Rezension zu Ich war Hitlers Schutzengel von Dieter Kühn
Rezension zu "Ich war Hitlers Schutzengel" von Dieter Kühn
von taciturus
Rezension
taciturusvor 14 Jahren
In diesem Buch versammelt Dieter Kühn vier Essays, die sich mit der Vergangenheit, und wie sie hätte sein können, beschäftigen. In zwei Essays entwirft er Szenarien eines alternativen Geschichtsverlaufs. Eines der Attentate auf Hitler führt zum Erfolg. Die erste dieser Erzählungen nimmt sich der Frage an, wie die Geschichte unter einem Kanzler Göring verlaufen hätte können. Welche Maßnahmen hätte dieser ergriffen, wo hätte sich seine Vorgehensweise von jener Hitlers unterschieden. Die zweite dieser Abhandlungen entwirft darüberhinaus ein Szenario, wie die Machtübernahme nach einem Attentat vor sich gegangen wäre. Wie ein Kampf um die Nachfolge entschieden worden hätte können und welche weltpolitischen Umwälzungen sich daran hätten knüpfen können. Für mich war aber eine andere Geschichte klar und eindeutig das Herzstück dieses Buches und zugleich die lesenswerteste Geschichte. Ein Rechenschaftsbericht eines Schutzengels, aber nicht irgendeines Schutzengels, sondern jener, der die Aufgabe hatte, Hitler zu schützen. So berichtet dieser von seiner inneren Zerrissenheit sechs Jahrzehnte nach dem Tod Hitlers. Einerseits nach Anerkennung und Lob heischend, da er seinen Auftrag erfolgreich erfüllen konnte, seine Pflicht getan hat, andererseits von den Zweifeln zerfressen, da sein Einschreiten, mit dem er ein Leben bewahrt hat, die Ermordung von Millionen Leben ermöglicht. Zum Abschluss findet sich eine weitere Geschichte zum Umgang mit der Vergangenheit. Ein Taucher, der am Grunde eines Sees Statuen von Hitler und einen Nazischatz entdeckt. Wie damit umgehen. Diese Figur findet einen besonders „political correcten“ Weg. Insgesamt sind alle vier Geschichten sehr lesenswert, regen zum Nachdenken kann, haben Humor und eröffnen neue Perspektiven auf die Vergangenheit.