Rezension zu "Liebt mich!" von Dianne Bates
Ritzen, Borderline-Syndrom, zwei Themen, die in aller Munde sind. Dass das alles kein Spaß ist, zeigt Dianne Bates in ihrem eindrucksvollen Roman "Liebt mich!", der möglichst vielen Teenagern zugänglich gemacht werden sollte.
Sophie lebt seit ihrem elften Lebensjahr bei verschiedenen Pflegefamilien. Ihre Eltern konnten sich nicht um sie kümmern und Onkel und Tante, bei denen sie aufwuchs, trennten sich, als sie elf war und niemand konnte oder wollte sie mitnehmen.
Jetzt, wo sie siebzehn ist, bekommt sie die Chance, zur Probe in einer Jugendwohngruppe mit Matt und Amy zusammen zu leben. Hier fühlt sie sich auch von der ersten Sekunde willkommen und wohl. Und auch in der neuen Schule läuft es gut, Sophie ist eine sehr gute intelligente Schülerin und integriert sich bereits nach kürzester Zeit. Aufgewühlte Gefühle beruhigt Sophie durch Schwimmen, das kalte Wasser hilft, klare Gedanken zu fassen und abzuschalten, was immer mal wieder sein muss. Regelmäßig besucht sie auch ihren Therapeuten Dr. Palmer, der ihr hilft, die Geschehnisse zu verarbeiten. Auf den ersten Blick läuft alles gut bei Sophie, ihr Neuanfang scheint gelungen.
Aber die Faszination Ritzen lässt Sophie nicht los und so fängt sie schon bald wieder damit an. Anfangs gelingt es ihr auch gut, die Spuren unter langen Pullovern zu verbergen. Doch als sie sich hemmungslos betrinkt, entdeckt ihre Mitschülerin Grete die verdächtigen Narben. Sophies mühsam errichtete heile Welt bricht wie ein Kartenhaus zusammen, sie landet in der geschlossenen Abteilung. Hier lernt sie die Therapeutin Helen Marshall kennen und ihr größter Wunsch wird wieder übermächtig: Liebt mich!
Dianne Bates hat in Australien bereits über neunzig Bücher veröffentlicht. "Liebt mich!" ist das erste, das in Deutschland veröffentlicht und sie trifft damit genau den Zahn der Zeit. Ritzen wird immer häufiger thematisiert, es wird zum traurigen Trend unter Jugendlichen und so ist es umso wichtiger, solch ein Buch zu haben, das einfühlsam das Gefühlschaos eines Teenagers schildert, aber auch schonungslos Ritzen und seine Folgen thematisiert. Bates' klare prägnante Sprache beschönigt nichts, lässt auch nichts aus und kommt sehr authentisch daher, dass man sich fragt, Fiktion oder Realität? Man möchte Sophie in den Arm nehmen, sie in die Familie aufnehmen, begreifen, warum sie sich immer wieder selbst verletzt und was in ihr vorgeht.
Ein Buch, das im wahrsten Sinn des Wortes unter die Haut geht und allen Schulen zur Lektüre empfohlen werden sollte!