Didier Decoin

 4,1 Sterne bei 23 Bewertungen

Lebenslauf

Preisgekrönter Schriftsteller und Drehbuchautor: Der preisgekrönte französische Schriftsteller Didier Decoin wurde 1945 im Pariser Vorort Boulogne-Billancourt als Sohn des bekannten Filmemachers Henri Decoin geboren. Nach seiner Ausbildung arbeitete Didier Decoin als Journalist bei verschiedenen Zeitungen wie Le Figaro und veröffentliche 1966 seinen Debütroman „Le Procès à l'Amour“. Der große Durchbruch gelang ihm im Jahr 1977 mit „John L'Enfer“ (dt.: „Fenster zur Hölle“, 1994): Die Erzählung über einen amerikanischen Ureinwohner, der im New York der 70er-Jahre als Fensterputzer an Wolkenkratzern arbeitet, wurde mit den größten französischen Literaturpreis, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet. 2017 widmete er das Buch „Le bureau des jardins et des étangs“ (dt.: „Das Ministerium der Gärten und Teiche“, 2018) seinen japanischen Vorbildern wie dem Autor Kawabata. Schriftsteller, Drehbuchautor und Festivalpräsident: Didier Decoins Werk umfasst Romane, Essays und Theaterstücke, zahlreiche Drehbücher und Adaptionen von Romanklassikern für das Fernsehen. Sein Drehbuch für die Miniserie „Der Graf von Monte Christo“ wurde 1999 mit dem Filmpreis Le Sept d'Or ausgezeichnet. Seit 1995 gehört Didier Decoin der Académie Goncourt an, die den gleichnamigen Preis verleiht, und wurde 2012 zum Präsidenten des jährlichen Fernsehfestivals in Biarritz gewählt. Didier Decoin lebt mit seiner Frau in der Normandie.

Alle Bücher von Didier Decoin

Cover des Buches Der Tod der Kitty Genovese (ISBN: 9783716026601)

Der Tod der Kitty Genovese

(18)
Erschienen am 28.02.2011
Cover des Buches Das Ministerium der Gärten und Teiche (ISBN: 9783608962376)

Das Ministerium der Gärten und Teiche

(4)
Erschienen am 30.08.2018
Cover des Buches Die schöne Buchhändlerin (ISBN: 9783426603932)

Die schöne Buchhändlerin

(1)
Erschienen am 01.09.1999

Neue Rezensionen zu Didier Decoin

Cover des Buches Der Tod der Kitty Genovese (ISBN: 9783716026601)
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Rezension zu "Der Tod der Kitty Genovese" von Didier Decoin

Wortklauber
Genovese-Syndrom

Am 13. März 1964 wird im New Yorker Stadtteil Queens die 30-jährige Catherine „Kitty“ Genovese überfallen, vergewaltigt und durch Messerstiche getötet. Der Täter, Winston Moseley, Büroangestellter, verheiratet, Vater zweier Kinder, kein Ersttäter, wird wenige Tage darauf festgenommen. Ein misstrauischer Nachbarn hatte die Polizei verständigt, der den schwarzen Mann dabei beobachtet hatte, wie der einen Fernseher aus einem Haus schaffte.

Der traurige Fall erlangte wenig später Berühmtheit, mündete sogar in der Benennung als Genovese-Syndrom oder Bystander-Effekts, weil - angeblich - 38 Nachbarn Zeugen des Überfalls auf die junge Frau gewesen sein sollten und es fast alle nicht oder erst zu spät für nötig befunden haben sollten, die Polizei zu informieren oder gar der Frau direkt beizustehen.

Warum? Aus Angst um die eigene Person? Weil keiner sich in eine vermutete Auseinandersetzung unter einander Bekannten einmischen wollte? Man darauf vertraute, dass bestimmt andere aktiv werden würden?

Basierend auf diesem tatsächlich passierten Mord hat der französische Autor Didier Decoin den im Original 2009 (2011 auf deutsch) veröffentlichten Roman „Der Tod der Kitty Genovese“ geschrieben.

