Rezension zu "Wolken am Horizont" von Rosamunde Pilcher
Eine gut entwickelte und kunstvoll inszenierte Geschichte erzählt Rosamunde Pilcher in diesem kürzeren Werk, das verglichen mit ihren monumentalen Romanen relativ kompakt daherkommt und auf sehr unmittelbare Weise berührt.
Obwohl Pilcher sehr viele Handlungsstränge, Vor- und Nebengeschichten auf dreihundert Seiten transportiert, geht der Spannungsbogen nicht verloren, sondern verstärkt sich im letzten Drittel nochmals. Am Ende ist es - wie oft bei Pilcher - vielleicht einen Tick zu dick aufgetragen, aber letztlich gehört das zu dieser Art von Literatur, dem Melodrama der leichten Art, einfach dazu.
Die Einzelschicksale variieren die üblichen Themen im Pilcher-Kosmos: Ehe-Drama, Vater-Tochter-Verhältnis, sich immer wieder neu ergebende Beziehungskonstellationen, die zu neuen Familienstrukturen führen (anno 1984, im Jahr des Erscheinens dieses Buchs, nannte man das wohl noch nicht „Patchwork“), Einsamkeit, das Suchen und (unverhoffte) Finden der Liebe - das alles auf fesselnde Weise erzählt, schwelgerisch, voller Atmosphäre und in stets einnehmendem Ambiente.
Ich habe keine Probleme damit, dass Pilcher die Grenze zum Kitsch oft streift und (besonders am Ende) auch hier und da überschreitet, gönne mir gern mal eine Dosis Unterhaltung pur - zumal die Autorin stets weiß, was sie schriftstellerisch tut und wie sie die Leserin (und dem einen oder anderen Leser, wie mir) mitreißen kann.