als in dem Universum, in dem die sechshundertdreiundachtig Spezies der Menschen beheimatet sind. Ein Raumschiff im Warp trägt eine Schale dieses Anderraums mit sich, so daß es sich in ihr mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit durch das Analog-Universum bewegt, ohne überhaupt wirklich in unserem Universum zu sein oder gegen seine kaum meßbar niedrige Lichtgeschwindigkeit anzukämpfen. Innerhalb des Schiffes sind die Sensoren natürlich darauf kalibriert, die leichten Abweichungen des anders-universalen Sternenlichtes zu korrigieren, das alle Menschenrassen so störend finden. Außerhalb des Schiffes ist alles, was von dessen Passieren zu sehen ist, ein Zittern von Sternenlicht, da der Raum selbst erschüttert wird, sich wellt und langsam wieder glättet. Im Herzen dieses Schimmerns mag sich ein sehr schwacher, fahler Abglanz von Licht zeigen, nicht einmal ein Bild. Eine Impression, eine Andeutung, vielleicht nur eine Illusion." Eines steht fest: Ich werde nie einen Diane-Duane-Roman im Original lesen... "Der verwundete Himmel" war der erste Star Trek-Roman der Autorin und rückt die gesamte Crew als Gemeinsschaft stark in den Vordergrund. Die flachen Hierarchien, der vertraute Umgang miteinander und der deutlich erkennbare gegenseitige Respekt erzeugen eine angenehme, familiäre Atmospäre. Dieses Buch beinhaltet auch den ersten Auftritt von wiederkehrenden Figuren wie Herb Tanzer oder Lia Burke. Typischerweise treten in Diane-Duane-Büchern sehr exotische Aliens auf - hier sind es also die Hamalki, eine spinnenartige Spezies. Eine von ihnen ist die Wissenschaftlerin K't'lk, die den Inversionsantrieb entwickelt hat und die Crew auf ihrer Mission begleitet. K't'lk gibt zwar die ganze Zeit einen unverständlichen wissenschaftlichen Kauderwelsch von sich, ist aber auf Grund ihrer umgänglichen und offenen Art eine sehr sympathische Figur, die ich gerne noch einmal wiedergesehen hätte. Der Roman beginnt in gemächlichem Tempo, aber auch dies ist man schon gewöhnt. Also wartete ich geduldig auf die Stelle im Buch, an dem die Handlung Fahrt aufnimmt. Leider sollte dieser Moment nie kommen. Die Enterprise-Crew schwafelte ununterbrochen über die traumartigen Erlebnisse während des Inversionsantriebes, und das auf eine unerträglich ausschweifende und gestelzte Art. Zwischendurch tauchte dann doch mal eine Stelle im Buch auf, an der ich dachte, es könnte doch noch ganz spannend werden: Man plant nämlich eine Untersuchung jenseits der Kleinen Magellanschen Wolke, trotz der drohenden Gefahr, dort in der festgefrorenen Zeit gefangen zu sein. Aber statt des erhofften packenden Abenteuers folgte nur noch mehr esoterisches Psychogebrabbel, das sich für mich wie die Beschreibung eines Drogentrips las. Ich fand überhaupt keinen Zugang zu dieser Geschichte und kämpfte irgendwann nur noch darum, den Roman irgendwie hinter mich zu bringen. Die schlechte Übersetzung tut ihr Übriges, um den ohnehin schon spärlich vorhandenen Lesespaß zusätzlich zu trüben. Mal abgesehen davon, ständig auf Anglizismen wie "Starship", "Star Base", "Maelstrom" und auf Kreationen wie "Navo-Computer" zu stoßen, scheint der Übersetzer auch ein echtes Faible für Bindestriche zu haben. Der Text ist gespickt mit Substantiven, die ohne Bindestrich zweifellos schöner aussehen würden: "Warp-Antrieb", "Energie-Verlust", "Ruder-Konsole" (autsch!), "Brücken-Crew", "Photonen-Torpedos", "Büro-Komplex", "Impuls-Triebwerke" etc. Da bekommt man Lust, das Buch in die nächste Müll-Tonne, - ähm, Mülltonne zu schmeißen! Erwähnenswert wäre da noch ein Widerspruch gegen den offiziellen Kanon: Auf Seite 182 erinnert sich Kirk daran, früher mal einem Buckelwal begegnet zu sein. Tja, als Star Trek-Romanautor hat man es wirklich nicht leicht. Wie soll man im Jahre 1983 darauf kommen, dass diese Spezies nur wenig später für ausgestorben erklärt wird? Fazit: Es tat mir noch nie so leid wie hier, einem Star Trek-Roman eine negative Gesamtbeurteilung zu verpassen, weil ich weiß, dass dieses Buch eigentlich gar nicht schlecht ist. Es liegt allein an mir, da ich überhaupt keinen Draht zu psychologischen Themen habe und mir das Buch schlichtweg zu hoch ist. Die Ansätze finde ich ausgesprochen interessant und auch die Chemie zwischen den Charakteren stimmt, aber die Umsetzung geriet so anstrengend und teilweise regelrecht unlesbar, dass ich sehr froh war, als ich das Buch endlich durchhatte.
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