Erzähler ist ein Mann, der seinerzeit mit seiner Frau im Haus gegenüber von Kitty Genovese gewohnt hat (später zieht er weg, und zwar in die Nähe eines guten Angelgewässers). Noch in Queens, schreibt er eigentlich einen Roman übers Angeln.

Das gut situierte, intellektuelle Paar (sie ist Übersetzerin) war in der betreffenden Nacht nicht zu Hause, wird aber dennoch in den Fall hineingezogen, als sie der Journalist aufsucht, der Wochen später, als längst andere Themen die Gazetten bestimmen, den Artikel veröffentlichen wird, der die Gewalttat gegen Kitty Genovese erst richtig bekannt macht.

Der Roman ist teils berichtend nüchtern erzählt, teils aber auch durchaus opulent, zum Beispiel da, wo in einem Satz über 10 Zeilen von Jack Kerouac die Rede ist, der im selben Viertel wie der Täter gewohnt und „unzählige Versionen von Unterwegs“ überarbeitet hatte. Kerouac hatte nichts mit dem Fall zu tun, es tut auch „eigentlich“ nichts zur Sache, wer er ist und woran er gearbeitet hat - und doch ist er Teil dieses Umfelds und der Zeit und bereichert das Setting dieses Romans (dem man zudem mit gut 150 Seiten nicht gerade den Vorwurf der Geschwätzigkeit machen kann).

Ich hatte Schwierigkeiten, in den Roman hineinzukommen, weil er durch die nüchternen, zum Teil, wie es scheint, rein zitierenden Passagen auch nicht allzu gefällig aufgebaut ist. Als diese anfänglichen Schwierigkeiten mit der Montage aber erst einmal überwunden waren, habe ich den Roman gerne gelesen. Der Erzähler, auch wenn sein Interesse „eigentlich“ bei Fischen liegen mag, scheut sich nicht, in die handelnden Charaktere zu schlüpfen, einschließlich der des Opfers und des Täters. Das kann heikel sein, gelingt ihm (und damit Decoin) aber geradezu beklemmend gut.

Eine Szene, die ich geradezu für ein Musterbeispiel von „Show don’t tell“ halte: Das Paar überlegt, ob sie Genovese vielleicht in einer Vorführung zweier Kurzfilme (Jean Genet und Andy Warhol) gesehen haben könnten, die sie letztendlich in Handschellen verlassen mussten, da diese Filme ihres Inhalts wegen ganz offensichtlich gegen herrschende Moral verstießen. Dieses und andere Details bewirken, dass man dem Roman sofort sowohl den Ort als auch die Zeit abnimmt: So muss es gewesen sein, das New York der 1960-er Jahre.

Für einen Krimi halte ich den Roman nicht, geschweige denn ein nacherzähltes Stück True Crime. Er enthält allerdings Passagen, die gerade wegen der offenen, reflektierten, kaltblütigen Art des Täters und des Vermögens des Autors, aus seiner (angeblichen) Sicht zu erzählen, mitunter schwer erträglich sind.

Heute weiß man: Kaum etwas ist vollständig so, wie es zunächst behauptet wird. (Dass der Täter ausgerechnet durch einen vermuteten Einbruch einem Nachbarn auffiel (wenn es um Eigentum geht, passt immer einer auf, wenn eine Frau um ihr Leben kämpft, eher nicht?!), ist ein Detail, das man einem Autor eines fiktiven Romans wahrscheinlich nicht abnehmen würde.) 38 Augenzeugen des Mordes an sich waren es nicht, wohl aber etliche Augen- und Ohrenzeugen des ersten Angriffs. Und davon verließen sich die meisten auf andere, die an ihrer Stelle handeln sollten (während andere Schwierigkeiten hatten, einen Notruf schnell genug abzusetzen; die zentrale Nummer 911 wurde erst nach dem Mord an Kitty Genovese eingerichtet). Auch zeigt der Roman, dass Verkehrungen der Tatsachen mitunter länger im kollektiven Gedächtnis bleiben als deren wahrer Kern.

