Rezension zu "Zwischen Himmel und Hölle" von Dieter Sudhoff
In "Zwischen Himmel und Hölle- Karl May und die Religion" befassen sich mehrere Literaturwissenschaftler und Theologen mit der Darstellung von Religionen im Gesamtwerk Karl Mays. Ich bin vielleicht der durchschnittliche Karl May-Leser, der die Bücher als Kind gelesen hat, aber nicht alle. Mir ist als Kind durchaus aufgefallen, dass Glaubensthemen in diesen Abenteuerromanen vorkommen. Mir war bisher jedoch gar nicht bewusst, was für ein spiritueller Mensch Karl May war und dass die Beschäftigung mit den Weltreligionen sein gesamtes Werk durchzieht und ein zentrales Motiv seines Schaffens war. "Zwischen Himmel und Hölle" beschreibt Karl Mays religiöse Einstellung bzw wie May das Christentum darstellt, seine Auseinandersetzung mit den anderen Weltreligionen und mit der Spiritualität. Karl May war ein sehr religiöser Mensch, der sich auf die Suche nach Gott begab und Kritik übte an äusseren leeren Ritualen. In seinen Geschichten verweist er auf Taten der Nächstenliebe und auf einen liebenden Gott. Karl May war in seinem ganzen Schaffen bzw. auch mit seiner Biographie heftiger Kritik und Anfeindungen ausgesetzt. Obwohl er Protestant war, beeindruckte ihn während seiner Haftstrafe die Fürsorge eines katholischen Katecheten sehr. Da die Öffentlichkeit ihn für katholisch hielt, kam es zu einem Skandal als sich herausstellte, dass er es nicht war. Die katholische Kirche lobte Mays Arbeit einerseits, andererseits griffen ihn Katholiken an, anonym wurde sogar Anzeige beim Vatikan erstattet. Anderen missfiel generell Mays Beschäftigung mit Religion. Einige Journalisten hatten es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu demontieren. Je nach Zeitgeist fällt auch die Bewertung Mays Religionsdarstellungen aus. Besonders brisant scheint dabei heute seine Darstellung des Islam. "Zwischen Himmel und Hölle" beleuchtet die Darstellung der Religion in Mays Schriften sowie die damalige öffentliche Auseinandersetzung mit Karl May als Christ und mit dem Religiösen in seinem Werk. Einige Abbildungen von Dokumenten. "Zwischen Himmel und Hölle" offenbart einen Karl May, der trotz oder wegen seiner eigenen Dämonen getrieben war von der Hinwendung zu Gott, zum Guten, zum Schönen, zum Licht und zur Nächstenliebe. Es zeigt einen Christen, der mit Dogmen brach und Scheinheiligkeit ohne Taten und Liebe anprangerte und diese Problematik auch auf andere Religionen übertrug. Karl May ist ein Schriftsteller, der polarisiert, so wie seine ganze Biographie polarisiert. Er ist aber auch ein Mensch, der fasziniert, da er immer zu pendeln scheint zwischen Lüge und Poesie, zwischen Betrug und Kunst, zwischen Starruhm und Ächtung- eben zwischen Himmel und Hölle.