„Wir stehen nun an einem Scheidewege. Doch es ist nicht, wie in Robert Frosts bekanntem Gedicht, gleich gut, wohin wir uns wenden. Der Weg, den wir seit langem eingeschlagen haben, ist trügerisch bequem, eine glatte moderne Autobahn, auf der wir mit großer Geschwindigkeit vorankommen. Doch an ihrem Ende liegt Unheil. Der andere Weg, der abzweigt, ist weniger befahren, doch er bietet uns die letzte und einzige Möglichkeit, ein Ziel zu erreichen, das die Erhaltung unserer Erde sichert.“ (S.270)
Dies schrieb Rachel Carson mahnend in ihrem wichtigsten Buch „Der stumme Frühling“. Ihr Kampf gegen den unbegrenzten Einsatz von Insektiziden und anderen chemischen Giftstoffen machte sie Anfang der 1960er zu einer Pionierin der Ökologie und des Umweltschutzes.
Rachel Carson wurde 1907 in der Nähe von Pittsburgh, Pennsylvania, geboren. Sie erfuhr ein hohes Maß an Bildung, war schon als Kind literarisch begabt und sehr an Naturbeobachtungen interessiert. Dieser Zwiespalt zwischen Literatur und Biologie verfolgte sie bis ans College, bevor sie sich endgültig für Biologie entschied. Nach ihrem Master in Zoologie (Vertiefung in Meeresbiologie) bekam sie eine Stelle in der US-Fischereibehörde. Dort wurde aber schnell neben ihrem wissenschaftlichen auch ihr literarisches Talent erkannt und sie kümmerte sich unter anderem um Publikationen der Behörde. Sie schrieb erste eigene Artikel für Zeitschriften und Magazine und schließlich auch mehrere Bücher über das Meer, die zu Bestsellern wurden und ihr finanzielle Unabhängigkeit brachten. So konnte Carson sich ihrem größten Projekt widmen: Dem Kampf gegen den maßlosen Einsatz von Insektiziden wie DDT. 1962 erschien unter großem Medienecho ihr Buch „Silent Spring (Der stumme Frühling)“. Das Buch löste eine große Diskussion über den Einsatz von chemischen Mitteln aus und gilt als Ausgangspunkt der amerikanischen Umweltschutzbewegung. Carson wurde von der Industrie und Teilen der Wissenschaft stark angefeindet, fand aber in der Öffentlichkeit und durchaus auch in der Administration Gehör. Allerdings litt sie schon seit längerem an einer Krebserkrankung. Weitere Projekte konnte sie nicht mehr verwirklichen. Rachel Carson starb im April 1964.
Autor des Buches ist Dieter Steiner, Professor im Ruhestand für Geographie und Humanökologie. Er beschreibt das Leben Rachel Carsons sehr detailliert, mit zahlreichen Quellen, chronologisch von der Kindheit bis zum Tod. Dabei lässt er durchaus sehr Bewunderung für diese mutige Frau durchblicken. Er trägt auch die private Seite von Carson vor, allerdings liegt das Hauptaugenmerk auf der wissenschaftlichen und publizistischen Arbeit und den Reaktionen hierauf. Hier muss ich allerdings auch eine wesentliche Kritik äußern: Dass Steiner seitenlang aus Carsons Werken zitiert, macht das Buch streckenweise sehr zäh.
Rachel Carson ist eine Frau, von der ich vorher kaum nur mal vage etwas gehört hatte und dementsprechend fand ich ihre Biografie auch interessant. Allerdings ist der Stil des Autors schon ziemlich spröde und langatmig. Um ehrlich zu sein, habe ich mehrfach Seiten überblättert. Aber immer wieder wurde es auch sehr interessant. Auch das Nachwort hat mich überzeugt. Daher gebe ich insgesamt eine durchschnittliche Bewertung.