Der Franzose Didier Decoin ist Jahrgang 1945 und hat 1977 den Prix Goncourt für einen Roman namens „John l’enfer“ („Das Fenster zur Hölle“) erhalten, der ebenfalls in New York spielt. Er kommt aus dem Journalismus und hat neben Romanen auch Drehbücher geschrieben. 

Cover des Buches Das Ministerium der Gärten und Teiche (ISBN: 9783608962376)
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Rezension zu "Das Ministerium der Gärten und Teiche" von Didier Decoin

Tigerkatzi
Japan mit Eigenarten

Japan im 12. Jahrhundert: Der vom Kaiser begünstigte Karpfenfischer Katsuro kommt ums Leben, und es gibt nur eine Person, die ihn ersetzen kann. Miyuki, seine junge Frau, weiß um das geheime Leben der Karpfen. Also begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise, um die wertvolle Fracht an den Kaiserlichen Hof zu bringen.

Dies ist ein Roman, der mich von Beginn an begeisterte und genau die richtige Atmosphäre schuf, um mich ins mittelalterliche Japan zu versetzen.
Leider ließ auf halber Strecke der Zauber und somit meiner Begsiterung rapide nach. Im gesamten Buch spielt Sexualität eine gewichtige Rolle. Das ist in Ordnung. Bis zu einem gewissen Grad. In einer Szene, über 50 Seiten, nimmt das Ganze eine (für mich) groteske Form an, die stark an Skurrilität grenzte und eigentlich nur noch nervte. Da ist man schonmal kurz davor ein Buch abzubrechen.
Danach wird es wieder angenehmer und die tolle Atmosphäre in der kaiserlichen Stadt kommt zurück. Immer wieder kommt es jedoch zu seltsamen Szenen, in denen zum Beispiel über Seiten hinweg bestimmt Fetische beschrieben werden, die mich mit fragenden Augen und Kopfschütteln zurückließen: Was soll das alles???
Leider kenne ich mich in der japanischen Geschichte nicht gut genug aus, um einzuschätzen wie relevant diese Szenarien sind. Dennoch denke ich, dass das Buch sehr gut recherchiert ist, zumal der Autor 12 Jahre daran geschrieben hat.
Das Ende ist dann wieder hinreißend und genial, sodass ich gern mehr davon gelesen hätte.

Etwas weniger verstörend-Seltsames, dann ist es ein großartiger Roman, der mit einer atemraubenden Atmosphäre besticht.

Cover des Buches Das Ministerium der Gärten und Teiche (ISBN: 9783608962376)
Xandrins avatar

Rezension zu "Das Ministerium der Gärten und Teiche" von Didier Decoin

Xandrin
Ich kann zu dem Buch keine eindeutige Aussage machen

ch kann zu diesem Buch keine klare Aussage machen ob ich es gut fand oder nicht.
Das Positive:
Der Schreibstil auch in der Übersetzung ist teils sehr poetisch und zeichnet ein wunderbares Bild , wie man es von alten japanischen Bildern kennt die vor dem geistigen Auge Gestalt annehmen. Es ist mehr die Geschichte einer Reise , es gibt keinen Spannungsbogen im üblichen Sinn.
Das Negative:
Es gibt sehr ausschweifende , langatmige Passagen die mit der gesamten Handlung nichts zu tun haben und auch nichts zur Geschichte beitragen.
Die teils sehr detaillierten Sexszenen wirken störend und unpassend in der sonst harmonischen Erzählung , sie tragen auch nichts sinnvolles zur Handlung bei und sind überflüssig. Das Ende habe ich als sehr überstürzt empfunden . Das Buch war einfach plötzlich aus so das ich dachte , was soll das jetzt .
Es hätten wenigstens noch ein paar Sätze gefehlt um das Ende harmonisch abzurunden , das hätte dem Buch in jedem Fall gut getan .
Ich möchte weder von dem Buch abraten noch es empfehlen.

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Zusätzliche Informationen

Didier Decoin wurde am 13. März 1945 in Boulogne-Billancourt (Frankreich) geboren.

Community-Statistik

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