Rezension zu "(K)ein Platz für Schwarze" von Dieter Bogg
1000 Tage Privatasyl
Ein Buch über ein Ehepaar, das einen Flüchtling aufnimmt und einen Staat, der sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt.
Ein Mann kommt von einer Dienstreise nach Hause. Seine Frau versperrt ihm im Wohnzimmer den Weg, umarmt ihn, reicht ein Glas ein Glas Wein – der Mann wundert sich über die Begrüßung, die Frau ringt nach Worten: Im Gästezimmer wartet ein junger nigerianischer Flüchtling – wird es ihr Mann erlauben, dass der Flüchtling in der Wohnung bleiben darf?
„Also gut“, sagt der Mann schließlich zu seiner eigenen Überraschung. „es wird schon gehen, für zwei Wochen ist das sicher zu machen.“ Aus den zwei Wochen werden knapp drei Jahre, 1000 Tage, die der Nigerianer in der Wohnung von Dieter und Susan Bogg verbringt.
„(K)ein Platz für Schwarze“ heißt das Buch, das Dieter Bogg über diese gemeinsame Zeit mit Faith, über das Vorher, die Flucht aus Nigeria, und das Nachher, die Integration in Österreich, verfasst hat. „Niemals aufgeben“, wäre ebenfalls ein passender Titel für das Buch, denn der bürokratische Spießrutenlauf, der für die Boggs mit der Aufnehme von Faith anfängt, erinnert nicht nur einmal an Kafkas „Prozess“.
Aber nicht nur der Staat stellt den Boggs und ihrem Schützling Hürden in den Weg. Auch das Zusammenleben zwischen dem traumatisierten Flüchtling aus Afrika und der österreichischen Familie mit ihren eigenen Sorgen ist alles andere als einfach. – und lasst Dieter Bogg nicht nur einmal fragen: „Wie halten wir durch?“ Boggs Antwort klingt einfach und ist doch sehr schwer: „Als Christen sind wir nun einmal verpflichtet, Obdach zu geben und um einen Ausweg zu beten.“
Wolfgang Machreich, Die Furche April 2005